Der Tod ist nicht die Endstation. Jesus hat das Grab verlassen. Er lebt! Und schickt uns: Sagt es weiter! Sagt es allen!
Der Tod ist nicht die Endstation. Jesus hat das Grab verlassen. Er lebt! Und schickt uns: Sagt es weiter! Sagt es allen!
Evangelienkommentar von Kardinal Schönborn
für den Ostersonntag, 8. April 2007,
(Joh 20,1-9)
Ostern ist Anfang, nicht Ende. Der Ostersonntag ist "der erste Tag der Woche". So heißt er heute im Evangelium. Wir wünschen einander am Freitag "ein schönes Wochenende". Ich widerspreche dem immer. Der Samstag ist der letzte Tag der Woche, das Wochenende. Der Sonntag ist der erste Tag der neuen Woche. Er ist der Anfang, nicht das Ende. Mit ihm beginnt das Neue. Er ist der Tag der Auferstehung. Mit ihr fängt alles an. Ohne die Auferstehung wäre wirklich alles zu Ende. Dann wäre es richtig, beim "Wochenende" zu bleiben.
Dann hätte das Grab das letzte Wort. Dann wäre der Friedhof das Ende, auf das alles Leben hinausläuft. Unerbittlich, gnadenlos. Schluss und Aus. So war auch die Stimmung in Jerusalem, an diesem ersten Tag der Woche. Jesus liegt im Grab. Am Kreuz, dem grauenvollen Marterpfahl, war alle Hoffnung der Anhänger Jesu gestorben.
Ganz tot war die Hoffnung nicht, denn die Liebe war nicht gestorben. Sie hofft über den Tod hinaus. Noch ist es dunkel draußen. Schon geht Maria aus Magdala hinaus zu dem Garten, nahe dem Richtplatz, Schädelstätte oder Golgatha genannt, wo ein frommer Mann das Felsengrab zur Verfügung gestellt hat.
Noch ist die Hoffnung nicht tot, weil die Liebe nicht gestorben ist. Da droht auch der letzte Funken Hoffnung zu erlöschen. Maria findet das Grab offen - und leer. So hat man ihr auch das Letzte noch geraubt. Nicht nur, dass sie ihn, den geliebten Meister, umgebracht haben. Auch seine Leiche hat man noch geschändet.
Die zwei herbeigeeilten Apostel können den Schrecken nur bestätigen. Die Leiche ist weg. Nur eines überrascht sie: Wieso liegt das Grabtuch da, und auch das Schweißtuch von seinem Gesicht? Hätte man die Leiche gestohlen, dann sicher eingewickelt wie sie da lag. Ein Rätsel. Ratlos gehen die beiden wieder weg.
Maria aber bleibt. Alles ist nur noch Trauer und Tränen. Bis da ein Mann hinter ihr steht und sie nach dem Grund ihrer Tränen fragt. Wer ist er? Der Gärtner? Ob er weiß, wohin die Leiche Jesu verlegt wurde?
"Maria!" Er nennt sie bei ihrem Namen. Da erkennt sie Ihn. Er ist es! Er lebt! Unfassbarer Anfang. Alles beginnt. Kein Festhalten, kein Auskosten dieses wunderbaren Augenblicks: "Geh zu meinen Brüdern!" Sage ihnen, dass ich lebe und immer bei ihnen bleibe, weil ich immer bei Gott bin, "meinem Vater und eurem Vater".
Deshalb ist der Sonntag der Anfang und nicht das Ende. Deshalb beginnt mit dem Ostersonntag etwas, das nie mehr zu Ende geht. Der Tod ist nicht die Endstation. Jesus hat das Grab verlassen. Er lebt! Und schickt uns: Sagt es weiter! Sagt es allen!
Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war.
Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen, und wir wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat.
Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen dorthin, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging aber nicht hinein.
Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.
Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie wussten noch nicht aus der Schrift, dass er von den Toten auferstehen musste.
Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück.
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat.
Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen.
Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.
Maria von Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.