Die Firmung ist Sakrament. Nicht nur ein äußerlicher Ritus, ein – hoffentlich – schönes Fest, sondern ein Stück göttlichen Lebens, ein Funke Gottes wird in den Menschen gelegt. Und immer ist dann die Hoffnung da, dass dieser Anfang sich entfaltet.
Die Firmung ist Sakrament. Nicht nur ein äußerlicher Ritus, ein – hoffentlich – schönes Fest, sondern ein Stück göttlichen Lebens, ein Funke Gottes wird in den Menschen gelegt. Und immer ist dann die Hoffnung da, dass dieser Anfang sich entfaltet.
Gedanken zum Evangelium, von Kardinal Christoph Schönborn, am Sonntag, 14. Juni 2015. (Markus 4,26-34)
In den Wochen nach Ostern bin ich viel unterwegs, um das Sakrament der Firmung zu spenden. Mich beeindruckt, wie viele junge Menschen jedes Jahr in Österreich die Firmung empfangen. 2014 waren es beachtliche 48.876! Sie haben sich meist über Monate hin vorbereitet, in Firmgruppen, unterstützt von ehrenamtlichen Firmhelfern, in wöchentlichen Firmstunden, in gemeinsamen Wochenenden, durch pfarrliche Aktivitäten. Der Tag der Firmung ist dann das krönende Fest.
Wenn ich in die Gesichter der Jugendlichen blicke, denen ich die Firmung spende, bewegt mich immer die Frage: Was wird dir das Leben bringen? Was wird dir gelingen? Wie wirst du mit Glück und Leid umgehen? Und: Was bewirkt wohl die Firmung in deinem Leben? Ändert sich etwas? Bleibt sie ein schönes Fest ohne Nachhaltigkeit? Eine Zeremonie, die dazugehört, ein traditioneller Ritus?
Mir hilft das heutige Evangelium, um für mich eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Als Firmspender bin ich wie dieser Mann, der die Saat auf den Acker sät. Die Firmung ist wie ein Samenkorn, das in den Acker des Lebens dieser jungen Menschen gesät wird. Was wird daraus werden? Wird die Saat aufgehen? Wird sie gut wachsen? Wird die Frucht reifen? Oder, wie es das zweite Gleichnis Jesu sagt, wird daraus ein Baum werden, mit großen Zweigen, in denen „die Vögel des Himmels nisten können“?
Nicht nur bei der Firmung stelle ich mir diese Frage, auch bei der Taufe. Oder bei der Heirat. Sind nicht alle diese Feiern so etwas wie eine Aussaat? Ein Samen wird gesät, ein Keim eingepflanzt. Taufe, Firmung, Ehe sind Sakramente. Nicht nur ein äußerlicher Ritus, ein – hoffentlich – schönes Fest, sondern ein Stück göttlichen Lebens, ein Funke Gottes wird in den Menschen gelegt. Und immer ist dann die Hoffnung da, dass dieser Anfang sich entfaltet.
Die beiden kleinen Gleichnisse Jesu enthalten zwei hoffnungsvolle Botschaften. Die erste sagt: Macht euch keine zu großen Sorgen! Die Saat wächst von selber. Ob der Bauer schläft oder wacht, „der Same keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.
„Von selbst“: Das ist das Schlüsselwort. Der Bauer kann das Wachsen nicht beschleunigen. Er kann es nur beobachten. Er darf vertrauen, dass sie wächst. Das denke ich mir oft bei den Kindern, die ich taufe; bei den Jugendlichen, die ich firme; bei den Erwachsenen, die ich traue: Jedes Mal sät Gott einen Samen seines Lebens in die Herzen. Und er selber sorgt dafür, dass das Gesäte wächst und gedeiht. Heißt das: Wir brauchen nichts selber dazu tun? Nein, sicher nicht! Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott mit jedem Menschen einen eigenen Weg geht.
Das zweite Gleichnis sagt: Kleine Ursache - große Wirkung! Das Senfkorn ist ein winziger Samen. Aber es wächst daraus eine riesige Staude.
Die Taufe, die Firmung, die Heirat, sind auf das Erste gesehen kleine Zeichen, auch wenn die Feiern, das Drumherum, sehr ausgeschmückt wird. Doch aus dem winzigen Samenkorn des Sakraments kann ein kräftiger Lebensbaum wachsen. Nochmals: Brauchen wir nichts dazu tun?
Doch: Wachsen kann die Saat nur, wenn der Boden gut ist. Hoffen wir, dass wir für Gottes Aussaat ein gutes Erdreich bieten!
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst, und der Mann weiß nicht, wie.
Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.
Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?
Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, so dass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.
Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten. Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.