Freitag 26. April 2024
Stellungnahmen von Kardinal Christoph Schönborn

Dechanten sind verantwortlich für Einheit der Kirche

(26.6.2012) Grundsatzentscheidung Kardinal Schönborns: Aufruf zum Ungehorsam steht Ernennung zum Dechanten entgegen.

Am 10. Mai hat der Priesterrat der Erzdiözese Wien über den Aufruf zum Ungehorsam der Pfarrer-Initiative diskutiert. Dabei hat Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn erneut festgestellt, dass er den Diskurs über die Themen der Pfarrer-Initiative weiterhin führt, aber dass ein Aufrufen zum Ungehorsam die innere Einheit der Kirche gefährdet. Er werde daher niemanden zum Dechanten ernennen, der am Aufruf zum Ungehorsam festhält. Zu den wichtigsten Aufgaben eines Dechanten gehört der Dienst an der Einheit, indem er darauf zu achten hat, dass in seinem Dekanat die Ordnung der Kirche eingehalten wird.

 

Wenn künftig ein Mitglied der Pfarrer-Initiative zur Ernennung vorgeschlagen wird, wird der Erzbischof daher auf einer Distanzierung vom Ungehorsamsaufruf bestehen. Als Beispiel für eine ausreichende Erklärung nannte der Erzbischof im Priesterrat das Zeugnis eines Dechanten, der in derselben Sitzung seinen Gehorsam als einen kritischen Gehorsam definiert hat, der auch Auseinandersetzungen mit dem Bischof zulassen müsse, aber klargestellt hat, dass er auch bei inhaltlich unterschiedlicher Positionierung die Einheit mit der Kirche, repräsentiert durch den Bischof, nicht aufgeben würde.

 

 

Mag.Meidinger weiterhin Pfarrer

 

Im Juni wurde diese Regelung erstmals durch das Auslaufen der Funktionsperiode des Dechanten im Dekanat Piesting konkret. Am 11. Juni hatte Kardinal Schönborn ein Gespräch mit dem zur Wiederbestellung vorgeschlagenen Dechanten Mag. Peter Meidinger. Er bat ihn dabei entweder um die Beendigung der Mitgliedschaft bei der Pfarrer-Initiative oder um ein anderes Zeichen der Distanzierung vom Aufruf zum Ungehorsam, etwa in einer Stellungnahme der oben genannten Art im Forum des Priesterrates. Am nächsten Tag hat ihm Dechant Meidinger mitgeteilt, dass er unter diesen Umständen für eine weitere Funktionsperiode nicht zur Verfügung stehe. Sein Pfarramt bleibt davon aber unberührt, Peter Meidinger ist also weiterhin uneingeschränkt Pfarrer.

 

Kardinal Schönborn hat dies zur Kenntnis genommen und Pfarrer Meidinger für seinen langjährigen engagierten Dechantendienst gedankt. Zum neuen Dechant des Dekanats Piesting hat er den ebenfalls von der Dekanatsversammlung vorgeschlagenen Moderator von Steinabrückl und Wöllersdorf, Mag.Waclaw Stanislaw Radziejewski ernannt, zu dessen Stellvertreter Pfarrer Mag. Paul Jachim.

 

Mit der Ernennung des aus Polen stammenden Mag. Radziejewski soll, so erklärte Kardinal Schönborn, auch der ausdrückliche Dank und die Anerkennung für die vielen hervorragenden Priester verbunden sein, die aus anderen Ländern zu uns kommen, um hier in der Seelsorge Gutes zu tun.

 

 

Dechant: Vertrauensstellung im Auftrag des Bischofs

 

Die 660 Pfarren der Erzdiözese Wien sind in 54 Dekanate unterteilt, denen jeweils ein Dechant vorsteht. Der Dechant (festgelegt im Canon 553 des Kirchenrechts) ist ein Helfer des Bischofs und handelt in dessen Auftrag (anders als etwa die Bischofsvikare, die eigene Jurisdiktionsgewalt haben). Er übt dieses Amt neben seiner Pfarrerstätigkeit aus und ist für die Betreuung der Priester des Dekanats und für die gemeinsamen seelsorglichen Aufgaben zuständig, weiters hat er sicherzustellen, dass die Ordnung der Kirche eingehalten wird, z.B. indem die Gottesdienste nach den liturgischen Vorschriften gefeiert werden, und kontrolliert die einzelnen Pfarrverwaltungen. Der Bischof ist in der Ernennung der Dechanten frei, wobei ihm die Dekanatsversammlung (Klerus und Laienvertreter) Vorschläge unterbreitet. Die Amtsperiode beträgt in der Erzdiözese Wien fünf Jahre, eine Wiederbestellung ist zulässig.

 

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