Mittwoch 31. Dezember 2025

"Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt"

 

Im Buch „Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt“ analysiert Jan Loffeld, der an der Tilburg University School of Catholic Theology in Utrech /NL Pastoraltheologie lehrt, schonungslos und faktenbasiert die reale Situation der Gesellschaft. Als Beispiel erwähnt er die Option des „Apa-Theismus“, den er als „die säkulare Option“ sieht. Damit ist gemeint, dass eine große Mehrheit der Menschen heutzutage „noch nicht mal mehr die Frage“ hat, „die der Glaube beantworten möchte“. Man kann den Apatheismus auch als „religiöse Gleichgültigkeit“ beschreiben.

 

Loffeld macht deutlich, und formuliert es als „für viele bittere Einsicht“, dass pastorale Qualität kaum von Erfolg gekrönt wird, und dass man sich diesbezüglich weder Hoffnungen noch Vorwürfe zu machen braucht. Er zeigt auf, dass sich bei vielen Seelsorgenden das „Gefühl ,pastoraler Vergeblichkeit‘“ breit macht. Er plädiert dabei für das vielleicht schmerzhafte Eingeständnis, „dass der Glaube bzw. die Religion an sich, ja sein Angebot, das einen Unterschied machen will, von immer mehr Menschen nicht mehr gebraucht werden.“ Das Bedürfnis ist schlicht und einfach nicht mehr vorhanden.

 

Spiritualität der Transformation

Loffeld bleibt jedoch nicht nur bei der Analyse, sondern bietet auch Beispiele, wie man mit der Situation umgehen kann. Zum einen plädiert er für eine „Spiritualität der Transformation“, die das Wesen des Karsamstages beschreibt. Was an der Oberfläche als augenscheinliche Leere zu finden ist, bedeutet nicht, dass darunter nichts geschieht. Es ist nur nicht machbar – es geschieht!  Der Karsamstag „beinhaltet die Andeutung einer neuen Gestalt und zugleich das radikale Nichts. Eine Leere, die sein muss, damit Neues wirklich werden und wachsen kann.“ In der gegenwärtigen Zeit des Christentums (in Europa) ist „Ohnmacht ein Ort der Gotteserfahrung“. Es ist die Erfahrung der Saat, die im Winter wächst.

 

Spiritual Care

Noch bevor Loffeld in seinem Buch auf Spiritual Care zu sprechen kommt, verweist er auf die notwendige therapeutische Erfahrung des Glaubens. Die Praxis zeige, so Loffeld, „dass eine Relevanz des Glaubens sich überall dort einstellt, wo Menschen durch diesen Glauben eine für sie heilsame Erfahrung gemacht haben.“ Dabei verweist er auf Isidor Baumgartner, der diese Zusammenhänge bereits in den 1990er Jahren beschrieben hat. Sowohl die therapeutische Erfahrung wie auch die narrative Dimension christlichen Glaubens haben im säkularen Umfeld eine herausragende Bedeutung.

Als Beispiel, „in dem bereits selbstverständlich … die heilsame“ und „die narrative Grundstruktur des Glaubens auf plurale Weise präsent wird“, nennt Loffeld Spiritual Care. „Spiritual Care, das sind die Weisen und Orte, wo Seelsorge sich tatsächlich auf säkulare Logiken, ihre tatsächlichen Bedürfnisse und Parameter einstellt.“ Bei Spiritual Care handelt es sich um ein Gebot der Stunde.

 

Am Ende macht der Autor nochmals auf die Notwendigkeit des realen Blickes aufmerksam. „Niemand blickt gerne in die Leere. Niemand weiß gerne nicht weiter. Niemand gesteht sich umstandslos ein, auf ein falsches Pferd gesetzt zu haben. Dennoch ist es meine echte Überzeugung: Erst wenn der Abschied von alten Bildern wirklich vollzogen wird und ihre Dysfunktionalität eingestanden und akzeptiert ist, wird Neues wachsen.“

 

Ich finde das Buch absolut notwendig. Für den Bereich der Krankenhausseelsorge halte ich vor allem die positive Bewertung der Spiritual Care für visionär.

 

Gottfried Prinz, MAS

Krankenhausseelsorger Universitätsklinikum Wr. Neustadt

 

Jan Loffeld: Wenn nichts fehlt, wo Gott fehlt. Das Christentum vor der religiösen Indifferenz, Vlg. Herder Freiburg im Breisgau 2024.

 

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