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Station 7
Gemäldegalerie Saal V
Erweckung des Jünglings von Nain
Veronese (Paolo Caliari, 1528 – 1588) malte diese biblische Erzählung 1565/1570. Der Stil ist italienisch/venezianisch.
Biblische Erzählung
Nachdem Jesus in Kafarnaum den Diener eines römischen Hauptmannes geheilt hatte (vgl. Lk 7,6f.: Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du unter mein Dach einkehrst. Aber sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. – Das erinnert Sie vielleicht an ein Gebet im eucharistischen Gottesdienst) zieht er weiter und kommt nach Nain. Dort begegnet ihm große Trauer und Hoffnungs-losigkeit.
Lesen Sie Lukas-Evangelium 7,11-17! |
11 Und es geschah danach, dass er in eine Stadt namens Naïn kam; seine Jünger und eine große Volksmenge folgten ihm. 12 Als er in die Nähe des Stadttors kam, siehe, da trug man einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. 13 Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! 14 Und er trat heran und berührte die Bahre. Die Träger blieben stehen und er sagte: Jüngling, ich sage dir: Steh auf! 15 Da setzte sich der Tote auf und begann zu sprechen und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. 16 Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden: Gott hat sein Volk heimgesucht. 17 Und diese Kunde über ihn verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum. |
Die Witwe, die nun auch noch ihren einzigen Sohn verloren hat, wagt nicht zu hoffen. Sie kommt nicht bittend zu Jesus gelaufen. Jesus geht von sich aus auf sie zu. Mit klaren Worten, ohne große Show, ruft er den verstorbenen Sohn ins Leben zurück. Das Gemälde, vor dem Sie stehen, stellt den Moment danach dar. Der Sohn lebt wieder. Seine Geschichte ist erzählt - er befindet sich am linken Bildrand. Veronese konzentriert sich auf das Geschehen nach der Erweckung. Er stellt die Mutter ins Zentrum. Sie ist zu Jesus gekommen und dankt ihm, noch mit Tränen in den Augen.
Anregung
Achten Sie auf die Augen der Personen im Bild. Worauf sind sie gerichtet?
Was oder wen blicken sie an? Welche Emotionen spiegeln sich in ihnen wider?
Weitergehen
Gehen Sie nun in den letzten Saal (VI) zurück und biegen Sie gleich links ab und noch einmal links. Sie stehen nun in Kabinett 11. Zu Ihrer linken Seite befindet sich Ihr nächstes Hoffnungsbild.
Station 8
Gemäldegalerie Kabinett 11
Prophet Elija und die Witwe von Sarepta
Um 1640/44 entstand dieses Gemälde von Bernardo Strozzi (Il Cappuccino, Il Prete Genovese) in Venedig. Er gilt als einer der Begründer der Barockmalerei im venezianischen Raum.
Biblische Erzählung
Sarepta (hebr. Zarpath) lag an der phönizischen Mittelmeerküste zwischen Sidon und Tyrus, im heutigen Libanon. Während der Regierungszeit der Könige Ahab und Asarja im Nordreich Israel trat der wandernde Prophet Elija auf. Er war nicht an einen Ort oder ein Heiligtum gebunden und lebte von dem, was er in der Natur fand oder von Menschen bekam. Nach der Ankündigung einer Dürre und der Ablehnung des Baal-Kultes musste Elija vor König Ahab fliehen. Dabei gelangt er nach Sarepta.
Lesen Sie 1 Könige 17,8-24! |
8 Da erging das Wort des HERRN an Elija: 9 Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleib dort! Ich habe dort einer Witwe befohlen, dich zu versorgen. 10 Er machte sich auf und ging nach Sarepta. Als er an das Stadttor kam, traf er dort eine Witwe, die Holz auflas. Er bat sie: Bring mir in einem Gefäß ein wenig Wasser zum Trinken! 11 Als sie wegging, um es zu holen, rief er ihr nach: Bring mir auch einen Bissen Brot mit! 12 Doch sie sagte: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts mehr vorrätig als eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Ich lese hier ein paar Stücke Holz auf und gehe dann heim, um für mich und meinen Sohn etwas zuzubereiten. Das wollen wir noch essen und dann sterben. 13 Elija entgegnete ihr: Fürchte dich nicht! Geh heim und tu, was du gesagt hast! Nur mache zuerst für mich ein kleines Gebäck und bring es zu mir heraus! Danach kannst du für dich und deinen Sohn etwas zubereiten; 14 denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen bis zu dem Tag, an dem der HERR wieder Regen auf den Erdboden sendet. 15 Sie ging und tat, was Elija gesagt hatte. So hatte sie mit ihm und ihrem Haus viele Tage zu essen. 16 Der Mehltopf wurde nicht leer und der Ölkrug versiegte nicht, wie der HERR durch Elija versprochen hatte. 17 Nach einiger Zeit erkrankte der Sohn der Frau, der das Haus gehörte. Die Krankheit verschlimmerte sich so, dass zuletzt kein Atem mehr in ihm war. 18 Da sagte sie zu Elija: Was habe ich mit dir zu schaffen, Mann Gottes? Du bist nur zu mir gekommen, um an meine Sünde zu erinnern und meinem Sohn den Tod zu bringen. 19 Er antwortete ihr: Gib mir deinen Sohn! Und er nahm ihn von ihrem Schoß, trug ihn in das Obergemach hinauf, in dem er wohnte, und legte ihn auf sein Bett. 20 Dann rief er zum HERRN und sagte: HERR, mein Gott, willst du denn auch über die Witwe, in deren Haus ich wohne, Unheil bringen und ihren Sohn sterben lassen? 21 Hierauf streckte er sich dreimal über den Knaben hin, rief zum HERRN und flehte: HERR, mein Gott, es kehre doch Leben in diesen Knaben zurück! 22 Der HERR erhörte das Gebet Elijas. Das Leben kehrte in den Knaben zurück und er lebte wieder auf. 23 Elija nahm ihn, brachte ihn vom Obergemach in das Haus hinab und gab ihn seiner Mutter zurück mit den Worten: Sieh, dein Sohn lebt. 24 Da sagte die Frau zu Elija: Jetzt weiß ich, dass du ein Mann Gottes bist und dass das Wort des HERRN wirklich in deinem Mund ist. |
Wieder eine Begegnung an einem Stadttor. Wieder eine ausweglos scheinende Situation. Wieder eine Witwe und ihr Sohn.
Diesmal bringt Elija Hilfe vom Herrn. Er wurde nach Sarepta geschickt, um dieser Frau zu begegnen, der das Allernötigste zum Leben ausgeht. Als sie von dem Fremden aufgefordert wird auch noch davon etwas herzugeben, zögert sie. Das kann Elija nachvollziehen. Auch er schwankt immer wieder zwischen großem Gottvertrauen und tiefer Verzweiflung. Er versucht der Frau ihre Furcht zu nehmen und sie riskiert alles. Sie vertraut. Und Gott schenkt Leben. Die Gefäße werden nicht leer und auch der erkrankte Sohn kehrt ins Leben zurück. Vertrauen und Hoffnung lassen aufleben.
Anregung
Felix Mendelsohn Bartholdy hat in seinem Oratorium Elias auch die hier dargestellte biblische Erzählung vertont. Sie können sich diesen Ausschnitt des Oratoriums anhören,
bzw. nachlesen:
Rezitativ – Ein Engel
Nun auch der Bach vertrocknet ist, Elias, mache
dich auf, gehe gen Zarpath und bleibe daselbst!
Denn der Herr hat daselbst einer Witwe geboten,
daß sie dich versorge. Das Mehl im Cad soll nicht
verzehret werden, und dem Ölkruge soll nichts
mangeln, bis auf den Tag, da der Herr regnen
lassen wird auf Erden.
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Gehen Sie zurück in Saal VI. Kurz bevor Sie wieder Saal V erreichen, finden Sie links neben der Türe Petrus.
Station 9
Gemäldegalerie Saal VI
Reuiger Petrus
Der aus Rom stammende Domenico Fetti (1589 – 1623) malte dieses Gemälde um 1613. Das Spiel mit Licht und Schatten in seinen Gemälden erzeugt eine eigene Atmosphäre und unterstützt die Aussagekraft der Darstellungen.
Biblische Erzählung
Schon lange war Jesus und Stein des Anstoßes. Viele folgten ihm, aber es gab auch viele, die ihn nicht verstanden und verachteten. So wurde Jesus schließlich am Ölberg verhaftet. Petrus folgt dem Trupp in den Hof des Hohepriesters und setzt sich zum dort wartenden Personal, während Jesus vom Hohepriester und dem Hohen Rat verhört wird. Seine Freundschaft mit Jesus lässt Petrus mutig zum Haus des Hohepriesters gehen, doch nun wird er sich langsam der Lage bewusst. Er ist dort allein als Jünger Jesu, umgeben von Kritikern. Was wird passieren? Wie wird es weitergehen? Wird er beobachtet? Droht auch ihm Gefahr?
Lesen Sie Mt 26, 69-75 |
69 Petrus aber saß draußen im Hof. Da trat eine Magd zu ihm und sagte: Auch du warst mit diesem Jesus aus Galiläa zusammen. 70 Doch er leugnete es vor allen und sagte: Ich weiß nicht, wovon du redest. 71 Und als er zum Tor hinausgehen wollte, sah ihn eine andere Magd und sagte zu denen, die dort standen: Der war mit Jesus dem Nazoräer zusammen. 72 Wieder leugnete er und schwor: Ich kenne den Menschen nicht. 73 Wenig später kamen die Leute, die dort standen, und sagten zu Petrus: Wirklich, auch du gehörst zu ihnen, deine Mundart verrät dich. 74 Da fing er an zu fluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Gleich darauf krähte ein Hahn 75 und Petrus erinnerte sich an das Wort, das Jesus gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich. |
und Joh 21,13-19! |
13 Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. 14 Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war. 15 Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! 16 Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! 17 Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Liebst du mich? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! 18 Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. 19 Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach! |
So überzeugt war Petrus von Jesus gewesen. So lange ist er ihm nachgefolgt. Er hat weite Strecken, bei Wind und Wetter, zu Fuß zurückgelegt. Es war oft anstrengend und mühsam, aber Petrus ist dabeigeblieben, auch wenn sie kritisiert worden sind. Aber jetzt wird es für ihn persönlich vielleicht gefährlich. Petrus fühlt sich zunehmend in die Enge getrieben. Er sucht einen Ausweg – für sich. Nicht einfach, schnell und beiläufig. Nein, er wiederholt seine Leugnung dreimal, er flucht und schimpft. Die Emotionen gehen mit Petrus durch – er hat Angst. Und dann bricht ein neuer Tag an – der Hahn kündigt es bereits an. Im Licht dieses neuen Tages erkennt Petrus die Tragik seiner Reaktion. Schmerzlich werden ihm Worte Jesu wieder bewusst. Das trifft ihn bis ins Innerste.
Und trotzdem gibt ihn Jesus nicht auf!
Jesus begegnet seinen Jüngern zum dritten Mal nach seiner Auferstehung in Galiläa, am Ufer des Sees Genesareth. Will sich Jesus versichern, möchte er Petrus ins Gewissen reden oder nimmt er ihn gar auf die Schaufel? Hatte Petrus dreimal geleugnet Jesus zu kennen, fragt Jesus ihn nun ebenfalls dreimal: Liebst du mich? Es geht nicht nur ums Kennen, ums Mitgehen, sondern um ein Beziehungsgeschehen, ein Annehmen, ein Nachfolgen. Jetzt kann Petrus dreimal wiederholen: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe! Jesus vertraut ihm. Er vertraut ihm seine Herde, die Kirche, an. Und Petrus ist bereit diesen Weg zu gehen, durch Dick und Dünn, in Licht und Finsternis, bis zum Ende.
Anregung
Betrachten Sie das Gemälde vor Ihnen. Probieren Sie die Haltung des Petrus aus. Stützen Sie Ihre Hand gegen ihr Gesicht. Probieren Sie seinen Blick aus. Worauf blicken Sie? Nach Innen? Auf einen Punkt im Raum? In die Augen des Petrus? Wie fühlt sich diese Haltung an? Was macht das mit Ihnen?
Blicken Sie nun nach Rechts. Hier sehen Sie von Francesco Furini (1603 – 1646) Maria Magdalena dargestellt, die Tränen der Reue vergießt. Auch wenn hier mehrere biblische Frauenfiguren zusammengeflossen sind und die Überlieferungsgeschichte mehrere Missinterpretationen hervorgebracht hat, lässt sich wohl im Leben jedes Menschen eine ähnliche Situation finden. Vergleichen Sie die Körperhaltung des Petrus mit jener der Maria Magdalena. Beide haben in ihrem Leben Fehler gemacht. Sie waren nicht perfekt. Und dennoch waren Sie zu Außergewöhnlichem berufen: Petrus, dem die Herde Jesu anvertraut wurde und Maria Magdalena, der der Auferstandene zuerst begegnete und die zur Apostelin der Apostel wurde, indem Sie den Jüngern Jesu davon berichtete (Joh 20,11-18).
Weitergehen
Verlassen Sie nun durch Saal V den italienischen-spanischen-französischen Teil der Gemäldegalerien und queren Sie diagonal das Stiegenhaus, um zu den Meistwerken der niederländischen-flämischen-deutschen Kunst zu gelangen. Queren Sie noch den Shop in Saal IX und treten Sie ein in den Bruegel-Saal (X). An der linken Wand suche Sie ein Bild mit einem Bergmotiv.
Station 10
Gemäldegalerie Saal X
Die Bekehrung Pauli
Dieses Gemälde Pieter Bruegel d.Ä. (1525?30 – 1569) entstand 1567 auf Eichenholz. Wie in vielen seiner Werke bettet Bruegel das Hauptmotiv in eine größere Szene, hier einen alpinen Heerzug - der zu scheitern droht-, ein.
Biblische Erzählung
Paulus entstammte einer hebräischen Familie in der Diaspora. In seiner Heimatstadt Tarsus besaß seine Familie römisches Bürgerrecht und er wuchs als Saulus in einer pluralen Gesellschaft auf, in der Aramäisch und Griechisch gesprochen wurde, Römer, Griechen und Hebräer lebten und die verschiedensten philosophischen und kulturellen Strömungen zu spüren waren. Er kam nach Jerusalem und wurde Schüler Gamaliels. Dort studierte er die Heilige Schrift und erlernte den Beruf des Zeltmachers. Er wurde ein religiöser Eiferer und verfolgte die urchristliche Gemeinde. So war er auch bei der Steinigung des Stephanus dabei. Saulus hetzt durch das Land von einem Ort zum nächsten, an dem er Anhänger der Botschaft Jesu vermutet. Er sieht sie als Angriff auf seinen Glauben. Er möchte sie im Keim ersticken und vernichten.
Lesen Sie Apg 9,1-22! |
1 Saulus wütete noch immer mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohepriester 2 und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des Weges Jesu, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. 3 Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. 4 Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? 5 Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst. 6 Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst! 7 Die Männer aber, die mit ihm unterwegs waren, standen sprachlos da; sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemanden. 8 Saulus erhob sich vom Boden. Obwohl seine Augen offen waren, sah er nichts. Sie nahmen ihn bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein. 9 Und er war drei Tage blind und er aß nicht und trank nicht. 10 In Damaskus lebte ein Jünger namens Hananias. Zu ihm sagte der Herr in einer Vision: Hananias! Er antwortete: Siehe, hier bin ich, Herr. 11 Der Herr sagte zu ihm: Steh auf und geh zu der Straße, die man Die Gerade nennt, und frag im Haus des Judas nach einem Mann namens Saulus aus Tarsus! Denn siehe, er betet 12 und hat in einer Vision gesehen, wie ein Mann namens Hananias hereinkommt und ihm die Hände auflegt, damit er wieder sieht. 13 Hananias antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. 14 Auch hier hat er Vollmacht von den Hohepriestern, alle zu fesseln, die deinen Namen anrufen. 15 Der Herr aber sprach zu ihm: Geh nur! Denn dieser Mann ist mir ein auserwähltes Werkzeug: Er soll meinen Namen vor Völker und Könige und die Söhne Israels tragen. 16 Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss. 17 Da ging Hananias hin und trat in das Haus ein; er legte ihm die Hände auf und sagte: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg, den du gekommen bist, erschienen ist; du sollst wieder sehen und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. 18 Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen. 19 Und nachdem er etwas gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften. Einige Tage blieb er bei den Jüngern in Damaskus; 20 und sogleich verkündete er Jesus in den Synagogen: Dieser ist der Sohn Gottes. 21 Alle, die es hörten, waren fassungslos und sagten: Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem alle vernichten wollte, die diesen Namen anrufen? Und ist er nicht auch hierhergekommen, um sie gefesselt vor die Hohepriester zu führen? 22 Saulus aber trat umso kraftvoller auf und brachte die Juden in Damaskus in Verwirrung, weil er ihnen darlegte, dass Jesus der Christus ist. |
Saulus steht im starken Widerspruch zur Botschaft Jesu. Er tut alles, um sie zu beseitigen. Er ist hartnäckig und gewieft. Er hat sich bereits einen gewissen Ruf erworben. Und dennoch ist es genau er, den Jesus beruft. Jesus drückt für Paulus auf den Pausenknopf. Er zwingt ihn ohne Augenlicht innezuhalten und zu vertrauen. Begegnung ermöglicht Versöhnung und schafft einen Neuanfang. Jesus eröffnet einen neuen Weg, eine neue Aufgabe, neue Möglichkeiten, die Saulus bisher nicht wahrgenommen hatte. Er erhält auch einen anderen Namen: Paulus – einen Namen, der gut in seinen Aufgabenbereich passt. Er, das Kind zweier Welten, der jüdischen und der hellenistischen Welt, ist der ideale Apostel für die griechisch-römische Welt.
Anregung
Es ist sprichwörtlich geworden: das Vom-Saulus-zum-Paulus-Werden; es wirkt bis in unsere Gegenwart. Stellen Sie sich vor, sie wären ein Zeitreise-Journalist und könnten durch die Zeit zu Paulus nach Damaskus reisen, nach seinem Bekehrungserlebnis. Welche drei Fragen würden Sie ihm für Ihr Interview stellen?
Weitergehen
Gehen Sie nun vorbei am Turmbau zu Babel in Kabinett 15. Nebenan, in Kabinett 16, stehen Sie gleich links vor Ihrem letzten, ultimativen Hoffnungsbild.
Station 11
Gemäldegalerie Kabinett 16
Auferstehung Christi
1518 schuf der Regensburger Künstler Albrecht Altdorfer (1480 – 1538) diese, von der Morgenröte des Ostertages umspielte, Auferstehungsdarstellung auf Fichtenholz. Sie war Teil eines Altarretabels, das Propst Peter Maurer für das Augustinerchorherrenstift St. Florian gestiftet hatte.
Biblische Erzählung
Wir haben keine biblische Beschreibung der Auferstehung selbst. Die Berichte setzen mit dem Ostermorgen und dem Auffinden des leeren Grabes ein. Bereits kurz danach entstehen die ersten Glaubensformeln (Pistisformeln; vgl. 1 Thess 4,14), die Jesus als den Auferstandenen bekennen. Paulus greift dabei ältere Überlieferungen auf, wenn er etwa im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth schreibt: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift (1 Kor 15,3b-4). Die Evangelien berichten etwa wie folgt:
Lesen Sie Lk 24,1-12! |
1 Am ersten Tag der Woche gingen die Frauen mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten, in aller Frühe zum Grab. 2 Da sahen sie, dass der Stein vom Grab weggewälzt war; 3 sie gingen hinein, aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht. 4 Und es geschah, während sie darüber ratlos waren, siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen. 5 Die Frauen erschraken und blickten zu Boden. Die Männer aber sagten zu ihnen: Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? 6 Er ist nicht hier, sondern er ist auferstanden. Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat, als er noch in Galiläa war: 7 Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen. 8 Da erinnerten sie sich an seine Worte. 9 Und sie kehrten vom Grab zurück und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen. 10 Es waren Maria von Magdala, Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen Frauen mit ihnen. Sie erzählten es den Aposteln. 11 Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz und glaubten ihnen nicht. 12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab. Er beugte sich vor, sah aber nur die Leinenbinden. Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war. |
Ein neuer Tag, eine neue Schöpfung bricht an. Der Tod ist besiegt. Er hat keine Macht mehr. Jesus eröffnet den Weg in ein neues Leben.
Um das Grab Jesu haben sich keine Jünger versammelt. Es sind Soldaten, die das Grab bewachen sollen. Nehmen sie etwas wahr von dem, was hier passiert? Wie reagieren sie? Mit Furcht? Mit Aggression? Mit Passivität? Mit Verwunderung, …? Die Evangelien beschreiben, wie bei Jesu Tod die Erde bebte und sich die Sonne verfinsterte. Und jetzt? Bebt die Erde? Wird die Welt erschüttert? Die Sonne geht langsam auf am dritten Tag, doch das Licht in Albrecht Altdorfers Bild scheint woanders her zu kommen. Es strahlt von Jesus aus. Es kommt von der Gloriole um seinen Kopf, die ihr österliches Licht auf die dynamischen Strömungen der Wolken wirft und die Morgenröte zu überstrahlen scheint. Christus ist das Licht, das die Welt erhellt. Durch die Dunkelheit des Todes, die Finsternis des Grabes, die noch den Rand des Bildes einhüllt, erstrahlt nun Christus als das Licht der Welt.
Anregung
Betrachten Sie die Auferstehung Christi, wie sie Albrecht Altdorfer zu Beginn des 16. Jahrhunderts gemalt hat. Welche Emotionen löst dieses Bild bei Ihnen aus?
Machen Sie die hier abgebildete Palette zu Ihrer persönlichen, emotionalen Farbpallette dieser Auferstehungsdarstellung. Überlegen Sie sich zu den einzelnen Farbklecksen einen Farbton, den Sie mit dieser Darstellung verbinden und ein Wort, das beschreibt, was dies bei Ihnen auslöst.
Weitergehen
Suchen Sie sich eine Bank oder setzten Sie sich ins Café. Lassen Sie Ihre Eindrücke nochmals Revue passieren. Was hat Sie bewegt? Welche persönlichen Erinnerungen sind bei Ihnen wachgeworden? Hat Sie etwas überrascht?
Das abschließende Hoffnungsbild könnte nun Ihres sein. Skizzieren Sie für sich ein Hoffnungserlebnis Ihres Lebens.
Mit freundlicher Genehmigung des Kunsthistorischen Museums, Wien.
Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift
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