Freitag 26. April 2024
Evangelium von heute Joh 14, 1-6 + Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes In jener...

"Herr, wohin gehst du?"

Kurzinhalt:

Erzählung frei nach mittelalterlichen Legenden von der Gefangenschaft und dem Tod des Apostel Petrus. Anschließend Impulsfragen.



Beschreibung:

"Pst - Petrus, Paulus! Jetzt ganz leise!" Während Processus die Stufen mit einer Kerze beleuchtet, zieht Martinianus die Tür des Kerkers hinter sich zu. Mit einem leisen Quietschen schließt sich die Tür, hinter der Petrus und Paulus seit Wochen gefangen waren.

Jetzt heißt es Abschied nehmen. Es gibt nicht mehr viel zu sagen, schweigend umarmen die Männer einander. Processus flüstert: "Friede sei mit euch!" Martinianus murmelt: "Gott segne euch beide! Und danke für alles!" Dann verschwinden die beiden im Dunkel der engen Gassen Roms.

Begierig atmet Petrus die kühle Nachtluft ein. Dass der Mond heute nur schwach scheint, stört ihn nicht. In der langen Zeit im Gefängnis des Mamertinus haben sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Auch Paulus streckt und reckt sich an der frischen Luft.
Längst ist ausgemacht, wie der Fluchtplan jetzt weiter verläuft. Paulus wird sich bei Christen hier in Rom verstecken. Petrus hingegen wird aus der Stadt fliehen. Bis die Sonne aufgeht, kann er den Weg bis zur Stadtmauer schaffen. Und wenn die Stadttore aufgeschlossen werden, wird es im morgendlichen Gedränge nicht auffallen, dass er Rom verlässt. Dass ihre Flucht zu früh entdeckt wird, darüber machen sich die beiden keine Sorgen. Processus und Martinianus werden ihre Flucht erst lange nach Sonnenaufgang melden. Die beiden Gefängniswärter sind Petrus und Paulus gute Freunden geworden. Lauschten sie am Anfang nur mit halbem Ohr den Gesprächen ihrer beiden Gefangenen, so hörten sie im Laufe der Wochen immer interessierter zu und stellten schließlich Frage um Frage. Sie wollten mehr wissen von der Hoffnung, die den beiden Kraft und Mut schenkte. So verschieden Petrus und Paulus von ihrer Herkunft und ihrem Leben auch waren - Processus und Martinianus spürten, dass es der Glaube an den selben, an den lebendigen Gott war, der den beiden Frieden und eine tiefe Einheit schenkte. Und so wollten sie mehr erfahren von Jesus und seinem Reich.

Vor drei Wochen schließlich baten sie um die Taufe. Mit Freude taufte Petrus sie und nahm sie in die Gemeinschaft der Christen auf.
Seit damals überlegten die beiden Gefängniswärter, wie sie Petrus und Paulus zur Flucht verhelfen könnten. So viele Menschen warteten auf die Frohe Botschaft, die Jesus gebracht hatte - diese beiden Säulen der jungen Kirche durften nicht länger im Kerker eingesperrt sein! Wie sollten sie hier Jesu Botschaft allen Menschen verkünden?
Den Fluchtplan hatten die Gefängniswärter bald ausgetüftelt. Schwieriger war es schon, Petrus und Paulus davon zu überzeugen. Nicht dass diese so gerne in Gefangenschaft waren, aber sie wussten, wie gefährlich ihre Flucht für Processus und Martinianus war. Vielleicht würden die beiden diesen Plan mit ihrem Leben bezahlen müssen.

Heute endlich passte alles. Der Mann, in dessen Dienst Processus und Martinianus stand, war seit gestern auf Reisen. Der Mond war nur eine schmale Sichel. Die Christen, die Paulus aufnehmen sollten, waren bereit und morgen war Markttag - da wurde in der Früh zwar genau kontrolliert, wer in die Stadt hinein kam aber kaum geschaut, wer die Stadt verließ.

Petrus wendet sich zu Paulus. "Auf geht´s! Friede sei mit dir, du Prediger unseres Herrn!" Sie tauschen den Friedensgruß. "Geh hin in Frieden, du Hirte der Herde Christi! So Gott will, werden wir uns wieder sehen." flüstert Paulus. Dann gehen sie in entgegen gesetzte Richtungen los.

Alles läuft bestens. Wie geplant kommt Petrus in den Morgenstunden in die Nähe des Stadttors, durch das er Rom verlassen will. Nur wenige Menschen sind ihm bisher begegnet und keiner von ihnen hat sich für den Mann im ärmlichen Gewand interessiert. Um noch etwas Zeit verstreichen zu lassen, steuert Petrus das Tor nicht direkt an sondern macht in kaum belebten Straßen ein paar Umwege. Ja, jetzt endlich ist die Sonne aufgegangen, jetzt ist es Zeit, das Stadttor zu passieren. Wie Processus und Martinianus es gesagt haben - ohne Kontrolle und ohne Schwierigkeiten gelangt Petrus aus der Stadt hinaus. Beschwingt wandert er weiter. Bald schon will Petrus die breite Straße hier verlassen und auf weniger belebten Fußwegen weiterkommen. Wie schön es ist, sich wieder frei bewegen zu können und so auszuschreiten! Nur gut, dass er die Sonne im Rücken hat. Die Augen tun ihm auch so weh, sie müssen sich erst wieder an die Helligkeit gewöhnen.

Doch was ist das? Verwundert reibt Petrus sich die Augen. Ist mit seinen Augen etwas wirklich nicht in Ordnung? Ein Mann kommt ihm entgegen, den er schon von der Weite erkennt. Das kann doch nicht sein. Oh ja, er hat richtig gesehen. Es ist Jesus, der ihm entgegen kommt! Erscheint ihm der Herr, um ihn in der Freiheit zu begrüßen? Hat er einen neuen Auftrag für ihn? Nach Rom würde er wohl nicht zurück können, aber vielleicht könnte er so ähnlich wie Paulus irgendwo in weiter Ferne das Evangelium verkünden und Gemeinden aufbauen?
Immer schneller wird Petrus, er läuft Jesus entgegen, um ihn zu begrüßen. Atemlos fragt er ihn: "Herr, wohin gehst du?" Jesus erwidert: "Ich gehe nach Rom, um dort noch ein Mal gekreuzigt zu werden." Petrus kann es nicht glauben. Soll er Jesus schon wieder verlieren? "Herr, du sollst noch ein Mal gekreuzigt werden?" "Ja, ich werde noch ein Mal gekreuzigt" antwortet Jesus.
Alles, nur das nicht! Auch wenn es schon mehr als dreißig Jahre her ist, auch wenn Petrus inzwischen tausende Male seine Treue zu Jesus bewiesen hat, auch wenn der Heilige Geist ihm zu Hilfe gekommen ist, auch wenn er seit Jahrzehnten für Jesus und für seine Kirche lebt und es in seinem Leben nichts Wichtigeres gibt - schlagartig ist Petrus gegenwärtig, wie er Jesus damals in Jerusalem in seinem Leiden und Sterben verlassen hat. Und wie ein Aufschrei brechen die Worte aus ihm heraus: "Herr, dann will ich umkehren und mit dir gekreuzigt werden!"
Christus schaut ihm in die Augen. Dieser Blick macht Petrus Mut! Er will Jesu Hand nehmen und nach Rom zurückkehren. Doch noch ehe er Jesus berühren kann, steigt dieser vor seinen Augen in den Himmel empor.

Da fällt Petrus auf die Knie und weint. Er hat verstanden, was Jesus gemeint hat. Hier in Rom wird er gebraucht! Hier soll er durch sein Leben von Jesus erzählen - auch auf die Gefahr hin, dass der Kaiser ihn hinrichten lassen wird. Petrus ahnt, dass der Kaiser vor nichts zurückscheut, um ihn zum Schweigen zu bringen. Vielleicht wird er ihn kreuzigen lassen?
In diesen Minuten fasst Petrus einen Entschluss: Er wird nach Rom zurückkehren, wie er es Jesus versprochen hat. Auch wenn er den Herrn jetzt nicht mehr sehen kann, er weiß, dass er mit ihm ist und ihm Kraft und Mut schenken wird. Wenn aber Jesus, der vom Himmel auf die Erde kam, aufrecht am Kreuz gestorben ist, dann will er, der von der Erde kommt und auf den der Himmel wartet, mit dem Kopf zur Erde und den Füßen zum Himmel sterben!
Und Petrus steht auf und trocknet seine Tränen. Er dreht sich um und geht zurück nach Rom, der Sonne entgegen.
(Erzählung frei nach Legenda aurea, einer im Mittelalter weit verbreiteten Sammlung von Heiligenlegenden)

Impule zur Geschichte:
Wozu will uns diese Geschichte ermutigen? Was können wir von Petrus lernen?
- Die Sehnsucht, mit Jesus zu gehen und für ihn zu leben ist in Petrus größer, als sein Wunsch zu fliehen. In welchen Situationen fliehen wir vor etwas statt uns der Herausforderung zu stellen?
- Auch Petrus schafft es nicht aus eigener Kraft, sich der Herausforderung zu stellen. Die Begegnung mit Jesus schenkt ihm neuen Mut und Kraft. Es ist unwahrscheinlich, dass Jesus dir oder mir so begegnet wie Petrus in der Geschichte. Wie aber können wir seine Nähe auch heute erleben und uns von ihm stärken lassen? Im Gebet können wir seine Nähe spüren. Die Anbetung ist eine besondere Chance für uns - Jesus ist in der Gestalt der Eucharistie für uns auch sichtbar. Er ist da! Indem wir seine Nähe suchen, stärkt er uns. In der Hl. Messe schenkt er uns Orientierung durch sein Wort und Kraft, das Gute zu tun, durch sein Fleisch und Blut. Im Sakrament der Versöhnung, in der Beichte, können wir immer wieder einen Neuanfang setzen, wenn wir uns von ihm entfernt haben.

 

Kontaktdaten:
Ministrantenseelsorge der Erzdiözese Wien
E-Mail: ministranten@edw.or.at


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