PFARRE ASPERSDORF | ST. GEORG
DER ORT
Der Ortsname "Aspersdorf" leitet sich vom althochdeutschen Personennamen "Aspî" und in weiterer Folge "Espein" ab.
Die ältesten Funde stammen aus der frühen Bronzezeit (2. Jahrtausend v. Chr.), auch eine langobardische Siedlung aus dem 6. nachchristlichen Jahrhundert ist nachgewiesen.
Die sichere Ersterwähnung des Ortes fällt in das frühe 13. Jahrhundert. In einer Heiligenkreuzer Urkunde, die in den Zeitraum 1202/28 (Amtszeit von Abt Wernher) zu datieren ist, wird eine aus Anlass einer Pilgerfahrt nach Compostela gemachte Schenkung durch Hugo de Aspinstorf bezeugt.
Der Ort dürfte aus zwei Siedlungen zusammengewachsen sein, nämlich Espeinsdorf und Wielesdorf (auch Moos genannt). In unmittelbarer Nähe des Ortes, im heutigen Bornland, hat sich eine Wehranlage befunden. Mittelalterliche Siedungsfunde sind auch aus dem Umkreis der Pfleger- und der Blasl-Mühle belegt. Falkenberger und Kuenringer sind als ursprüngliche Grundherren zu erschließen.
DIE PFARRE
Als Pfarre löste sich Aspersdorf um 1220 von Nappersdorf, verblieb aber im Göttweiger Zehentbereich. Anfänglich gehörten beide Pfarren bis 1133 zur Mutterpfarre St. Afra in Eggendorf im Thale. Ab dem 14. Jahrhundert finden wir die Puchheimer von Göllersdorf als Patronatsherren von Aspersdorf. Die Aspersdorfer Pfarre galt in dieser Zeit als außerordentlich begütert und hatte mehr als das Dreifache von Hollabrunn an Steuern an den Bischof zu entrichten. Überliefert ist, dass es in der ursprünglichen gotischen Pfarrkirche einen Katharinenaltar gab und dass der Pfarrer in dieser Zeit vier geistliche „Sangherren“, einen Kaplan und einen Schulmeister zu versorgen hatte. Noch im Jahre 1544 gab es in Aspersdorf neben dem Pfarrer drei weitere Priester.
In der Zeit der Reformation war die Pfarre zeitweise unbesetzt, zeitweise wurde sie auch nach evangelischem Ritus geführt. Die Matriken reichen mit drei kurzen Unterbrechungen bis ins Jahr 1636 zurück. In früheren Jahrhunderten umfasste die Pfarre eine ganze Reihe umliegender Ortschaften, wie Hetzmannsdorf, Hart-Aschendorf, Kleinstetteldorf oder Oberstinkenbrunn. Heute ist Wieselsfeld als einzige Filiale bei der Pfarre Aspersdorf verblieben. Die dort befindliche Kapelle wurde im Jahre 1750 errichtet, die Jahreszahl 1840 an der Fassade weist wohl auf eine Renovierung hin.
1710 erwarb das Geschlecht Schönborn von den Göllersdorfer Puchheimern Aspersdorf und gliederten den Ort der Herrschaft Weyerburg ein. Der alte Pfarrhof wird schon seit 1590 als Besitz der Puchheimer geführt. Er dürfte auf eine ehemalige Festung zurückgehen und wurde durch mehrere Brände in Mitleidenschaft gezogen. Der jetzige Bau stammt aus dem Jahr 1760 und ist - wie die Kirche - mit dem Schönbornschen Wappen geschmückt.
Der damalige Reichtum der Pfarre trug vermutlich auch dazu bei, dass der Patronatsherr Friedrich Carl von Schönborn-Buchheim mit Johann Lucas von Hildebrandt einen der bedeutendsten österreichischen Barockbaumeister mit dem Um- bzw. Neubau der bislang gotischen Kirche beauftragte. Damit waren die Voraussetzungen für eine der schönsten Barockkirchen der Region geschaffen. Als es am 25. September 1730 zur Weihe der Kirche kam, überragte sie als prachtvoller Bau den Ort. In dem Zusammenhang kann man das bekannte Kirchenlied zitieren: „Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land“.
Den Ortskern von Aspersdorf bildet ein Doppelzeilendorf mit Zwerch- und Hakenhöfen. Mitte des 18. Jahrhunderts zählte der Ort 66 Bauernhäuser, bis 1822 hatte sich die Zahl etwa verdoppelt. Die Einwohnerzahl schwankte in den folgenden hundert Jahren zwischen 500 und 600 Personen. Die Bevölkerung lebte von Ackerbau, Weinbau und Viehzucht, auch Handwerker und Gewerbetreibende sind überliefert. Die Ortsobrigkeit unterstand der Herrschaft Weyerburg, das Landgericht gehörte jedoch nach Guntersdorf.
Durch die Wirren der beiden Weltkriege kam es zu einem Bevölkerungsrückgang. Heute haben 409 Einwohner ihren Haupt- und 43 Personen ihren Zweitwohnsitz in Aspersdorf (Stand 26.01.2006).
1967 erfolgte die Schließung der Schule des Ortes, seit 1972 ist Aspersdorf Katastralgemeinde von Hollabrunn. In diesem Zusammenhang kommt dem Fortbestand der Pfarre eine besondere Bedeutung zu. Am Ort existieren auch noch die Freiwillige Feuerwehr (seit 1880) sowie mehrere Vereine.
Die Pfarre Aspersdorf umfasst heute die Orte Aspersdorf und Wieselsfeld, wo sich auch eine Kapelle befindet, in der in der Regel ein Mal im Monat die Hl. Messe gefeiert wird.
PFARRKIRCHE ST. GEORG
Patron der Pfarrkirche zu Aspersdorf ist der hl. Georg (23. April), ein im Mittelalter beliebtes Patrozinium. Die Pfarrkirche liegt, umgeben vom Pfarrfriedhof und von Weinkellern, auf einer Anhöhe im Süden des Dorfes. Dem Betrachter zeigt sich heute eine spätbarocke Saalkirche mit einem im Kern gotischen Chor sowie Nordturm.
Nach 1718 kam es zur Barockisierung bzw. zum Neubau der Kirche unter Johann Lukas von Hildebrandt (* 14.11.1668 in Genua, † 16.11.1745 in Wien), neben Johann Bernhard Fischer von Erlach (* 20.07.1656 in Graz, † 5.04.1723 in Wien) der führende Architekt des österreichischen Barock. Friedrich Karl Graf Schönborn (* 3.03.1674 in Mainz; † 26.07.1746 in Würzburg), dem letzten Reichsvizekanzler, der dieses Amt tatsächlich noch ausübte, gelang es, Hildebrandt neben einigen anderen Projekten auch für Aspersdorf zu verpflichten.
Damit zählt die Pfarrkirche zu einer Gruppe von Hildebrandt erneuerter Schönbornscher Patronatspfarrkirchen (u.a. Göllersdorf, Großstelzendorf, Stranzendorf, Weyerburg).
Geweiht wurde die im neuen Stil errichtete Kirche am 25. September 1730.