Bei Frauen steigt die Arbeitslosigkeit als Folge der Corona-Pandemie besonders an. Laut ÖGB ist sie bei dieser Zielgruppe mittlerweile um ein Drittel (Plus 34%) im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Laut Arbeiterkammer ist dieser Anstieg seit November 2020 zu beobachten. Das Projekt „Mamas Werkstatt“ der Wiener St. Elisabeth-Stiftung wirkt diesem Trend entgegen und unterstützt Mütter mit einer befristeten Anstellung sowie gezielten Schulungen und Förderungen, um eine Arbeitsmarktintegration zu ermöglichen. Eine Crowdfunding-Kampagne soll den Ausbau dieser Initiative fördern und dadurch mehreren Frauen Starthilfe in die Eigenständigkeit am Arbeitsmarkt geben.
Situation am Arbeitsmarkt zusehends verschlechtert
Auch bei den alleinerziehenden Frauen, die sich in der St. Elisabeth-Stiftung in Betreuung befinden, ist dieser negative Trend zu spüren. Sowohl in den Mutter-Kind-Einrichtungen der Stiftung als auch in der Familien-, Rechts- und Schwangerenberatungsstelle gibt es Frauen, die in den letzten Monaten ihren hart erkämpften Job verloren haben. Alleine beim vor kurzem ins Leben gerufenem Wohnprojekt Collegialität sind zwei von sieben Frauen durch von Pandemie arbeitslos geworden. In einem der Mutter-Kind-Häuser haben wiederum von 21 Frauen drei Mütter ihre Anstellung verloren, drei weitere wurden in Kurzarbeit geschickt und fünf suchen seit über einem halben Jahr intensiv nach einer Teilzeitanstellung, bekommen aber aufgrund der Arbeitsmarktsituation keinen Job.
Arbeitsintegrationsprojekte gefragt
Auch die Lage bei den Jobangeboten verschlechtert sich vom Tag zu Tag. Viele Unternehmen, die als Kooperationspartner der Stiftung bisher in der Lage waren, Alleinerzieherinnen eine Anstellung zu vermitteln, können aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten keine Arbeitsplätze mehr bereitstellen. Dazu kommt die Tatsache, dass aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und der wenigen Jobangebote mittlerweile fünf suchende Personen auf eine ausgeschriebene Stelle kommen (Quelle: Puls 24). Der Trend, dass Randgruppen, die jenseits von Krisenzeiten schon sozial benachteiligt waren, noch mehr in die Marginalität abrutschen, verschärft sich. Daher wächst der Bedarf an neuen Angeboten in der Arbeitsintegration, die im Lichte der veränderten arbeitsmarktspezifischen sowie wirtschaftlichen Gegebenheiten geeignet sind, die Existenz der alleinerziehenden Frauen und deren Kinder zu sichern.
In die Eigenständigkeit begleiten
Mit dem Pilotprojekt „Mamas Werkstatt“ begleitet die St. Elisabeth-Stiftung alleinerziehende Frauen durch gezielte, individuelle Förderung ihrer Fähigkeiten in die Eigenständigkeit. „Die Alleinerzieherinnen, mit denen wir täglich arbeiten, haben Gewalt, Flucht und andere Schicksalsschläge erlebt. Ihr Selbstwertgefühl ist dadurch oft erschüttert - sie sehen nicht, wie stark sie tatsächlich sind. Wir möchten diesen Frauen mit "Mamas Werkstatt" einen Rahmen geben, in dem sie ihre eigenen Fähigkeiten (wieder-)entdecken und entfalten können“, betont Iva Müller-Uri, Arbeitsintegrationsexpertin und inhaltliche Leiterin im Bereich Arbeit in der St. Elisabeth-Stiftung.
Social Business für Arbeitsmarktintegration
Das Projekt „Mamas Werkstatt“ ist ein Social Business, mit dem Ziel der Vermittlung und Stärkung wertvoller Kompetenzen zur Arbeitsmarktintegration (wirtschaftliche, handwerkliche, soziale Kompetenzen) sowie der Anwendung dieser Kompetenzen bei der Herstellung und dem Vertrieb nachhaltiger Produkte. Gleichzeitig ist es ein professionelles Unterstützungsangebot zur Arbeitsmarktintegration durch Informationsveranstaltungen, Kurse und individuelle Beratung.
Verbesserung der Einkommenslage
Im Rahmen befristeter Anstellungen erhalten alleinerziehende Mütter die Möglichkeit, ihre Einkommenslage zu verbessern. Sie erlernen die Herstellung von Produkten für Mutter und Kind sowie wichtige unternehmerische Kompetenzen bei der Organisation des Ein- und Verkaufs. Die Folge ist ein höheres Selbstwertgefühl und wachsendes Vertrauen darin, künftige Herausforderungen gut meistern zu können. Ein zusätzliches Schulungsangebot, individuelle Beratungen und Kreativkurse runden das Unterstützungsangebot zur Vorbereitung auf den Österreichischen Arbeitsmarkt ab.
Mamas Werkstatt schafft Perspektiven
Anhand der Geschichte von Frau S. zeigt sich, dass „Mamas Werkstatt“ Frauen zu einer Integration in den Arbeitsmarkt verhilft und der Arbeitslosigkeit entgegenwirkt: Frau S. lebte nur mehr von der Familienbeihilfe, das Kinderbetreuungsgeld war ausgelaufen. Sie bekam kein Arbeitslosengeld, da die Kinderbetreuung ihres Sohnes nicht gewährleitet war. Dieser konnte aufgrund einer Bindungsstörung nicht einen regulären Kindergarten besuchen. Daher konnte sie weder einen Deutschkurs noch die für ihre Nostrifikation als Pflegekraft notwendigen Ergänzungslehrgänge abschließen oder einfach nur arbeiten gehen. Durch die Anstellung in der St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien – zunächst in der Web- und Kreativwerkstatt, dann in Mamas Werkstatt – hat Frau S. die Gelegenheit bekommen, sich den notwendigen Lebensunterhalt zu verdienen und die Zeit bis September 2021, wenn ihr Sohn in den Integrationskindergarten kommt und sie einer geregelten Tätigkeit nachgehen kann, zu überbrücken.
Crowdfunding-Kampagne soll Ausbau sichern
Um das Projekt zu finanzieren und die immer größer werdende Anzahl arbeitsloser Mütter wie Frau S. zu unterstützen, ist die St. Elisabeth-Stiftung auf Spenden angewiesen. Das Projekt wurde auf der Crowdfunding-Plattform eingereicht und ist unter https://www.respekt.net/projekte-unterstuetzen/details/projekt/2261/ für alle potentiellen UnterstützerInnen zu finden.
Über die St. Elisabeth-Stiftung
Mit dem Motto "Mama, du schaffst das!" unterstützt die St. Elisabeth-Stiftung der Erzdiözese Wien schwangere Frauen, wohnungslose alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern und Familien in schwierigen Lebenssituationen. Das vielseitige Angebot der Stiftung umfasst einen Beratungsbereich mit einer Familien-, Rechts- und Schwangerenberatungsstelle sowie einem psychotherapeutischen Angebot, einen Wohnbereich mit drei Mutter-Kind-Häusern, einem eigenen sozialpädagogischen Team, den Wohnprojekten Elisabeth & Collegialität mit Arbeitsintegration sowie Startwohnungen. Ebenso bietet die Stiftung einen Arbeitsintegrationsbereich an zu welchem die Web- & Kreativwerkstatt, klassische Arbeitsintegration, Mamas Werkstatt sowie ein Sachspendenlager gehören.
Müttern und Kindern, welche sich oft in für sie aussichtslosen Lebenssituationen befinden, zu helfen und ihnen wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern ist unsere Motivation. Frauen und Kinder konkret zu unterstützen, ihnen ein Dach über dem Kopf zu ermöglichen sowie ihnen neue Perspektiven und Chancen zu eröffnen, ist unser Ziel. Alles rund um die Schwangerschaft, das Muttersein und die Stabilität der Frauen und Kinder, durch vielseitige Beratung, Unterstützung, Wohnraum und gezielte Maßnahmen ist unser Auftrag.
Die St. Elisabeth-Stiftung führt das Österreichische Spendengütesiegel, Spenden sind steuerlich absetzbar. Spendenkonto | IBAN: AT30 1919 0000 0016 6801