"ENCUENTRO" Weltkirche-Tagung 2023: Lernen voneinander auf Augenhöhe
Dass kirchliche Partnerschaften über Kontinente hinweg künftig noch stärker als bisher als "Lernorte" verstanden werden sollen, hat am die Weltkirche-Fachtagung ENCUENTRO am 11.November 2023 in Wien zum Ausdruck gebracht. Unter dem Motto "Die Welt ist ein Dorf! Globale Partnerschaften – Lernorte für ein neues Kirchesein" kamen erstmals die Bischöfe aller Partnerdiözesen Wiens - aus Ecuador, Kenia und Philippinen - sowie Vertreter:innen der katholischen Wiener Migrantengemeinden und aus Pfarren, Orden und Hilfswerken zusammen. Ein "gegenseitiger weltkirchlicher Lernprozess" sei dabei angestoßen worden, berichtete der Vorsitzende der Weltkirche-Diözesankommission, Christian Zettl, am Montag gegenüber Kathpress. Das Treffen war der Auftakt eines mehrtägigen Besuchsprogramms der Gäste aus drei Kontinenten in Einrichtungen und Pfarren der Erzdiözese Wien.
Nach Wien gekommen waren die Bischöfe Anibal Nieto Guerra von San Jacinto (Ecuador), John Mbinda Makau von Lodwar (Kenia) und Bernardino C. Cortez von der Prälatur Infanta (Philippinen), begleitet von leitenden Mitarbeitenden aus dem Pastoral- und Caritasbereich ihrer jeweiligen Diözesen. Die Erzdiözese Wien war unter den rund 100 Anwesenden u.a. vertreten durch den für die anderssprachigen Gemeinden zuständigen Weihbischof Franz Scharl sowie durch die Bischofsvikare Gerwin Komma und Dariusz Schutzki.
Resilienz in schwierigen Zeiten
Kirchliche Vernetzungen "auf Augenhöhe" braucht es nicht nur zwischen Nord und Süd, sondern auch zwischen Akteuren des Südens untereinander - und auch "arme" Diözesen und Gläubigen hätten den "reichen" viel weiterzugeben, zeigte die Tagung. "Vor 500 Jahren haben wir von Europa den Glauben bekommen. Heute kann unsere lateinamerikanische Kirche viel an Spiritualität, Glaube und Resilienz in schwierigen Zeiten anbieten", bemerkte der ecuadorianische Bischof Nieto Guerra. Er und seine Amtskollegen gaben Einblicke in das Ringen ihrer Ortskirchen mit dem ökosozialen Wandel, in die schwierige Situation der Frauen sowie auch die gesellschaftspolitische Lage ihrer Länder.
"Co-Worker der Verkündigung"
Über das "Empowerment von Laien" in der kirchlichen Verkündigung sprach Bischof Cortez. Laien könnten aufgrund ihrer Verankerung im Alltagsleben über Themen wie beispielsweise die Beichte viel überzeugender sprechen als Priester, so der philippinische Kirchenführer, der auch in Priesterseminaren in vielen Bereichen auf Laien als Ausbildner setzt. Die Priesterweihe für Frauen seien für Katholikinnen ihres Landes kein Thema, berichtete in einem der Workshops der Tagung Cortez' Mitarbeiterin Mary Ann Gagan Comiso. "Laien sehen sich als 'Co-Worker der Verkündigung', wodurch Priester nicht eine derart hohe Stellung haben wie etwa in Europa."
Weltkirche mit Migrant:innen leben
Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war die kulturelle Vielfalt in der Erzdiözese Wien, wo ein Drittel aller katholischen Gläubigen Migrationshintergrund haben. Mehrere der "anderssprachigen Gemeinden" waren auch anwesend, konkret die philippinische, die lateinamerikanische und die Swahili-sprachige. Eine stärkere Eingliederung, Wertschätzung und Förderung dieser "Diaspora-Gemeinden" in den Wiener Pfarren sei nötig, um vor Ort die Zusammengehörigkeit weltkirchlicher Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen, hieß es bei der Tagung. So entstehe "Sensibilität für den Reichtum der Vielfalt der Ausdrucksformen des Kirche-Seins".
Verbunden in Diversität
Nach den Referaten und Workshops zu den Themen kulturelle Diversität, globale Solidarität und Pfarren als Lernorte beschloss ein in vielen Sprachen gefeierter Gottesdienst in der Wiener Konzilsgedächtniskirche das Treffen. Vorbereitet hatten die Fachtagung die im Pastoralamt-Bereich "Kirche im Dialog" angesiedelte Fachstelle "Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit" und die gleichnamige Diözesankommission gemeinsam mit zahlreichen Kooperationspartnern wie den anderssprachigen Gemeinden/ARGE AAG, den Ordensgemeinschaften, der Dreikönigsaktion, HORIZONT3000, MIVA, der KPH, dem KBW, der kfb und kmb sowie der Caritas .
Besuche in diözesanen Eirichtungen und Pfarren
Der Besuch der Delegationen aus den Partnerdiözesen geht nach der "Encuentro"-Fachtagung weiter: In den nächsten eineinhalb Wochen sind Begegnungen der Gäste in Pfarren und diözesanen Einrichtungen in allen drei Vikariaten der Erzdiözese Wien geplant. Damit wolle man "ihnen kirchliche wie gesellschaftliche Realität näherbringen, Gelegenheiten zu gegenseitigem Lernen bieten und Möglichkeiten der Vertiefung der Zusammenarbeit ausloten", so Weltkirche-Refernetin Elisabeth Palugyay von Kirche in Dialog.
Projekt geht weiter
Zudem läuft schon seit Mai und noch bis Jänner 2024 ein eigenes Projekt unter dem Titel "Die Welt ist ein Dorf", bei dem Pfarren der Erzdiözese Wien mit den Partnerdiözesen und mit Mitgliedern der katholischen Gemeinden aus Lateinameria, Ostafrika und den Philippinen in einen Dialog treten und gemeinsame Austauschprojekte planen können. Das Projekt biete die Chance, "dass Menschen aus Nord und Süd einander kennenlernen, ein Stück des Weges miteinander gehen, ihren Glauben teilen und sich für ein nachhaltigeres und gerechteres Leben in unserem 'gemeinsamen Haus' engagieren". Für Jänner 2024 ist ein Online-Folgetreffen geplant.
red/kathpress