Wednesday 14. May 2025

Evangelium von heute Joh 12, 44-50 Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes In jener...

1WORT FÜR DICH

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Bibeltour - Lesungen der Fasten- und Osterzeit

Diese Bibeltour führt Sie entlang von 10 Kunstwerken zu biblischen Lesungstexten der Fasten- und Osterzeit im liturgischen Lesejahr C (2024/25).

Bibeltour-Heft als pdf zum Download (1,55 MB)

Bildblatt "Handgesten" (pdf, 0,6 MB)

Audioguide

 

 

Einführung

Die Fasten– und Osterzeit—als geprägte Zeiten des Kirchenjahres—bieten eine Fülle biblischer Motive, die Eingang in die Kunst gefunden haben. Zu einer Auswahl an Darstellungen, ob in Bild, Schmuckstück, Skulptur oder Keramik, führt Sie diese Bibeltour im Kunsthistorischen Museum im liturgischen Lesejahr C.

 

 

Der Weg durch das Museum umfasst 10 Stationen. Sie können ihn alleine gehen, oder in Gemeinschaft.

Lesen Sie bei jedem Kunstwerk die entsprechende biblische Erzählung (angegeben sind die Texte entsprechend der liturgischen Leseordnung) und betrachten Sie das Kunstwerk. Nach einem kurzen kunsthistorischen Einblick erwarten Sie jeweils ein Impuls und Anregungen zum Weiterdenken oder Tun. Sie können diese Bibeltour auch mit Audioguide (s.o.) gehen.

 

Durch diese Bibeltour begleiten Sie unterschiedliche Handgesten, die den einzelnen Kunstwerken entnommen sind. Sie haben die Möglichkeit auf dem Bildblatt (in der Mitte des Heftes oder extra ausgedruckt) ihren emotionalen Eindrücken beim Betrachten der Kunstwerke Farbigkeit zu verleihen, indem sie die Gesten kolorieren. Achten Sie dabei weniger auf Natürlichkeit und mehr auf eine Farbigkeit, die ihren Emotionen entspricht.

 

In Ihrer Reisetasche benötigen Sie diesmal neben diesem Heft bzw. der Online-Version: eine Bibel, Buntstifte, ggf. das ausgedruckte Gestenblatt, ein Smartphone und ggf. Kopfhörer.

 

Bitte nehmen Sie Rücksicht auf andere Museumsbesucher!

 

Kunstwerke werden in Museen immer wieder umgehängt bzw. für Ausstellungen zur Verfügung gestellt. Sollte ein Kunstwerk nicht am beschriebenen Ort zu finden sein, gehen Sie zum nächsten weiter.

 

Hier ist ein erster Überblick über die ersten Kunstwerke auf Ihrer Tour.

 

 

So starten Sie

Gehen Sie in den ersten Stock und betreten Sie, von der großen Treppe kommend links, die Gemäldegalerie mit italienischer, spanischer und französischer Malerei.

Durchqueren Sie die ersten beiden Säle (VII und VI) und biegen Sie in Saal VI rechts ab in Kabinett 12.

Dort erwartet Sie Ihre erste Begegnung.

 

 

Station 1

Gemäldegalerie  Kabinett 12

Mose vor dem brennenden Dornbusch

3. Sonntag in der Fastenzeit

 

Domenico Fetti wurde 1588/89 in Rom geboren und studierte am Collegio Romano und zeitgenössischen Quellen zufolge bei Ludovico Cardi (genannt Il Cigoli). Seine frühen Werke zeigen Einflüsse u.a. von Rubens und Caravaggio. Kardinal Ferdinando Gonzaga engagierte Fetti später in Mantua, bevor dieser vermehrt in Venedig Aufträge fand, wo er 1623 verstarb.

 

Biblische Erzählung

Mose wird als Säugling vor der Verfolgung des Pharao gerettet und wächst als Adoptivsohn an dessen Hof auf. Als ein ägyptischer Aufseher hebräische Arbeiter misshandelt, erschlägt ihn Mose und flieht. Er gelangt nach Midian, wo er Zippora, die Tochter des Priesters Jitro, heiratet. Er gründet eine Familie und hütet die Herde seines Schwiegervaters. Dabei gelangt er zum Berg Horeb (Sinai).

Lesen Sie Exodus 3,1-8a.13-15!

In jenen Tagen weidete Mose

die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro,

des Priesters von Mídian.

1Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus

und kam zum Gottesberg Horeb.

2 Dort erschien ihm der Engel des HERRN

in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch.

Er schaute hin:

Der Dornbusch brannte im Feuer,

aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt.

3 Mose sagte:

Ich will dorthin gehen

und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen.

Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?

4 Als der HERR sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen,

rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose!

Er antwortete: Hier bin ich.

5 Er sagte: Komm nicht näher heran!

Leg deine Schuhe ab;

denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.

6 Dann fuhr er fort:

Ich bin der Gott deines Vaters,

der Gott Abrahams, der Gott Ísaaks und der Gott Jakobs.

Da verhüllte Mose sein Gesicht;

denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.

7 Der HERR sprach:

Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen

und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört.

Ich kenne sein Leid.

8a Ich bin herabgestiegen,

um es der Hand der Ägypter zu entreißen

und aus jenem Land hinaufzuführen

in ein schönes, weites Land,

in ein Land, in dem Milch und Honig fließen,

13 Da sagte Mose zu Gott:

Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen

und ihnen sagen:

Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt.

Da werden sie mich fragen: Wie heißt er?

Was soll ich ihnen sagen?

14 Da antwortete Gott dem Mose:

Ich bin, der ich bin.

Und er fuhr fort:

So sollst du zu den Israeliten sagen:

Der „Ich-bin“ hat mich zu euch gesandt.

15 Weiter sprach Gott zu Mose:

So sag zu den Israeliten:

Der HERR, der Gott eurer Väter,

der Gott Abrahams, der Gott Ísaaks und der Gott Jakobs,

hat mich zu euch gesandt.

Das ist mein Name für immer

und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht.

Bereits zu Beginn von Moses Geschichte wird deutlich: Gott hat mit ihm etwas vor. Er wird gerettet und überlebt die Verfolgung . Nun begegnet er Gott.

Nichts ahnend nähert sich Mose, seine Herde begleitend, dem Gottesberg. Eine Phänomen erregt seine Neugierde - Gott lockt ihn. Der brennende und doch nicht verbrennende Dornbusch ist Gottes Einladung an Mose näherzukommen. Dann ruft er ihn bei seinem Namen: Mose! Mose! (hebr מֹשֶׁה mošæh. Hebr. Wurzel mšh „herausziehen“, ägypt. Verb mś / mśj „gebären“) und mahnt zur Vorsicht. Mose reagiert sofort. Er lässt seinen Stab fallen und bindet seine Sandalen auf. In dieser Situation erleben wir Mose auf dem Gemälde Fettis.

Gott offenbart sich diesem geretteten, gebildeten, geflohenen Hirten in einzigartiger Weise mit seinem Namen: JHWH (Ich bin - Adonai,  Kyrios, Herr) und beauftragt ihn. Der Gerettete soll nun selbst dem Volk Israel Rettung bringen.

 

Anregung

Betrachten Sie den Gesichtsausdruck des Mose. Er kann seine Augen gar nicht von dem brennenden Dornbusch lösen. Wie wirkt sein Ausdruck auf Sie?  Lassen Sie Ihren Blick nun auf Moses Hände sinken. Er bereitet sich vor, einen heiligen Ort zu betreten. Wie bereiten Sie sich darauf vor?

 

 

Weitergehen

Gehen Sie zurück in Saal VI. Suchen Sie dort nach einem dunkel gehaltenen Gemälde, auf dem ein Mann ein Hemd anzieht.

 

 

Station 2

Gemäldegalerie Saal VI

Heimkehr des verlorenen Sohnes

4. Sonntag in der Fastenzeit

 

Dieses Werk Giovanni Francisco Barbieris (genannt  Il Guercino) stammt aus dem Jahr 1619 und besticht durch das akzentuierte Licht (chiaroscuro) bei sehr dynamischen, sich kreuzenden Bewegungen. Die Gesichter treten in den Hintergrund und überlassen den beleuchteten Händen und Armen den primären Eindruck. Der aus der Umgebung von Bologna stammende Künstler war Autodidakt, jedoch beeinflusste ihn der Stil von Ludovico Carracci. Er folgte dem Ruf Papst Gregor XV. nach  Rom, kehrte aber nach dessen Tod wieder in seine Heimat zurück. Dort wird sein Stil stärker durch den Bologneser Guido Reni beeinflusst.

 

Biblische Erzählung

Es herrscht Aufruhr um Jesus. Wie kann er es wagen mit Zöllnern, Prostituierten und Betrügern zu sprechen und mehr noch, mit ihnen zu essen? Die Frommen der Gemeinde sehen in diesen nur gescheiterte Existenzen - Verlorene im wahrsten Sinn des Wortes.

Lesen Sie Lukas-Evangelium 15,1-3.11-32!

In jener Zeit

1 kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus,

um ihn zu hören.

2 Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber

und sagten: Dieser nimmt Sünder auf

und isst mit ihnen.

3 Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis

11 und sagte: Ein Mann hatte zwei Söhne.

12 Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater:

Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht!

Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf.

13 Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen

und zog in ein fernes Land.

Dort führte er ein zügelloses Leben

und verschleuderte sein Vermögen.

14 Als er alles durchgebracht hatte,

kam eine große Hungersnot über jenes Land

und er begann Not zu leiden.

15 Da ging er zu einem Bürger des Landes

und drängte sich ihm auf;

der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten.

16 Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt,

die die Schweine fraßen;

aber niemand gab ihm davon.

17 Da ging er in sich

und sagte:

Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss,

ich aber komme hier vor Hunger um.

18 Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen

und zu ihm sagen: Vater,

ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt.

19 Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein;

mach mich zu einem deiner Tagelöhner!

20 Dann brach er auf und ging zu seinem Vater.

Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen

und er hatte Mitleid mit ihm.

Er lief dem Sohn entgegen,

fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

21 Da sagte der Sohn zu ihm: Vater,

ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt;

ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.

22 Der Vater aber sagte zu seinen Knechten:

Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an,

steckt einen Ring an seine Hand

und gebt ihm Sandalen an die Füße!

23 Bringt das Mastkalb her und schlachtet es;

wir wollen essen und fröhlich sein.

24 Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder;

er war verloren und ist wiedergefunden worden.

Und sie begannen, ein Fest zu feiern.

25 Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld.

Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam,

hörte er Musik und Tanz.

26 Da rief er einen der Knechte

und fragte, was das bedeuten solle.

27 Der Knecht antwortete ihm:

Dein Bruder ist gekommen

und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen,

weil er ihn gesund wiederbekommen hat.

28 Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.

Sein Vater aber kam heraus

und redete ihm gut zu.

29 Doch er erwiderte seinem Vater:

Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir

und nie habe ich dein Gebot übertreten;

mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt,

damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte.

30 Kaum aber ist der hier gekommen,

dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat,

da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.

31 Der Vater antwortete ihm:

Mein Kind, du bist immer bei mir

und alles, was mein ist, ist auch dein.

32 Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen;

denn dieser, dein Bruder, war tot

und lebt wieder;

er war verloren

und ist wiedergefunden worden.

Jesus antwortet auf den Zorn seiner Widersacher mit diesem Gleichnis, indem er ihnen die Gestalt des älteren Bruders gibt. Sie halten sich an die Regeln und sind stolz darauf. Mit den Anderen wollen sie nichts zu tun haben, egal wie dreckig es diesen geht.

Und dann sind hier die Anderen im Bild des jungen Bruders, der leichtfertig seinen Träumen nachjagt, ohne auf die Konsequenzen zu achten. Er riskiert alles und verliert. Er landet ganz unten - bei den unreinen Schweinen - doch er muss nicht verzweifeln. Er traut sich zu hoffen, dass sein Vater barmherzig ist. Er kehrt um - innerlich, wie äußerlich. Er vertraut darauf, dass es einen Platz für ihn gibt und wird überrascht. Sein Vater nimmt ihn auf, spricht mit ihm, kleidet ihn und isst mit ihm.

Dies ruft den Zorn und die Eifersucht des älteren Bruders hervor. Und auch ihm geht der Vater entgegen.

 

Anregung

Der Ausgang ist offen geblieben.

Wie reagiert der ältere Sohn?

Wie reagieren die Frommen auf Jesu Gleichnis?

Wie würden Sie reagieren?

Versuchen Sie sich in die Personen dieses Gleichnisses hineinzuversetzen:

In den älteren Sohn - in den jüngeren Sohn - in den Vater?

Betrachten Sie das Gemälde Guercinos.

Wer ist der Mann rechts?

Malt der Künstler hier den Ausgang des Gleichnisses?

 

Weitergehen

Durchstreifen Sie nun Saal V und biegen Sie dann links ab in den großen Saal IV. Dort begegnen Ihnen Personen in Nahaufnahme— darunter Jesus Christus und eine Frau.

 

 

Station 3

Gemäldegalerie Saal IV

Christus und die Ehebrecherin

5. Sonntag in der Fastenzeit

 

Tizian (Tiziano Vecellino, um 1488—1576) schuf dieses Gemälde um 1520.War das Frühwerk des in Pieve di Cadore geborenen Künstlers von Giorgione beeinflusst, setzte sich immer mehr sein eigener naturnaher und lebendiger Stil durch. So spielte er eine Rolle in der kunsttheoretischen Debatte des 16. Jahrhunderts um die Bedeutung der Zeichenkunst für die Malerei. Tizians, von der venezianischen Gesellschaft inspirierte, Art der Darstellung von Frauen wird, gemeinsam mit jenen von Veronese, Tintoretto u.a., richtungsweisend für die europäische Malerei der folgenden Jahrhunderte.

 

Biblische Erzählung

Jesus kommt zum Laubhüttenfest nach Jerusalem. Er weiß, dass viele ihn töten wollen. Er geht trotzdem und lehrt im Tempel. So kommt es abermals zu einem Streitgespräch zwischen Jesus und seinen Gegnern.  Sie stellen ihn auf die Probe. Oder ist es gar eine Falle?

Lesen Sie Johannes-Evangelium 8,1-11!

In jener Zeit

1 ging Jesus zum Ölberg.

2 Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel.

Alles Volk kam zu ihm.

Er setzte sich und lehrte es.

3 Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau,

die beim Ehebruch ertappt worden war.

Sie stellten sie in die Mitte

4 und sagten zu ihm: Meister,

diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt.

5 Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben,

solche Frauen zu steinigen.

Was sagst du?

6 Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen,

um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen.

Jesus aber bückte sich und

schrieb mit dem Finger auf die Erde.

7 Als sie hartnäckig weiterfragten,

richtete er sich auf

und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist,

werfe als Erster einen Stein auf sie.

8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

9 Als sie das gehört hatten,

ging einer nach dem anderen fort,

zuerst die Ältesten.

Jesus blieb allein zurück

mit der Frau, die noch in der Mitte stand.

10 Er richtete sich auf

und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben?

Hat dich keiner verurteilt?

11 Sie antwortete: Keiner, Herr.

Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht.

Geh und sündige von jetzt an nicht mehr! 

Wie wird Jesus reagieren? Die Spannung ist greifbar. Er bagatellisiert nicht, sondern spricht an. Er missachtet nicht das Gesetz, doch Gottes Barmherzigkeit ist größer. Wo ist denn, wie im Gesetzt gefordert, das Urteil über den Mann? Zu Ehebruch gehören bekanntlich zwei. Wo hat ein geregeltes Verfahren stattgefunden? Hier findet sich kein Gericht, sondern Selbstjustiz. Im Gegensatz zu seinen Gegnern spielt sich Jesus nicht zum Richter auf. Er hört zu, er durchblickt, er bückt sich hinunter, er schreibt auf die Erde. Wir wissen nicht, was er geschrieben hat. Augustinus hat es als Parallele zu den auf Steintafeln geschriebenen Zehn Geboten gelesen. Das Gesetz ist nicht starr. Nicht die Gebote stehen im Mittelpunkt, sondern der Mensch. Und jeder Mensch macht Fehler. Umso entwaffnender ist Jesu Antwort.

 

Anregung

Jesus fordert uns auf nicht verächtlich auf die Fehler der anderen zu  blicken, sondern bei uns selber anzufangen. Vor unserer eigenen Türe kehren heißt erst einmal das durch mein eigenes Tun zu Bruch gegangene beseitigen und es besser machen.

Betrachten Sie die Hand am Oberarm der Ehebrecherin. Die Frau wird gepackt, vor Jesus gezerrt und bloßgestellt. Probieren Sie mit Ihrer eigenen Hand eine der Antwort Jesu entsprechende Geste oder Handbewegung aus.

 

Weitergehen

Verlassen Sie nun an der Langseite den Saal und biegen Sie im angrenzenden Kabinett 8 links ab. Durchqueren Sie die Kabinette 7 und 6. Ihr nächstes Kunstwerk findet sich in Kabinett 5.

 

 

Station 4

Gemäldegalerie Kabinett 5

Opferung Isaaks

Osternacht

 

Andrea Mantegna (1430/31—1506) verleiht seiner Opferung Isaaks beinahe skulpturale Züge. Mit ausgewählter, minimalistischer Farbigkeit sind die Figuren der Florentiner Schule entsprechend monumental, ernst und anatomisch akzentuiert dargestellt. Für die Gegenstände (hier Altar, Opferholz) bedient er sich perspektivischer Mittel und greif auch auf seine Vorliebe für die Kunst der klassischen Antike zurück. Die wichtigsten Stationen seines künstlerischen Schaffens liegen in Ferrara, Mantua und Padua.

 

Biblische Erzählung

Wegen einer Hungersnot kommt Abraham in das Gebiet der Philister. Dort kommt es zu Disputen. Es gelingt ihm jedoch mit König Abimelech in Beerscheba einen Vertrag auszuhandeln. So bleibt Abraham mit seiner Familie längere Zeit im Philisterland. Dort stellt ihn Gott nun auf die Probe.

Lesen Sie Genesis 22,1-18!

In jenen Tagen

1 stellte Gott Abraham auf die Probe.

Er sprach zu ihm: Abraham!

Er sagte: Hier bin ich.

2 Er sprach: Nimm deinen Sohn,

deinen einzigen, den du liebst, Ísaak,

geh in das Land Moríja

und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne,

als Brandopfer dar!

3 Frühmorgens stand Abraham auf,

sattelte seinen Esel,

nahm zwei seiner Jungknechte mit sich und seinen Sohn Ísaak,

spaltete Holz zum Brandopfer

und machte sich auf den Weg

zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte.

4 Als Abraham am dritten Tag seine Augen erhob,

sah er den Ort von Weitem.

5 Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten:

Bleibt mit dem Esel hier!

Ich aber und der Knabe,

wir wollen dorthin gehen und uns niederwerfen;

dann wollen wir zu euch zurückkehren.

6 Abraham nahm das Holz für das Brandopfer

und lud es seinem Sohn Ísaak auf.

Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand.

So gingen beide miteinander.

7 Da sprach Ísaak zu seinem Vater Abraham.

Er sagte: Mein Vater!

Er antwortete: Hier bin ich, mein Sohn!

Dann sagte Ísaak:

Hier ist Feuer und Holz.

Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?

8 Abraham sagte:

Gott wird sich das Lamm für das Brandopfer ausersehen,

mein Sohn.

Und beide gingen miteinander weiter.

9 Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte,

baute Abraham dort den Altar,

schichtete das Holz auf,

band seinen Sohn Ísaak

und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz.

10 Abraham streckte seine Hand aus

und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.

11 Da rief ihm der Engel des HERRN vom Himmel her zu und sagte:

Abraham, Abraham!

Er antwortete: Hier bin ich.

12 Er sprach:

Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus

und tu ihm nichts zuleide!

Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest;

du hast mir deinen Sohn, deinen einzigen, nicht vorenthalten.

13 Abraham erhob seine Augen,

sah hin und siehe, ein Widder hatte sich hinter ihm

mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen.

Abraham ging hin,

nahm den Widder

und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.

14 Abraham gab jenem Ort den Namen

„Der HERR sieht“,

wie man noch heute sagt:

Auf dem Berg lässt sich der HERR sehen.

15 Der Engel des HERRN

rief Abraham zum zweiten Mal vom Himmel her zu

16 und sprach:

Ich habe bei mir geschworen – Spruch des HERRN:

Weil du das getan hast

und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast,

17 will ich dir Segen schenken in Fülle

und deine Nachkommen überaus zahlreich machen

wie die Sterne am Himmel

und den Sand am Meeresstrand.

Deine Nachkommen werden das Tor ihrer Feinde einnehmen.

18 Segnen werden sich mit deinen Nachkommen alle Völker der Erde,

weil du auf meine Stimme gehört hast. 

Diese Erzählung, um deren Deutung zu jeder Zeit viel gerungen wurde, stellt auch uns die Frage nach unserem eigenen Gottesbild.

Abraham geht mehrere Tage zum ihm von Gott genannten Ort. Was ist ihm da wohl alles durch den Kopf gegangen? Wie haben er, Isaak und die beiden Jungknechte die Zeit verbracht? Haben Sie gesprochen oder geschwiegen? War es gar ein stummer Protest, der Abraham erst nach drei Tag wieder aufblicken ließ?

Am Berg angekommen kündigt Abraham an, dass er mit Isaak hinaufsteigen und auch wieder herunterkommen werde. Vertraut er darauf, dass Gott die Tötung Isaaks nicht zulassen wird? Gott hat ihm doch Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel versprochen. Gilt das noch? Woran denkt Abraham, als er seinen Sohn bindet und auf den Altar legt? Wo ist nun das Lamm, auf das Abraham hofft? Wann wird Gott endlich einschreiten?

Oder ist Gott, wie es so manche jüdische Deutung meint, gar enttäuscht, dass Abraham so weit gehen würde und schickt deshalb „nur“ einen Engel?

Erst als Abraham zum Messer greift - zum Äußersten bereit - ruft der Bote Gottes Stopp. Einen anderen Menschen zu töten, um sich selbst als würdig zu erweisen ist nicht das, was Gott erwartet.  Die Erzählung endet mit der erneuerten Verheißung an Abraham, dass seine Familie, das Volk Israel, eine große Zukunft haben wird.

 

Anregung

Betrachten Sie das Gemälde von Andrea Mantegna. Was sehen sie alles? Es ist dieser Moment des Stopp-Rufes, der Abraham aufblicken und das Opferlamm erkennen lässt.

Könnte der Baum, der vom Künstler so prominent in der Bildmitte platziert wurde, gar für den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse aus der Paradieserzählung stehen?

Wenden Sie sich nun wieder den Händen zu. Was macht dieses Bild mit Ihnen? Welche Farben geben Sie aus Ihrer Gemütslage heraus den Händen Abrahams?

 

 

Weitergehen

Kehren Sie in Saal IV zurück, wo sie Jesus und der Ehebrecherin aus dem Evangelium am 5. Fastensonntag begegnet sind. Biegen Sie nun jedoch rechts ab, um in Saal III zu gelangen.

 

 

Station 5

Gemäldegalerie Saal III

Auferstehung Christi

Osternacht

 

Im Jahr 1520 schuf Benvenuto Tisi, genannt Garofalo (1481—1559) dieses Altarbild der Auferstehung Christi für den aus seiner Heimatstadt Ferrara stammenden apostolischen Protonotar Girolamo Sacrati. Sein Stil ist lombardisch und wird in späteren Jahren von Raphael beeinflusst.

 

Biblische Erzählung

Nach Jesu Hinrichtung am Kreuz wird er in einem Felsengrab, das Josef von Arimathäa, Mitglied des Hohen Rats und ein guter und gerechter Mann, zur Verfügung stellt, bestattet. Das Grab wird fest verschlossen. Auch von römischen Wachen hören wir. Das war am Rüsttag. Am Sabbat ruhten alle.

Lesen Sie Lukas-Evangelium 24,1-12!

1 Am ersten Tag der Woche

gingen die Frauen

mit den wohlriechenden Salben, die sie zubereitet hatten,

in aller Frühe zum Grab.

2 Da sahen sie,

dass der Stein vom Grab weggewälzt war;

3 sie gingen hinein,

aber den Leichnam Jesu, des Herrn, fanden sie nicht.

4 Und es geschah:

Während sie darüber ratlos waren,

siehe, da traten zwei Männer in leuchtenden Gewändern zu ihnen.

5 Die Frauen erschraken und blickten zu Boden.

Die Männer aber sagten zu ihnen:

Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?

6 Er ist nicht hier,

sondern er ist auferstanden.

Erinnert euch an das, was er euch gesagt hat,

als er noch in Galiläa war:

7 Der Menschensohn muss in die Hände sündiger Menschen ausgeliefert

und gekreuzigt werden

und am dritten Tag auferstehen.

8 Da erinnerten sie sich an seine Worte.

9 Und sie kehrten vom Grab zurück

und berichteten das alles den Elf und allen Übrigen.

10 Es waren Maria von Mágdala,

Johanna und Maria, die Mutter des Jakobus,

und die übrigen Frauen mit ihnen.

Sie erzählten es den Aposteln.

11 Doch die Apostel hielten diese Reden für Geschwätz

und glaubten ihnen nicht.

12 Petrus aber stand auf und lief zum Grab.

Er beugte sich vor,

sah aber nur die Leinenbinden.

Dann ging er nach Hause,

voll Verwunderung über das, was geschehen war.

Erst, als die Frauen am Morgen des ersten Tages der Woche zum Grab kommen, wird klar: hier ist etwas passiert. Die biblischen Texte berichten uns direkt davon nichts—wir haben keine Augenzeugenbericht der Auferstehung. Ganz im Gegensatz zur vor Ihnen dargestellten Szene. Hier tummeln sich Soldaten (in ihren Rüstungen) und andere Männer in bunten Gewändern. In der Ferne sind bereits die Frauen unterwegs zum Grab. Die Männer im Bild reagieren alle unterschiedlich. Manche wagen nicht aufzublicken, verdecken ihre Augen oder schauen weg. Andere wirken fragend und wiederum andere ergreifen die Flucht.

Vor dem Hintergrund der Morgenröte schwebt triumphierend Christus über dem Grab in leuchtend weißen Gewändern, die Menschen - und durch seinen Blick auch die Betrachter - segnend. Seine kreuzförmige Gloriole strahlt dabei auch in die noch dunklen Bereiche hinein.

Im Grabstein können Sie gleich mehrere Anklänge an biblische Erzählungen erkennen: Sehen Sie Mose mit den Gesetzestafeln in der Nische? Achten Sie auch auf die Form des Grabes. Sie erinnert an die Altarform, wie sie uns bei Abraham und Isaak begegnet ist. 

 

Anregung

Setzen Sie sich und hören sie mit Blick auf dieses Gemälde einen Ausschnitt aus dem Glaubensbekenntnis (Credo) der Cäcilienmesse von Charles Gounod (ab 7:00).

Bitte Kopfhörer verwenden!

Hören Sie in dem davor liegenden „passus et sepultus est“ (hat gelitten und ist begraben worden) die Trauer und Wehklage, kündigt sich das Aufstrahlen des Ostermorgens im immer stärker werdenden Bekenntnis „et resurrexit tertia die, secundum Scripturas“ (ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift) an.

 

Christus segnet - er sagt Gutes zu. Welche Menschen haben Sie schon gesegnet. Formulieren Sie einen Segen für eine konkrete Person. Vielleicht haben Sie demnächst auch Gelegenheit diesen Segen auszusprechen. Lassen Sie nun die Farben der Auferstehung in der Segenshand Jesu anklingen.

 

Weitergehen

Gehen Sie nun Ihren Weg zurück durch die Säle IV und V bis in Saal VI. Hier wartet ein Zweifelnder auf Sie.

 

Hier geht es weiter!

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