Freitag 26. April 2024
Evangelium von heute Joh 14, 1-6 + Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes In jener...
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hergab.
Joh. 3,16
Namenstage Consuleo, das Fest Unsere Liebe Frau vom Guten Rat (consilium = Ratschlag)...
Barmherzig wie der Vater
Wie der Vater liebt, so lieben auch seine Kinder. So wie Er barmherzig ist, sind auch wir berufen untereinander barmherzig zu sein.
(Papst Franziskus)

Im Dialog mit der „Weltkirche in Wien“

Rund 20% der Wiener Katholik:innen haben „Migrationshintergrund“. Seelsorger und Mitglieder aus anderssprachigen Gemeinden in Wien berichteten über ihre Lebenswirklichkeiten und ihre Art Kirche zu sein.

Anderssprachige Gemeinden in Wien: Gläubige Menschen, die mitunter seit Jahrzehnten in Österreich ein neues Zuhause gefunden haben und gleichzeitig mit ihren Heimatkulturen und dem dort üblichen Glaubensleben verbunden bleiben. Weltkirche mitten unter uns! MMag. Dr. Alexander Kraljic, Generalsekretär der ARGE AAG - Katholische Gemeinden aus Afrika, Asien und Lateinamerika in Wien und Mitglied der Diözesankommission für Weltkirche und EZA der Erzdiözese Wien (DKWE Wien) , erachtet als eine zentrale Aufgabe diesen Reichtum der Vielfalt erfahrbar und zugänglich zu machen und für mehr Integration in der Kirche von Wien zu sorgen.


Aufholbedarf: Mehr Teilhabemöglichkeiten und neues Selbstverständnis der Kirche von Wien
In der Tat ist es zuweilen noch mehr ein Neben- als ein Miteinander und überhaupt hat sich bislang noch nicht überall in der Diözese herumgesprochen, dass die Ortskirche von Wien zu einem guten Teil international-weltkirchlich zusammengesetzt ist. „Mit der Einladung an Vertreter:innen der swahilisprachigen, der lateinamerikanischen und der philippinischen Gemeinden zu uns zu kommen, haben wir einen Raum eröffnet, in dem sie authentisch über ihre Lebenswirklichkeiten, ihre Perspektiven auf unsere Kirche und Gesellschaft und ihre Anliegen einbringen können. Dabei soll es aber nicht bleiben“, so der Vorsitzende der Diözesankommission, Christian Zettl. Es gehe um mehr: Zettl sieht Aufholbedarf beim Bewusstsein in der Wiener Kirche über die Realität der anderssprachigen Katholik:innen und bei deren Mitgestaltungs- und Teilhabemöglichkeiten als eigene kirchliche Orte. Nicht zuletzt müsse die Stimmen der „Weltkirche in Wien“ möglichst authentisch auch in den entscheidenden Gremien der Erzdiözese repräsentiert sein. „Die ‚Anderen‘ - Partner aus dem globalen Süden/Osten, anderssprachige Priester und Gemeinden, Minderheiten, Ausgestoßene und Ausgeschlossene - sollen einen Platz am Tisch haben und direkt selbst mitreden können. Dies muss verstärkt und verbindlich bei der Besetzung von diözesanen Gremien beachtet werden“, hieß es diesbezüglich zuletzt in der Eingabe der DKWE-Mitgliedsorganisationen in den Wiener Synodalen Prozess. Markus Beranek, Pastoralamtsleiter und Vertreter der Diözesanleitung in der DKWE, sieht die Kirche von Wien in einem grundsätzlichen Wandel: „Die Anderssprachigen Gemeinden wurden ursprünglich als ‚Gäste‘ verstanden, heute erkennen wir, dass es eine Realität und ein wesentliches Merkmal der Kirche in Wien ist, eine Kirche der Diversität zu sein. Das hat sich bislang noch kaum im Selbstverständnis und in den Strukturen niedergeschlagen.“


Philippiner:innen: „Endlich angekommen in Wien“
Marizel Aguirre, Vertreterin der Philippinischen Gemeinde schätzt die Anzahl der in Österreich lebenden Philippiner:innen auf ca. 35-40.000. Zum größten Teil kamen der Filipinos/as in den 70er Jahren nach Wien, als die damalige Stadtregierung philippinisches Pflegepersonal anheuerte, um den Pflegekräftemangel zu beseitigen. Die Wiener Filipino Catholic Chaplaincy zähle ca. 7000 Menschen, die verteilt auf verschiedene Gemeinden in Wien und Wiener Neustadt in „gewöhnlichen“ Pfarren einen Platz gefunden haben. Das Zusammenwirken zwischen Gästen und Gastgeber:innen verlief nicht immer friktionsfrei. Mittlerweile gibt es auch schon einige gemeinsame Projekte mit den Wiener Gastgeber- Gemeinden und in der Pfarre Salvator am Wienerfeld eine Vertretung der Philippiner:innen im Pfarrgemeinderat. „Das Leben der Filipino Catholic Chaplaincy war nicht immer einfach, da wir von Kirche zu Kirche wanderten um Messen abzuhalten. Nun sind endlich dort angekommen, wo wir sein möchten“, zeigt sich Aguirre zufrieden. Markus Beranek ergänzt: „Es gibt Überlegungen, anderssprachige Gemeinden in Zukunft als eigene Teilgemeinden größerer Pfarren prinzipiell strukturell einzubeziehen.“


Kenianer:innen und Tansanier:innen: Gemeinschaft stärkt Identität
Die swahilisprachige Gemeinde bestehe aus maximal 60 Mitgliedern, hauptsächlich Menschen aus Kenia und Tansania, so Raphael Mchopa, tansanischer Seelsorger in Wien. Die meisten Mitglieder der in St. Brigitta im 20. Wiener Gemeindebezirk beheimateten Gemeinde seien alteingesessen und wohnen verstreut in den Vikariaten im Weinviertel und Industrieviertel, wenige in Wien. Viele von ihnen kamen ursprünglich als Kindermädchen, einige arbeiten nun im Pflegebereich, andere studieren und arbeiten nebenher. Das Zusammenkommen als swahilisprachige Gemeinde erfülle einen wichtigen identitätserhaltenden und sozialen Zweck - gemeinsame Traditionen miteinander zu feiern ziehe selbst Kenianer:innen und Tansanier:innen aus anderen Religionsgemeinschaften an. Mit der Gastgeberpfarre hingegen habe es bisher kaum Kontakt gegeben.


Lateinamerikaner:innen: „Alle sind willkommen!“
Die lateinamerikanischen Katholik:innen in Wien umfassen Mitglieder, deren Ursprung großteils in den spanischsprachigen Ländern und in Brasilien liege – aber lange nicht nur solche, so Angelo José Mejia Reynoso, einer der Seelsorger. „In der Tat kommen Menschen vieler Nationen zu uns, Österreicher:innen und andere, die teils mit Laterinamerikaner:innen verheiratet sind oder einen anderen Bezug zu unseren Ländern haben. Alle sind bei uns willkommen!“ In dieser Vielfalt liege ein großer Reichtum, gleichzeitig sei es eine Herausforderung, den verschiedenen Landestraditionen mit ihren Landespatronen gerecht zu werden, so der aus der Dominikanischen Republik stammende Priester. „Manchmal komme ich mir vor, als würde ich von Party zu Party unterwegs sein“, meint Angelo scherzhaft. Die Vielfalt verhindere jedoch nicht, sich als eine große Gemeinschaft zu fühlen. Die vier Gottesdienstgemeinden repräsentieren z.T. auch unterschiedliche Ausrichtungen – während die Gemeinde in St. Florian im 5.Wiener Gemeindebezirk eine volkskirchliche Ausrichtung hat, ist jene am Akkonplatz in Rudolfsheim-Fünfhaus basisgemeindlich orientiert. Der aus Brasilien gebürtige Steyler Missionar Carlos Alberto da Silva ist erst seit Februar Seelsorger der Lateinamerikaner:innen am Akkonplatz. Die Gemeinde selbst gebe es bereits seit 30 Jahren, sie sei nach wie vor sehr lebendig und gut integriert in die Pfarre.


Mehr Vernetzung gewünscht
Diözesane Dienststellen seien traditionell sehr auf die Pfarren der Erzdiözese ausgerichtet, so der Vertreter der Caritas in der DKWE, Rainald Tippow. Die „Anderssprachigen“ seien bislang einfach nicht auf dem Radar und als Dialogpartner und Zielgruppe zu wenig wahrgenommen und einbezogen.
Alexander Kraljic sieht verbindende Aufgaben: Es gebe eine große Hilfsbereitschaft in den anderssprachigen Gemeinden bei Notlagen und Naturkatastrophen, so. Oft wisse man nicht, wie man am besten helfen könne. Die guten Direktkontakte in die Länder und qualitätsvollen Katastrophen- und EZA-Projekte der katholischen Hilfswerke und Mitgliedsorganisationen der DKWE könnten hier eine Lücke füllen. Günter Mayer, Vertreter der Wiener Ordenskonferenz in der DKWE, sieht ein weiteres bislang zu wenig wahrgenommenes Potenzial: Die in Wien beheimateten Orden können durch die Anwesenheit von „zweiheimischen Ordensleuten“ in Wiener Pfarren und ihre Präsenz in vielen Ländern des globalen Südens verbindende Dienste leisten.


Chancen weltkirchlichen Miteinanders
Das weltkirchliche Miteinander biete großartige Chancen, auch um sich als Ortskirche weiterzuentwickeln, darüber herrschte Einigkeit am Ende der Vollversammlung. Was es jetzt braucht, sind konkrete Projekte, die es erlauben, miteinander vertrauter zu werden und voneinander lernen. Ein solches startet nun im Mai: „Globale Partnerschaften: einander begegnen, kennenlernen und verstehen!“ ist der Titel des von DKWE, Pastoralamt, ARGE AAG, Erwachsenenbildung und den Partnerdiözesen der Erzdiözese Wien gemeinsam entwickelten Projekts. Durch direkte Beziehungen und Austausch zwischen Vertreter:innen der lateinamerikanischen, afrikanischen und philippinischen Gemeinden in Wien, den Partnerdiözesen in Ecuador, Kenia und auf den Philippinen und Pfarren in der Erzdiözese Wien soll ein besseres Verständnis anderer Lebenswelten und geschwisterliche Verbundenheit entstehen. Höhepunkt wird die diözesane Weltkirche-Tagung ENCUENTRO am 11.November 2023 in Wien sein, bei der es zu persönlichen Begegnungen der Dialogpartner kommen wird.

Pastoralamt der ED. Wien Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit
Stephansplatz 6/6/633
1010 Wien

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