Das Wunder von Liuba und Ion
Aus dem Alltag des Projekts zur Familienstärkung „Iubim Viata“ („Wir lieben das Leben“) von Optima Fide
Liuba und Ion sind Bewohner eines Dorfes im Südosten der Republik Moldau, Eltern von drei Mädchen und einem Buben, Kinder zwischen 1 und 12 Jahren. Wir lernten sie Anfang 2024 kennen. Ihre familiäre Situation war außerordentlich schwierig: Ion trinkt, geht seiner Arbeit nicht nach, hat Schulden im Dorfladen und trägt nichts zum Unterhalt der Familie bei. Außerdem ist er gewalttätig gegen Liuba, er bedroht sie und zerstört sie psychisch. Sie hat stark abgenommen und hat mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Sie stehen kurz vor der Trennung. Die Scheidung hat sie eingereicht, auch weil die Kinder leiden. Ion befindet sich gerade in einer kurzen Phase der Wegweisung durch die Behörden und darf nicht zu seiner Familie.
Liuba, Ion und die Jüngste
Die letzte Chance
In mehreren Gesprächen überzeugen Verwandte und Kollegen von „Iubim Viata“ Ion, die letzte Chance zu nutzen, um seine Familie zu retten: Heilung im Rehabilitationszentrum für Alkohol- und Drogenabhängige von Optima Fide. Er nimmt das Angebot an und arbeitet mit Hilfe des Teams dort an sich selbst – psychologisch, spirituell, bei manueller Arbeit und in einem strikten Tagesablauf. Drei Monate später kehrt er ins Dorf zurück, betrinkt sich drei Tage lang – und ... gibt das Trinken dann endgültig auf.
Auf dem Sommercamp von Optima Fide
Das Wunder
Einige Zeit später besuchten wir die Familie erneut: Liuba ist kaum wiederzukennen, sie sieht jünger aus, ihre Gesundheit ist wiederhergestellt und das gemeinsame Leben funktioniert! Ion verdient Geld am Bau und benimmt sich als guter Ehemann und Vater. Die ganze Familie ist glücklich, am Sommercamp von „Iubim Viata“ teilzunehmen.
Von dort kehrt Liuba zurück mit dem Wunsch, ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln. So absolviert sie im Rahmen von „Iubim Viata“ sechs Psychotherapiesitzungen: „Ich habe gelernt, wie ich meine Emotionen in den Griff bekommen kann, sodass ich mich den Kindern gegenüber freundlicher verhalte, ihnen nicht mehr ständig Vorwürfe mache wie früher, und die Kinder dadurch selbst verantwortungsbewusster werden.“
Umkehr und Neuwerden
Auch Ion betreffend, kam sie zu mancher Einsicht: „Ich hatte übertriebene Angst vor meinem Mann, und so sehr wünschte ich, er würde das Trinken lassen, dass ich ihm ständig Vorwürfe machte und ihn kontrollierte - was die Spannungen nur erhöhte. Dass er oft weit weg war [Anm.: in Deutschland zur Arbeit], war für uns beide hart, und ich war oft misstrauisch. Jetzt ist mir klar, dass er mein Vertrauen braucht, dass ich ihn mehr als Mann, als Partner, als Geliebten sehe. Wir kommunizieren jetzt viel intensiver.“
Und weiter: „Ich versuche nicht mehr, vor der Welt ‚ideal‘ dazustehen und alles unter Kontrolle zu haben. Ich bin sanfter und liebevoller geworden. Und deshalb fühle ich mich in erster Linie besser mit mir selbst.“
Liuba leitet jetzt eine Lerngruppe für Kinder aus sozial schwachen Familien
Aus der Schwäche stark geworden
Liuba, im Dorf als Kindergärtnerin angestellt, ist immer an etwas Neuem interessiert. So haben wir sie darauf vorbereitet, anderen zu helfen. Seit mehreren Wochen leitet sie nun eine Lerngruppe für Kinder aus sozial schwachen Familien ihres Dorfes. Die Aktivitäten sind vielfältig und fesseln die Aufmerksamkeit der Kinder, sodass sie immer dabei sein möchten.