Freitag 26. April 2024
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Grundlagen Ministrantenseelsorge in der Erzdiözese Wien

Im Rahmen des Projektes „Ministrantenseelsorge in der Erzdiözese Wien“ im Jahr 2002 war es eines der Ziele, einen Text über das grundsätzliche Verständnis dieses Anliegens zu verfassen. Dieser Text soll all jenen, die sich um eine umfassende Ministrant/innenpastoral bemühen, Hilfe sein. Besonders aber soll er Richtschnur für den Aufbau der Ministrantenarbeit von diözesaner Seite her sein.

Diözesane Ministrantenseelsorge kann nur Anreize schaffen, keine Patentrezepte liefern. Sie braucht immer die Ergänzung und Anpassung auf die konkrete pfarrliche Situation. Wir (Fachstelle Ministrieren) wollen (neue) Impulse für die Ministrantenpastoral schaffen und so die seelsorgliche Arbeit der Pfarren unterstützen.

 

„Der Heilige Geist, den Christus, das Haupt, in seine Glieder strömen läßt, erbaut, beseelt und heiligt die Kirche.“ (KKK 474) Diözesane Ministrantenseelsorge braucht die Ausrichtung auf das Wirken des Heiligen Geistes. Wenn wir das tun, was Jesus uns aufgetragen hat, wenn wir in Einheit mit der Kirche sind und bereit zum Frieden, zur Versöhnung und zum geschwisterlichen Miteinander, dann ist uns die Hilfe des Heiligen Geistes gewiß.

 

Über das Verständnis von Ministrant/innenseelsorge in der Erzdiözese Wien
Ministrant sein heißt, Gott lieben zu lernen und der Kirche zu dienen. „Die Kirche ist das Volk Gottes, das in Jesus Christus durch den Hl. Geist geeint wird.“ (Diözesansynode; Art I; Absatz 1) 

Was Jesus gelebt und gelehrt hat, soll unseren Alltag als seine Jünger prägen. Jesus hat uns ein neues Gebot gegeben: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34) Das ganze Gesetz des Evangeliums besteht im neuen Gebot Jesu (Joh 13,34), einander zu lieben, wie er uns geliebt hat. (KKK 1970, Vgl. auch LG 9). Dieses Wort führt hin zu Seinem Wunsch, dass wir Menschen in Frieden und geschwisterlich miteinander zu leben.
Was sich in der Liturgie und somit auch im Dienst am Altar zeigt, soll also Ausdruck unseres Bemühens sein, Jesu Gebot im Alltag zu leben. "Im Neuen Testament bezeichnet das Wort „Liturgie“ nicht nur die Feier des Gottesdienstes, sondern auch die Verkündigung des Evangeliums und die tätige Nächstenliebe. Bei all dem geht es um den Dienst an Gott und den Menschen." (KKK 1070) Unser Anliegen ist es, dass Ministranten und Ministrantinnen diese Glaubenswirklichkeit immer tiefer verstehen und leben lernen.

 

Bildungskonzept 

Wir wollen die Ministranten und Ministrantinnen bei unserer Arbeit immer in ganzheitlicher
Weise vor Augen haben, als Menschen mit Herz, Hand und Verstand.

Zur besseren didaktischen Aufbereitung unterscheiden wir folgende drei Bereiche:

Wissensbildung | Gemeinschaftsbildung | Herzensbildung

 

Wissensbildung

Was man nicht weiß, kann man nicht tun. Indem wir Ministranten Wissen vermitteln, helfen wir ihnen, ihre Berufung als Menschen und Christen selbst zu erkennen, den katholischen Glauben aus freier Entscheidung heraus zu vollziehen und danach zu leben und zu handeln. Was man versteht, das will man auch eher tun. Dabei ist uns bewußt, dass Glaube nicht durch Wissensvermittlung entsteht, sondern immer ein Gnadengeschenk bleibt. Das Wissen um die Wahrhaftigkeit der Glaubenswahrheiten wächst und vertieft sich in deren glaubender Annahme.

KKK 158: „Der Glaube sucht zu verstehen“ (Anselm, prosl. prooem.). Wer wirklich glaubt, sucht den, in den er seinen Glauben setzt, besser zu erkennen und das von ihm Geoffenbarte besser zu verstehen. Eine tiefere Erkenntnis wiederum wird einen stärkeren, immer mehr von Liebe beseelten Glauben hervorrufen. Die Gnade des Glaubens öffnet „die Augen des Herzens“ (Eph 1,18) zu einem lebendigen Verständnis der Offenbarungsinhalte, das heißt der Gesamtheit des Ratschlusses Gottes und der Mysterien des Glaubens sowie ihres Zusammenhangs miteinander und mit Christus, dem Zentrum des geoffenbarten Mysteriums. „Damit das Verständnis der Offenbarung immer tiefer werde, vervollkommnet der Heilige Geist den Glauben ständig durch seine Gaben“ (DV 5). Es verhält sich so, wie der hl. Augustinus gesagt hat: „Ich glaube, um zu verstehen, und ich verstehe, um besser zu glauben“ (serm. 43,7,9).

  • Kirche im Miteinander/Liturgie: Liturgie als Feier des Volkes Gottes äußert sich inverschiedenen Formen: In der Feier der Sakramente, in gemeinsamen Gebeten,Andachten, ...Besondere Bedeutung kommt dabei der Eucharistie zu, die Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens ist. Aus ihr lebt und wächst die Kirche. (vgl. LG 9 +26) Aus ihr schöpfen wir Kraft, sie ist sowohl Ausgang als auch Ausdruck unseres Bemühens, im Geist Jesu zu leben. Ministranten und Ministrantinnen sollen die Formen des gemeinsamen Feierns kennen lernen, verstehen und verinnerlichen.
  • Liturgische Rollenverteilung/ Spezielle Rolle der Ministranten: Wir als Gemeinde sind Teil des Leibes, dessen Haupt Christus ist. Jedes Glied in diesem Leib hat seinen Platz und seine wichtige Aufgabe. „Auch die Ministranten [...] versehen einen wahrhaft liturgischen Dienst.“ (SC 29) Ministranten und Ministrantinnen sollen zum Verständnis dieses Dienstes und zu seiner würdigen Ausübung hingeführt werden.
  • Wahrnehmen – Denken – Handeln: Um zu aktuellen Themen „christliche Position“ beziehen zu können, um christlich handeln zu können, ist bewusstes Wahrnehmen notwendig. Es ist wichtig, das Wahrgenommene auf Jesus Christus hin zu prüfen und zu hinterdenken. Wir wollen Ministranten unterstützen, „vernünftig“ entscheiden zu können, damit sie entsprechend dem Wunsch Jesu Christi nach Frieden und geschwisterlichem Miteinander zu handeln verstehen.
  • Bibel und Katholisches Glaubensgut: Das heilsgeschichtliche Handeln Gottes an seinem Volk ist uns in der Hl. Schrift überliefert. Darum ist es uns ein Anliegen, Ministranten den Zugang zur Bibel zu eröffnen. Für unsere Kirche sind die Hl. Schrift und die Hl. Überlieferung eng miteinander verbunden. Beide sind Weitergabe und Auslegung der Offenbarung. Sie ergänzen einander darin. (Vgl. DV 9) In diesem Sinne wollen wir Ministranten auch das Verständnis für die Lehre der Kirche eröffnen.
  • Das Leben der Kirche: Im Laufe der Jahrhunderte sind verschiedene Traditionen und Ausformungen des christlichen Glaubens gewachsen, die bis heute die Kirche, unsere Gemeinden und unsere Gesellschaft prägen. Diese sollen Ministranten erkennen und verstehen lernen.

 

Gemeinschaftsbildung

Kirche verwirklicht sich immer in Gemeinschaft. Wir sind als Menschen aus einem liebenden DU geschaffen und müssen uns zum DU hin entwickeln. Nur im Miteinander lernen wir uns selbst kennen und mit unseren Stärken und Schwächen umzugehen. In unserem Bemühen um Gemeinschaft drückt sich auch unsere Liebe zu Gott aus und findet so der Bereich der Wissensbildung seine Anwendung.

  • ICH + DU + WIR: In Frieden miteinander zu leben heißt nicht, Konflikten aus dem Weg zu gehen oder sie zu ignorieren. Vielmehr bedeutet es, die Fähigkeit zu entwickeln, die eigene Meinung hinzulegen und zu begründen, sie auf den Wunsch Jesu Christi hin zu beleuchten, aufeinander einzugehen, um so Konflikte konstruktiv lösen zu können.
  • Aktivitäten: Feste, Ausflüge, Spiele, etc. fördern und stärken den Zusammenhalt und die Gemeinschaft. Gemeinsame Aktivitäten sollen nie Selbstzweck sondern Schritte auf dem gemeinsamen Weg des Glaubens sein.
  • Glieder eines Leibes: Indem wir uns als gleichwertige Glieder des einen Leibes erkennen, dessen Haupt Jesus Christus ist, wissen wir uns füreinander verantwortlich.

 

Herzensbildung

Geschwisterliches Miteinander im Sinne Jesu erschöpft sich nicht darin, gemeinsam etwas zu tun. Gemeinsamkeiten sind etwas anderes als Gemeinschaft. Gemeinschaft knüpft sich von Herz zu Herz. Die innere Haltung bzw. die Motivation aus der heraus wir handeln, ist entscheidend. Indem wir unser Herz nach dem Herzen Jesu bilden, können wir von Gottes Liebe Zeugnis geben und werden als Christen glaubwürdig. Gemeinschaftsbildung also hat einen „äußerlichen“ Teil, in dem sich die Wissensbildung umsetzt und einen „inneren“ Teil, in dem sich die Herzensbildung realisiert.

  • Christliche Alltagsbewältigung: Das neue Gebot „Liebt einander wie ich euch geliebt habe!“ will im Alltag verwirklicht werden. Ministranten und Ministrantinnen sollen dahin geführt werden, in den alltäglichen Situationen Gott zu lieben und Ihm in den Menschen zu dienen.
  • Gemeinsam mit Jesus: Wenn wir unser Herz nach dem Herzen Jesu bilden wollen, finden wir Orientierung an Seinem Leben, und bauen Freundschaft zu Ihm auf. Die Sakramente schenken unserem Glaubensleben dabei „Geburt und Wachstum, Heilung und Sendung“ (KKK 1210).
  • Christsein – bewußt und gewußt: Auch Herzensbildung braucht Wissensvermittlung. Indem ich verstehen lerne, was Christsein bedeutet, was es mir und anderen „bringt“, bin ich für ein Leben als Christ „motiviert“ und kann mich dafür entscheiden.
  • Mit Herz ministrieren: Ministrantenseelsorge soll die Kinder und Jugendlichen dazu führen, den Dienst am Altar nicht nur „äußerlich“ zu verrichten sondern auch „innerlich“ mitvollziehen zu können.
  • Weite schaffen: Kreatives Tun eröffnet uns den Blick für die Schöpfung Gottes. Es läßt uns diese erspüren, empfinden und erahnen. Durch die Entfaltung kreativer Fähigkeiten finden Ministranten und Ministraninnen durch Entspannung und Ausgleich eine innere Weite, die notwendig für die Entfaltung der Seele und des Herzens ist.

 

Didaktische Prinzipien
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir einige Grundsätze formulieren, die uns wichtig sind:

  • Ministrantenseelsorge als Teil kirchlicher Kinder- und Jugendpastoral: Mit unserer Arbeit wollen wir neue Impulse für die pfarrliche Ministrantenpastoral setzen. Eine gute Zusammenarbeit mit anderen pfarrlichen und diözesanen Gruppen (z.B. mit der Jungschar) ist uns wichtig. Der Dienst am Altar soll nicht nur Kindern vorbehalten bleiben. Wo es möglich ist, kann Ministrantenseelsorge auch Erwachsene einschließen. (Vgl. Diözesansynode Art. 179)
  • Altersgemäßheit: Wir wollen Kinder und Jugendliche in ihrem je eigenen Lebensalter und Entwicklungsstand wahrnehmen. Vor allem Kinder brauchen Inhalte ganzheitlich und spielerisch vermittelt. Bewegung und Spaß sollen dabei nicht zu kurz kommen.
  • Mädchen und Burschen: Je nach pfarrlicher Situation und den Gegebenheiten kann es sinnvoll sein, Burschen und Mädchen in Gruppen gemeinsam zu betreuen oder auch zeitweilig zu trennen. Der Dienst am Altar aber soll grundsätzlich Burschen und Mädchen in gleicher Weise offen stehen.
  • Begleitung in Gruppen: Damit Ministranten und Ministrantinnen in der Gruppe Gemeinschaft erleben und erfahren können, sind regelmäßige Treffen sinnvoll. Die Häufigkeit der Gruppenstunden wird von der Zeit und den Möglichkeiten der Ministranten und ihrer Begleiter abhängen.
  • Hineinwachsen in den Ministrantendienst: Die Einführung in den Ministrantendienst soll schrittweise geschehen. Sie soll ein begleitetes Hineinwachsen in den Dienst am Altar und im Alltag sein.
  • Vorbildfunktion der Gruppenleiter: Um den Ministranten ein glaubwürdiges Beispiel zu geben, sollen Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen bemüht sein, selbst als Christen zu leben. „Für die Kirche ist das Zeugnis eines echt christlichen Lebens mit seiner Hingabe an Gott in einer Gemeinschaft, die durch nichts zerstört werden darf, und gleichzeitig mit seiner Hingabe an den Nächsten in grenzenloser Einsatzbereitschaft der erste Weg der Evangelisierung. "Der heutige Mensch", so sagten Wir kürzlich zu einer Gruppe von Laien, "hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind" [Paul VI, Ansprache; AAS 66 (1974), p. 568]. Als der hl. Petrus das Bild eines reinen und ehrbaren Lebens zeichnete, brachte er das deutlich zum Ausdruck: "Ohne zu reden, gewannen sie diejenigen, welche sich weigerten, an das Wort zu glauben" [1 Petr 3,1].“ (Paul VI., Evangelii nuntiandi 41)
  • Motiviation zum Ministrantendienst/zum Christsein: „Willst du ein Schiff bauen, rufe nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen und Werkzeuge vorzubereiten, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ (Antoine de Saint-Exúpery) Unsere Arbeit möchte die Sehnsucht nach der Verwirklichung des Reiches Gottes hier auf Erden wecken und Ministranten so dazu motivieren, ein Leben im Geiste Jesu zu führen.
  • Ministrantenseelsorge und Berufungspastoral: Die Vielfalt an Bezugspersonen in der Ministrantenpastoral ist wertvoll: Priester, Ordensleute und Laien, Männer und Frauen ... Wir wollen Ministranten und Ministrantinnen anregen, ihre je eigene Berufung zu entdecken, und sie bei der persönlichen Wahl des eigenen Lebensstandes unterstützen - sei es die Berufung zu einem Leben als Priester, Diakon oder Ordensmann/-frau, sei es der Ruf zu Ehe und Familie.
  • Verstandesbildung statt Intelligenzförderung: Ministrantenseelsorge will „Hausverstand“ und Vernunft formen, nicht primär Intelligenz fördern. Dazu ist es wichtig, mit Ministranten Sinn und Unsinn, Wirkung und Folgewirkung menschlicher Handlungen zu hinterdenken. So können die Kinder und Jugendlichen lernen, freie und bewußte Entscheidungen zu treffen.
  • Herzensaufbau statt Leistungsdenken: Unsere Arbeit soll Ministranten und Ministrantinnen dazu hinführen, aus Liebe zu Gott und den Menschen am Altar zu dienen, und nicht aus Ehrgeiz oder Konkurrenzdenken. 

 

Grundlagentext zum Verständnis von Ministrantenseelsorge in der ED Wien
Version vom 14.6.2002

Kalender
So., 28. Juli 2024 10:00
Romwallfahrt

Eine Fachstelle der

Ministrantenseelsorge
Stephansplatz 6/6/618
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