Vom Saulus zum Paulus ?

Der Huber-Bauer und seine Frau haben zwei Kinder. Hiasi, der Sohn, arbeitet nach seinem Jus-Studium jetzt in der Stadt. Auf dem Türschild an seinem Büro steht „Dr. Matthias Huber“. Die Tochter Lisi ist Umweltingenieurin, jetzt will sie Bürgermeisterin in ihrer Heimatgemeinde werden. Auf den Plakaten steht: „Wählt Elisabeth Huber“.

Niemand würde behaupten, dass der Hiasi zum Matthias oder die Lisi zur Elisabeth geworden sei. Nur bei Paulus sehen das manche anders: dass er in nicht-jüdischer Umgebung seinen nicht-jüdischen (römischen) Vornamen benutzt, wird von vielen so dargestellt, als handle es sich hier um einen Namenswechsel. Dabei spricht die Apostelgeschichte ganz klar von „Saulus, der auch Paulus heißt“. (Apg 13,9)

Und seine Eltern und Jugendfreunde haben wahrscheinlich weiterhin den vertrauten Namen benutzt, genau so wie die Eltern und Jugendfreunde der Huber-Kinder weiterhin von Lisi und Hiasi sprechen.

Übrigens wäre ein Namenswechsel des Saulus auch nicht mit einer (auch oft behaupteten) Änderung des Religionsbekenntnisses verbunden. Paulus war Jude und blieb Jude. Die Christen des 1. Jahrhunderts waren eine von mehreren Strömungen im Judentum, ebenso wie die Pharisäer oder die Sadduzäer. Die Trennung von Judentum und Christentum (das „Parting of the Ways“) war ein sehr langsamer Prozess, der erst einige Jahrzehnte nach dem Tod des Paulus begann und noch viel später abgeschlossen war.

Eva R.

Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.