"Aber eigentlich bin ich eine Pilgerin"
Letztes Wochenende war ich wallfahrten: Mit der Pfarre Eichenbrunn marschierte ich, wie auch die letzten Jahre, wieder zu Fuß nach Maria Dreieichen. Wir haben unsere Anliegen mitgenommen, unsere Bitten und unsere Dankbarkeiten. Wir haben auf dem Weg spirituelle Impulse bedacht, Rosenkranz gebetet und die Wallfahrt mit einem Gottesdienst abgeschlossen.
Ich bin gern zu Fuß unterwegs, alleine und auch gemeinsam mit anderen, auf Wanderungen und auf Wallfahrten. Aber eigentlich bin ich eine Pilgerin: Ich breche gern aus meinem Alltag aus, mache mich auf den Weg. Zweimal schon bin ich auf dem Jakobsweg durch ganz Spanien gepilgert, es waren Zeiten, in denen ich etwas abschließen und neu beginnen wollte. Pilgern, das hat im Gegensatz zum Wallfahrten kein fixes Datum, keine festen Regeln, keine fixe Struktur. Und doch ist es ein sehr spirituelles Geschehen: Ich breche auf, lasse meinen Alltag hinter mir. Im Unterwegs-Sein wird der Weg, werde ich wichtig, ich fühle das „Dazwischen-Sein“. Ich muss mich mit neuen Situationen auseinander setzen und mich auf Unsicherheiten einlassen. Dadurch übe ich mich im Vertrauen auf Gott, auf die göttliche Führung. Ich lerne von der Natur, von den Bäumen, von vielem, das mir begegnet, und erkenne darin Zusammenhänge mit meinem Leben, manchmal sogar göttliche Zeichen.
Unterwegs muss ich auf Wegweiser achten. Sie führen mich über die verschiedensten Untergründe, ihnen kann ich vertrauen. Manchmal gehe ich auch Um- oder Irrwege, muss stehenbleiben und mich neu orientieren. All das sind Erfahrungen, die ich auch auf mein Leben übertragen kann.
Beim Pilgern gehe ich ganz besonders offen auf die Menschen zu, denen ich begegne, und ich ernte Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, wir teilen unsere Erfahrungen und lernen voneinander.
Wenn ich alleine unterwegs bin, meditiere ich ein Wort, ein Lied und lasse mich ganz darauf ein. Und manchmal verstummen dabei sogar die Selbstgespräche in meinem Kopf. Ich gehe viele, viele Schritte und staune, wie sie einen weiten Weg bilden – und wie sich auch für mein Leben ein guter Weg auftut.
Beim Ankommen habe ich neue Pläne, neue Ideen. Ich habe ein Ziel erreicht, aber es bleibt immer nur ein Etappenziel. Denn unser eigentlicher Pilgerweg ist das Leben.
„Pilgern ist die vollkommenste Art der Fortbewegung, wenn man das wahre Leben entdecken will. Es ist der Weg in die Freiheit.“
(nach Elisabeth von Arnim)