Wege zum guten Leben - das Frauenprojekt AMOIXQUIC in Gutemala
Auch in Guatemala werden besonders Frauen mehrfach diskriminiert: als Indigene, als Frauen und als Kleinbäuerinnen. Trotz ihrer Verantwortung für die Versorgung der Familien verfügen Frauen selten über eigenes Land oder finanzielle Mittel.
Gemeinsam unterwegs
Die Organisation AMOIXQUIC setzt sich seit 1997 für die Rechte indigener Frauen ein. Der Name ist dabei Programm: „Wege zum guten Leben aus Sicht der Frauen“. Im Zentrum steht, die Frauen in ihrer Identität und in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken. Ziel ist es, die Frauen zu ermutigen, sich selbst für ihre Rechte einzusetzen. Da Frauen trotz des Wissens um ihre Rechte finanziell von ihren Männern abhängig sind, wollen sie ihr eigenes Einkommen erwirtschaften.
Gemeinsam entwickeln sie Wege in ihre finanzielle Unabhängigkeit: Mit der Herstellung von z.B. Naturseife verdienen sie ihr eigenes Geld. In Sparvereinen legen sie ihr Geld zusammen, um einander Kredit zu geben oder gemeinsam große Anschaffungen leisten zu können. Die Treffen bieten außerdem einen willkommenen Anlass, sich mit anderen Frauen auszutauschen und zu vernetzen.
Eine zukunftssichere Landwirtschaft
Die Landwirtschaft der Maya-Völker blickt auf eine über zweitausendjährige Tradition und damit auf eine Vielfalt an unterschiedlichen Mais-, Bohnen-, Tomaten-, Chili- und Kürbissorten zurück. Doch in den vergangenen Jahrzehnten ging die einst bunte Vielfalt vielerorts verloren. Genmanipuliertes Saatgut und Hybridpflanzen haben längst ihren Weg ins ländliche indigene Hochland gefunden.
Über die Jahre gingen das Wissen und das regionale Saatgut verloren. Wie überall wurde Saatgut vom Gemeingut zur patentierten Ware: industrielles Saatgut der großen Agrarkonzerne, das nicht selbst vermehrt werden kann. Diese Hochleistungssorten
sind auf industriellen Dünger, Pestizide und Bewässerung angewiesen. Damit geraten die Menschen in Abhängigkeit von jenen Agrarkonzernen, die ihnen hybrides Saatgut und den dazugehörigen umweltschädlichen Dünger verkaufen. Auf dem Speiseplan vieler, von Armut betroffener Familien fehlen tierische Eiweiße, Vitamine und Spurenelemente. Diese Mangelernährung führt vermehrt zu Infektionskrankheiten und einer verzögerten körperlichen und geistigen Entwicklung bei Minderjährigen.
Altes Wissen und Saatgut für die Zukunft
Unsere Partner*innen von AMOIXQUIC arbeiten daran, das alte Wissen der Maya-Völker wiederzubeleben und die einstige Sortenvielfalt in die Landwirtschaft zurückzuholen. In Workshops lernen die Frauen agrarökologische Nutzgärten anzulegen und den geringen Platz gut zu nutzen. Mit Wurmkompost und selbst hergestellten natürlichen Pestiziden
können sie industrielle Düngemittel reduzieren und Geld sparen. Bei den gemeinschaftlichen Treffen tauschen die Frauen Pflanzensetzlinge und Wissen untereinander aus. Heilpflanzen werden von den Frauen zu Tinkturen und immunstärkenden Mitteln verarbeitet.
Stärkung für schwierige Zeiten
Dass dies der richtige Weg ist, hat die Covid19-Pandemie bestätigt. Die Möglichkeit, selbst Nahrungsmittel anzubauen, unabhängig von externen Agrarkonzernen, ist im Kampf gegen den Hunger entscheidend. Auch das Wissen um immunstärkende Mittel und eine vitaminreiche, vielfältige Ernährung hilft den Familien durch diese Krise.
Wie so oft, sind es auch hier die Frauen, die nach Lösungen für die vielfältigen Probleme suchen, die sich für ihre Rechte einzusetzen lernen und damit ein Projekt mit Leben füllen! Die Arbeit von AMOIXQUIC zeigt, wie vielfältig der „Weg zum guten Leben aus Sicht der Frauen“ aussehen kann. Es gibt nicht eine Lösung. Es braucht viele kleine Veränderungen und eine Gemeinschaft von Frauen, die etwas bewegen wollen.
Magdalena Maier, (FFT-Bildungsreferentin kfbö)