Sonntag 19. Mai 2024
Mi., 22. Mai 2024 18:00
Diakonenkreissprechertreffen
Mi., 22. Mai 2024 18:30
WJG 2026: Ehepastoral 1

Wir gedenken dankbar an...

unsere Verstorbenen Diakone der Erzdiözese Wien.

 

In diesem Licht lass sie schauen, was sie im Glauben bezeugt haben.

 

Evangelium von heute Joh 20, 19–23 (Pfingsten) Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes   19...
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RAHNER KARL: Strukturwandel der Kirche als Aufgabe und Chance- Mit einer Einleitung von Michael Seewald

1) Strukturanalyse:
Die Kirche ist in eine Umwelt gestellt, in der sie leben und ihre Entscheidungen treffen muss, daher braucht es eine theologische Situationsanalyse, eine Pastoraltheologie, die nicht steckenbleiben darf und sich nicht allzu stark von Dogmatik, Moraltheologie und Kirchenrecht vereinnahmen lässt. Dabei zu berücksichtigen sind säkulare Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, denen aber nicht allein das Feld überlassen werden darf. Gefährlich dabei ist aber, in einen „bockigen Konservativismus“ zu verfallen

Hier bietet sich die große Chance von der „Welt“ zu lernen und Erkenntnisse in die Theologie miteinzubeziehen. Es geht wesentlich um eine Spiritualität, die auf letzte tragende Prinzipien hinweist und so ihrem eigenen Wesen treu bleibt. Wenn das nicht geschieht, zerfällt alles in Gruppen und Grüppchen, die ihr Eigenleben führen, alles und jedes als überflüssig sehen und so zur Sekte verkommen. Soweit Rahner zum Begriff der „Kleinen Herde“, der als Beginn zu verstehen ist. „Kleine Herde“ ist kein Ghetto, auch keine Sekte, weil diese beiden nicht durch die Zahl der Menschen, sondern durch ihre Mentalität bestimmt wird. Rahner prophezeit bereits 1972, dass „die deutsche Kirche an Zahl, wenigstens an relativer Zahl gegenüber der Gesamtbevölkerung, und an gesellschaftlicher Macht in den nächsten Jahrzehnten noch ganz erheblich zurückgehen wird. Der christliche und institutionalisierte Glaube wird noch sehr erheblich abnehmen“ (Buch S 48). Also kein bigottes pharisäisches Jammern über die Glaubens- und Gottlosigkeit der Welt, sondern darüber nachzudenken, wo und wie die Kirche in ihrem faktischen Leben und Handeln selbst Ursache des Rückgangs ist, und wieder authentisch werden kann.

 

2) Was sollen wir tun im Hinblick auf eine entklerikalisierte und dienende besorgte Kirche?
Hier gilt es Schwerpunkte zu setzen. „Allen alles sein“ (1 Kor. 9,22) geht auf Dauer nicht. Rahner dazu: „Man läuft allen Hasen nach und fängt keinen“ (Buch S 66), das heißt: Verzettelungsgefahr. Die Kirche hat oft an Schwerpunkten festgehalten, die sie nicht braucht und auch teilweise mit Zähnen und Klauen verteidigt (Beispiel: Siehe das Gejammer um den Verlust des Kirchenstaates). In der Kirche herrscht oft „fromme Kurzsichtigkeit“. So gehen für die Verteidigung alter Dinge oft wertvolle Kräfte verloren. Daher methodische Überlegung: „Einen Menschen von morgen für den Glauben zu gewinnen ist für die Kirche wichtiger als zwei von gestern für den Glauben zu bewahren, die Gott mit seiner Gnade auch dann retten wird, wenn eine heutige und morgige Weise der Glaubensverkündigung sie eher verunsichert. Die Heilsstrategie Gottes und die der Kirche sind nun einmal nicht identisch.“ (Buch S 64). Also den Geist Gottes walten lassen. „Wir sind und bleiben römisch-katholisch.“ (Buch S 71). Es ist wohl selbstverständlich, dass es in der Kirche ein Amt geben muss, mit bestimmten Aufgaben und Vollmachten. Überlegt werden muss aber, wie diese Aufgaben differenziert und geteilt werden können. Entklerikalisierung ist dann möglich, wenn die Amtsträger einsehen, dass der Geist weht, wo er will und dass er keine exklusive Erbpacht für sie eingerichtet hat. Die Kirche der Zukunft wird anders als in der Vergangenheit in ihrer Realität herauswachsen und will mit Hilfe der Gemeinden, also von unten, bei der Wahl ihrer Amtsträger entscheidend mitreden. Auch wenn diese Amtsvollmachten im Sakrament der Ordo zuerkannt und sichtbar werden, ändert das nichts an einem entklerikalisierten Amtsverständnis. Dieses Amtsverständnis muss zu einer dienend besorgten Kirche führen. Die Amtsträger denken sehr oft an die Institution der Kirche und nicht an die Menschen. Dienen, besonders an den Alten, Kranken; Dienst an denen, die die Gesellschaft entmündigt, ausgrenzt. Es darf keine Kalkulation darüber geben, welche Vorteile die Kirche daraus ziehen kann.

 

3) Wie kann eine Kirche der Zukunft, beispielsweise als offene ökumenische Kirche von der Basis her, gedacht werden?
Eine offene Kirche wird gegen pseudoorthodox agierende Sektenmentalität auftreten, um sich selbst  zu reinigen. Im Gegensatz dazu grenzt die Ghettomentalität Klarheit, Ordnung, Frömmigkeit und auch und arbeitet mit Verboten. Eine verbindliche Glaubenslehre ist sehr wohl notwendig, deshalb ist hohe theologische Qualifikation notwendig. Man kann aber nicht „objektiv“ sagen, wer konkret und „subjektiv“ in der Kirche steht. Die diesbezüglichen Grenzen verschieben sich. Eine ökumenische Kirche der Zukunft braucht echtes Neuverständnis des gesamten katholischen Dogmas ohne Substanzverlust, aber mit intensiv lebendigem Dialog aller Kirchen. Berücksichtigt werden dabei die geistesgeschichtlichen und gesellschaftlichen Situationen weltweiter Art. Die künftige Kirche wird auf jeden Fall in sich pluralistischer sein. Eine diesbezügliche Einheit kann nicht realistisch angestrebt werden, weil sie nicht realisierbar und auch nicht vom katholischen Dogma gefordert ist.

 

Der Mensch und seine Umwelt werden immer komplexer, daher wird mit einfachen Antworten, die früher leichter möglich waren, nicht mehr das Auslangen gefunden. Auch die Kirche ist wegen der Komplexität dieser Welt auf vielen Gebieten ratlos geworden. Daher: Weckung und Bildung des Gewissens und dessen Erziehung zur selbständigen und verantwortlichen Entscheidung in den konkreten, komplexen und mitunter rational nicht mehr auflösbaren Situationen. Viel an gemeinsamem Glaubensverständnis in den christlichen Kirchen ist durch jahrzehntelange Fachtagungen und Diskussionen schon da, aber die Zusammenarbeit ist gerade heute besonders wichtig. Dann würden schwierige Fragen wie die Amtsfrage oder Primat des Papstes und seine Aufgaben leichter lösbar werden.

 

 

Gegen den Strom

Christliche Soziallehre / Für den Frieden

Diöz. Institut für den Ständigen Diakonat
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