Antworten von Kardinal Christoph Schönborn in der Tageszeitung HEUTE 17. Mai 2024.
Pfingstwochenende! Viele nützen es zum Verreisen. Warum wird Pfingsten gefeiert? Es ist das Fest des Heiligen Geistes. Wie kann man ihn sich vorstellen? Wie wirkt er? Was er nicht ist, wissen wir alle. Sicher ist er nicht dort, wo der Ungeist herrscht: Hass und Hetze, Unfrieden und Eifersucht, Lüge und Verleumdung, Streit und Krieg. Damals, an Pfingsten in Jerusalem vor 2000 Jahren, machten Menschen eine Erfahrung, die wir heute dringend wieder brauchen. Die Apostel, die Jünger Jesu, einfache Menschen, erlebten ein Sprachenwunder. Sie redeten in ihrer Sprache, doch alle Zuhörer, aus vielen Ländern, konnten sie verstehen. Dieses Wunder fehlt uns schmerzlich: aufeinander hören, miteinander reden, einander verstehen.
Die weiße Taube gilt als Symbol des Heiligen Geistes. Sie ist auch das Zeichen der Friedensbewegung. Wenn zu diesem Pfingstfest nur überall der Geist des Friedens wirken würde! Stattdessen wüten Waffen und Kriege. Weltweit nimmt die Aufrüstung zu. Wird die schwache Friedenstaube dagegen ankommen? Frieden beginnt immer im Kleinen, im eigenen Herzen, in den vier Wänden, der Familie, mit den Nachbarn. Pfingsten kann dafür ein Anfang sein.