HEUTE DU UND MORGEN ICH
Als Verantwortliche für die Seniorenpastoral und die Seniorenbildung in unserer Erzdiözese und als Sprecherin der ARGE Altenpastoral Österreich darf ich mit meiner Kärtner Kollegin als Vertreterin Österreichs daran teilnehmen.
Ich lade Sie/Euch dazu ein, durch mein Tagebuch zu blättern, zu hören und zu schauen.
TAGEBUCHEINTRAG ROM - Tag 1

Heute liegt eine eher traumlose Nacht im Nachtzug hinter mir. Untertags stand Sightseeing, viele Kilometer zu Fuß und Pizza essen auf dem Programm. Morgen geht’s dann im Generalatshaus der Jesuiten los.
Wir sind schon gespannt!
Welche Träume haben Sie für Ihr Alter? Lassen Sie uns in den nächsten Tagen gemeinsam darüber nachdenken!
TAGEBUCHEINTRAG ROM - Tag 2
Mein heutiger Arbeitstag beginnt mit einem Cornetto am Petersplatz. Dann checken wir im Generalatshaus der Jesuiten zum internationalen Kongress zur Altenpastoral ein. Eine Sprachenvielfalt erwartet uns.

Der Vormittag ist geprägt von Vorträgen. Wir hören über die demographische Entwicklung, dass drei soziale Kontakte in der Woche die Gesundheit steigern und dass die Zukunft der Kirche die Älteren sind. Besonders hängen geblieben ist mir der Satz: today you – tomorrow me. Heute bist du alt und brauchst mich, morgen bin ich alt und brauche dich.
Am Nachmittag arbeiten wir in Arbeitsgruppen – Italienisch, Spanisch, Französisch und Englisch. Die Englischkenntnisse meiner österreichischen Kollegin und sowie von Weihbischof Boom und Julia aus Deutschland werden auf eine harte Probe gestellt. Mit Kolleginnen aus Malawi, Rumänien, Japan, Südkorea, Kanada, Texas, Irland und Uganda diskutieren wir die Herausforderungen für älteren Menschen. So unterschiedlich die Länder sind, kommen wir doch auf ähnliche Herausforderungen: Einsamkeit, Armut, Generationenvertrag.
Mit einer gemeinsamen Messfeier mit sechs Bischöfen, dreißig Priestern und rund 150 MitarbeiterInnen in der Altenpastoral endet der Tag. Die Vielfalt und Buntheit spiegeln sich auch hier in den verschiedenen Sprachen wider. Geeint werden wir durch den gemeinsamen Glauben.
Judith und ich lassen den Tag noch in einer Bar ausklingen.
Was haben wir heute gelernt?
- Die Kirche ist groß und bunt!
- Die Zukunft der Kirche ist das Alter.
- Viele Bischöfe und Priester weltweit sind an dem Thema interessiert.
- Europa ist nicht der Nabel der Kirche.
- Mein Englisch ist ausbaufähig.
- Wir müssen heute handeln – today you, tomorrow me
TAGEBUCHEINTRAG ROM - Tag 3
Schon als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, den Papst zu sehen. Heute sollte es so weit sein.

Das Cornetto am Petersplatz haben wir schon beim Anstellen zur Sicherheitskontrolle verspeist. Unsere Kongressgruppe sollte ja heute am Morgen die erste Audienz beim Papst sein. Alle haben sich herausgeputzt – Hosenanzüge, Kleider, Talare mit lila Zingulum, Collarhemden – soweit das Auge reicht. Nach langem Warten, weil ein Staatsbesuch vorgezogen wurde, ging es unter strengen Blicken der Schweizer Garde in den apostolischen Palast. Die vielen Stufen, Fresken und Ausblicke beeindruckten uns alle. Dann hieß es wieder warten.
Endlich öffneten sich die Türen zur Sala Clementina. Alle Handys waren auf die Tür gerichtet, um ein Bild des Papstes beim Eintreten zu machen.
Dann kam er, wünschte uns den Frieden und hielt eine Ansprache über die Würde und den Wert der Älteren Menschen – the elderly are not useless. Er segnete uns für unsere Arbeit in aller Welt. Noch ein Gruppenfoto und wir verließen wieder den apostolischen Palast.
Die Letzten in den hintersten Reihen werden die Ersten sein: Beatrix Auer und Judith Höhndorf
Als Gruppe pilgerten wir singend und betend über den Petersplatz, gingen durch die Heilige Pforte und bekannten am Apostelgrab unseren Glauben in vielen Sprachen.
Dann hatten wir uns eine Pause verdient.
Am Nachmittag hörten wir Vorträge zur Spiritualität der älteren Menschen - von der assistance zur existance, old age is a gift for all ages. In Arbeitsgruppen überlegten wir, wie wir in den unterschiedlichen Diözesen Seniorenpastoral gestalten können. Dabei wurde aus vielen Kontinenten das Thema Bildung angesprochen. Priester, PastoralassistentInnen, haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen müssen eine gut fundierte gerontologische und geragogische Bildung in Theorie und Praxis erfahren.
In der gemeinsamen Eucharistiefeier brachten wir unseren Dank für unsere Arbeit und die vielen Erlebnisse in Rom vor Gott.
In einer römischen Bar ließen wir den Abend mit dem Weihbischof aus Würzburg und unserer deutschen Kollegin gemütlich ausklingen.
TAGEBUCHEINTRAG ROM - Tag 4
Am letzten Tag unserer Tagung stehen die Zusammenfassung und der Ausblick auf der Tagesordnung. Monsignore Dario Gervasi, Sekretär des Dikasteriums für Laien, Familien und Leben, gibt allen Anwesenden fünf Punkte mit auf den Weg:
- Alte Menschen werden zur größten Bevölkerungsgruppe der Welt. Sie sind ein Zeichen der Hoffnung und ein Geschenk für alle. Aber man muss auch die Herausforderungen dieses Lebensabschnitts sehen.
- Der intergenerationelle Dialog ist ein Schatz, den wir gemeinsam heben und bewahren sollen.
- Pastorale Arbeit soll mit den älteren Menschen gemeinsam geschehen und nicht über sie gestülpt werden.
- Demenz und assistierter Suizid sind gesellschaftliche Herausforderungen, denen wir in der Gemeinschaft der Kirche begegnen müssen.
- Die pastorale Arbeit für ältere Menschen muss weltweit ausgebaut werden. Besonders Augenmerk ist dabei auf die Bildung aller Mitarbeitenden zu legen.
Besonders oft wurde auf dieser Pastoraltagung die Notwendigkeit der Bildung betont.
Mit vielen guten Segenswünschen, neuen Kontakten und dem Versprechen, dass es bald wieder eine internationale Tagung zu diesem Zukunftsthema der Kirche geben wird, geht der Kongress zu Ende.

Nach einem guten Essen bummeln wir durch die Stadt zum Bahnhof und lassen die Tagung noch einmal an uns vorbeiziehen.
Für mich war die Erfahrung der Weltkirche, der Austausch über die unterschiedlichen Sorgen und Nöte und Ideen in den verschiedenen Ländern eine große Bereicherung. Neben den vielen Eindrücken der gemeinsamen Liturgie, der Audienz beim Papst nehme ich vor allem die Zuversicht mit, dass wir alle immer wieder daran denken, dass auch die alten Menschen die Zukunft der Kirche sind: today you – tomorrow me!
TAGEBUCHEINTRAG ROM - Reflexion
Beatrix Auer, M.Ed. (Erzdiözese Wien) und Mag. Judith Höhndorf (Diözese Gurk-Klagenfurt) nach dem internationalen Kongress zur Altenpastoral in Rom im Oktober 2025:
"Wir träumen davon, dass …
- das Alter als bunte, vielfältige und gestaltbare Zeit gesehen wird.
- sich Menschen rechtzeitig mit ihrem Altern auseinandersetzen, um ihre eigene Zukunft zu planen.
- sich die demographische Realität der Bevölkerungsentwicklung in der Zukunft der Kirche widerspiegelt.
- Priester, Diakone, PastoralassistenInnen, haupt – und ehrenamtliche MitarbeiterInnen in ihrer Ausbildung Grundlagen des Alterns verpflichtend in Theorie und Praxis lernen.
- Jung und Alt sich nicht als Konkurrenten, sondern als gegenseitige Bereicherung erleben.
- ältere Menschen nicht als Objekt der Betreuung gesehen werden, sondern in ihrem Person Sein wahrgenommen und in ihrer Eigenständigkeit begleitet werden.
- Wohlwollen und Wertschätzung in der Kommunikation mit und über ältere Menschen selbstverständlich ist.
- es selbstverständlich ist, Menschen mit Demenz in ihrer Spiritualität zu begleiten.
- wir alle im Altern unserer Vollendung entgegen gehen.
- ältere Menschen als Geschenk und Segen gesehen und erfahren werden."
"Wir träumen davon, dass Gott uns in unserem Alter Menschen zu Seite stellt, die in all unserer Fragilität unsere Kraft und unseren Mut, in jedem Tag einen neuen Anfang zu sehen, erkennen."
"In der Hoffnung auf ein gutes Ende trauen wir uns und allen Menschen zu, die Herausforderungen des Alterns anzunehmen."
Zum Nachlesen in den VATICAN NEWS
Mein Dank gilt meinen beiden Dienststellen – der Seniorenpastoral und der Seniorenbildung – für die Möglichkeit der Teilnahme in diesem Kongress. In meiner täglichen Arbeit versuche ich diese beiden Bereiche immer wieder zu verbinden.
Beatrix Auer, M.Ed.
Leiterin der Seniorenpastoral in der Erzdiözese Wien
Sprecherin der ARGE Altenpastoral Österreich








