1. Lesung: Apg 15, 1-2.22-29

Eine Periskope mit einer großen Lücke

In der heutigen Periskope fehlen die Verse 3-21. Können wir davon ausgehen, dass sie nicht wichtig sind? Was wird hier erzählt?

Die Abgesandten der Gemeinde in Antiochia gehen (!) nach Jerusalem. Die Entfernung zwischen den beiden Orten beträgt 499 km Luftlinie. Für die Fahrt benötigt man noch heute mehr als 7 Stunden, zu Fuß muss die Reise noch beträchtlich länger gedauert haben.

Sie wandern durch Phönizien und Samarien und auf ihrem Weg berichten sie den dortigen Gemeinden von ihrer Heidenmission.

In Jerusalem gibt es das gleiche Problem wie in Antiochia: einige sind überzeugt, dass der Weg zum Christentum nur über das Judentum führt. Petrus wendet ein, dass Gott selbst den Heiden ebenso wie den Juden „den Heiligen Geist gab. „Er machte keinerlei Unterschied zwischen uns und ihnen, denn er hat ihre Herzen durch den Glauben gereinigt. Warum stellt ihr also jetzt Gott auf die Probe und legt den Jüngern ein Joch auf den Nacken?“ (Apg 15,9f.)

Nun kommen Barnabas und Paulus (sie werden in dieser Reihenfolge genannt!) zu Wort und berichten, „welch große Zeichen und Wunder Gott durch sie unter den Heiden getan hatte.“ (V11)

Als nächster spricht Jakobus, der bedeutendste Vertreter der Judenchristen. Er betont, dass „Gott selbst zuerst darauf geschaut hat, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen zu gewinnen“ (V14), doch unter Berufung auf die Propheten Amos und Jeremias kommt er zum Schluss: „Darum halte ich es für richtig, den Heiden … keine Lasten aufzubürden; man weise sie nur an, Verunreinigung durch Götzenopferfleisch und Unzucht zu meiden und weder Ersticktes noch Blut zu essen.“ (V19f.)

Das ist ganz genau das, was auch in Vers 28 steht. Nur: dass der Kompromissvorschlag kommt nicht von der ganzen Versammlung, wie unsere Lesung nahelegt, sondern von dem Herrenbruder Jakobus, der immer als der streng konservative Vertreter der Jerusalemer Gemeinde dargestellt wird. Hier zeigt er sich bereit zu Gespräch und Kompromiss.

Eva R.

Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über https://www.vaticannews.va/de/tagesevangelium-und-tagesliturgie/2025/03/23.html