Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
… meine Augen haben das Heil gesehen
Im Mittelpunkt des heutigen Evangeliums stehen zwei alte Menschen: der Prophet Simeon („Erhöhung“) und die Prophetin Hanna („Gnade“). Hanna und Simeon erkennen und bekennen, dass das Dunkel durch Jesus entmachtet wird und das Licht wächst.
Ihre Reden sind durch das Benedictus des Zacharias (Lk 1,68-79, das täglich in der Laudes gebetet wird) und das Magnificat Marias (Lk 1,46-55, das Gebet in der Vesper) vorbereitet.
Für Maria und Josef als fromme Juden ist es selbstverständlich, den Tempel im Jerusalem aufzusuchen. Auf dem Tempelgelände begegnet ihnen der greise, gerechte, fromme, geistbegabte Simeon. Er preist Gott im Lobgesang „Nunc dimittis“ (das Gebet in der Komplet, dem Abendgebet ). In ihm begrüßt und identifiziert er in direkter Rede stellvertretend für das Volk Israel den Messias Jesus.
Hanna, das weibliche Pendant zu Simeon, ist eine aus dem Stamm Ascher stammende Prophetin, von der sogar der Name ihres Vaters bekannt ist. Zudem wird Einiges aus ihrem Leben erzählt: Sie war sieben Jahre verheiratet. Nun, als 84-jährige Witwe, darf sie die Erfüllung ihres Hoffens erleben. Lukas charakterisiert sie in den V. 36-37 als ungewöhnlich fromme und verehrungswürdige Frau, die sich von Gottes Wirken erfassen lässt. Von ihrem Lobpreis Gottes wird nur erzählt. Entscheidend ist jedoch, dass sich ihre prophetische Rede über Jesus als den Messias an alle richtet, die im Tempel sind. Im Gegensatz zu Simeon, der Maria und Josef im Blick hat, wendet sie sich als Erste mutig an die Öffentlichkeit.
Hanna kann damit zu Recht als erste „Missionarin“ des Messias bezeichnet werden. Sie wird gegen Ende der Vorgeschichte zum sprechenden Zeichen und Vorbild für viele Frauen, für die Jesus wichtig wurde, weil er ihr Leben verändert hat – sei es während seines öffentlichen Wirkens oder in den Gemeinden des 1. Jahrhunderts. Sie ist auch ein Zeichen der Ermutigung für eine Verkündigungspraxis, die Frauen stärker einbindet. Damit spannt sich der Bogen bis heute.
Eva R.
Dipl.-Theol. Bettina Wissert schreibt im Kommentar des Katholischen Bibelwerks viel ausführlicher über dieses Thema.
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.