Monsignore
Dr. Ewald Huscava
Pfarrvikar der Gemeinde
Donaucitykirche
Das Buch Deuteronomium
ist das letzte der fünf Bücher Mose/der Tora. Es ist einer der Kerntexte für das Alte Testament und für das Judentum bis heute. Den größten Teil dieses Buches machen Weisungen und Verordnungen aus.
Die heutige Lesung beschreibt die sogenannte „Erstlingsgabe“. Gott wird als Schöpfer der Welt anerkannt, der alle Pflanzen und Tiere geschaffen hat. Damit gehören sie ihm. Wenn also Korn geerntet oder Vieh geschlachtet wird, dann soll auch Gott nach antikem Verständnis seinen Anteil haben. Deshalb gibt der Mensch von den ersten Dingen (sowohl zeitlich als auch nach der Qualität) etwas ab: das Erstlingsopfer.
In Dtn 26,1-11 wird der Vorgang dieses Opfers und die innere Haltung des Opfernden beschrieben. Der Mann gibt dem Priester im Tempel von Jerusalem seine Gabe in einem Korb. Sobald sie auf dem Altar abgestellt wurde, soll die/der Spender/in ein Bekenntnis ablegen, für die Befreiung danken und sich vor Gott niederwerfen. Diese Geste entstammt dem Königsritual: Hier wirft sich der Tributpflichtige bei der Abgabe seines Tributs vor dem König nieder. Im Gegensatz zu einem Geschenk, das auf Augenhöhe überreicht wird, ist der Tribut mit der Anerkennung der Herrschaft des anderen verbunden.
Diese Formulierungen stammen (wie vieles in den hinteren Kapiteln des Dtn) wohl aus dem Vasall Treaty of Esarhaddon – also Asarhaddons Vasallenvertrag aus dem 7. Jh. Die entsprechenden Eide, die unterworfene Völker Loyalität schwören ließen, wurden 1955 in fragmentarischer Form im Irak entdeckt und 1958 publiziert. Die judäischen Schreiber übernahmen Elemente des assyrischen Vertragstextes, tilgten die assyrischen Götternamen und setzten an Stelle des Großkönigs den HERRN ein, um zu demonstrieren, dass das Heil und die Zukunft Israels nicht bei menschlichen Herrschern, sondern im Bund des Volkes mit seinem Gott liegt.
Es geht vor allem um das Anerkennen Gottes als „Herrn der Ernte“ und um die Dankbarkeit dafür, dass die Familie nicht zu hungern braucht.
Zu Beginn der Fastenzeit verweist das darauf, dass wir von allem genug haben. Gott gibt, was der Mensch zum Leben braucht. Statt das Essen zu opfern, können wir Christgläubige im Fasten innehalten. Auf beide Weisen wird uns bewusst, wem wir unsere Nahrung verdanken.
Eva R.
(Nach Dr. Benedikt Collinet, Univ. Innsbruck, für das Katholische Bibelwerk und Oliver Achilles, Auslegungssache)
Hinweis: Lesungen und Evangelium finden Sie gemeinsamit mit Tagesgebet und Psamlen über den "Schott-Tagesliturgie" Knopf auf https://erzabtei-beuron.de/index.html.