Donnerstag 2. Mai 2024

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Blog

Kirche bleibt im Dorf/Grätzl

Fragen und Antworten zum diözesanen Zukunftsbild der Gemeinde vor Ort.

In den vergangenen Jahren ging es stark um größere Räume –  Entwicklungsräume. Greift das nicht zu kurz?
Jetzt braucht es einen Fokus auf die einzelne lokale Gemeinde vor Ort. Zuvor war es notwendig, die Zukunft der Gemeinden zu sichern. Aus dieser Sorge heraus wurde das Konzept der Entwicklungsräume ausgearbeitet und umgesetzt.


Früher war die Rede von der Pfarrgemeinde, heute wird von „Pfarre“ und „Gemeinde“ gesprochen. Warum ist das so?
In einer Pfarre kann es ja durchaus mehrere Gemeinden geben. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts war ausschließlich die Rede von Pfarren und es war ein innovativer Schub zu sagen, dass Pfarre mehr ist als die Verwaltung der Gläubigen, Gebäude und Sakramente. Es fehlte damals die gemeinschaftliche Dimension des Gemeindelebens. Der Begriff Pfarrgemeinde ist ein Zeugnis dieser Weiterentwicklung allerdings mit einer Einschränkung, dass nur mehr Platz für eine Gemeinde in einer Pfarre war. Wenn nun folglich eine neue Gemeinde gegründet wurde, dann immer auch gleich eine Pfarre.
Heute gilt allerdings die Pfarre als Gemeinschaft von Gemeinden, wie sie auch Papst Franziskus in der Enzyklika Evangelii Gaudium beschreibt. Diese Beschreibung passt gut zu unserem diözesanen Bild einer Pfarre mit mehreren Teilgemeinden oder mehrerer Pfarren im Pfarrverband.

 

Wenn sich das Gemeindeleben in den einzelnen Gemeinden abspielt, was istdann die Aufgabe der Pfarre?
In unseren Gemeinden fühlt sich üblicherweise nur ein kleiner Teil der Pfarrmitglieder beheimatet. Die Pfarre - der Entwicklungsraum - trägt Sorge für die Menschen auf dem Pfarrgebiet, sorgt sich um all ihre Mitglieder – das kann heute nicht mehr jede einzelne Gemeinde leisten und abdecken. Die Pfarre ist somit auch Anlaufstelle für Begräbnisse, Taufen, Seelsorge für Menschen, die sich keiner Gemeinde zugehörig fühlen. Und die Pfarre kann sich der Frage widmen, wie die Gemeinden für diese Menschen aussehen müssten, die heute keinen Platz in unseren Gemeinden finden. Denn in Summe braucht es eine größere Vielfalt an Gemeinden, um den unterschiedlichen Menschen Raum zum Kirche sein zu geben.
 

Wenn bekanntlich immer weniger Priester zur Verfügung stehen, wer soll dann die lokalen Gemeinden leiten?
Das Zukunftsbild, das die Diözese vor zehn Jahren festgelegt hat, beschreibt, dass Frauen und Männer – ohne Weihe - diese Gemeinden leiten werden. Bereits heute gibt es in unseren Pfarren mit Teilgemeinden die Gemeindeleitungsteams bzw. Gemeindeausschüsse, die für das Leben der Teilgemeinde verantwortlich sind. Dabei ist wichtig, dass der Fokus auf das Team gerichtet ist, das nach der PGR-Wahl vom Pfarrer und Pfarrgemeinderat eingesetzt worden ist.
Vor dem Sommer hat unser Erzbischof gegenüber den österreichischen Journalisten bei ihrer Reise in Rom nochmals erklärt, dass natürlich die Pfarre von einem Pfarrer geleitet wird, aber für ihre Teilgemeinden gibt es einen Freiraum für die Leitung durch ehrenamtliche Frauen und Männer.
 

Jetzt könnte man fragen, aber was ist dann die Rolle der Hauptamtlichen?
Zum einen sind sie Teil des Gemeindeleitungsteams, wenn auch nicht in jeder Gemeinde. Sie können aber auch Leiter des Gemeindeausschusses sein, wenn sie von den anderen dazu gewählt werden und es die Zeitressourcen erlauben. Die Rolle der Mitglieder des Pastoralteams (Priester, Pastoralassistent/inn/en, Diakone) ist vor allem in der Ermächtigung von Ehrenamtlichen zu sehen. Für Priester natürlich die Sakramente in und mit den Gemeinden zu feiern. Und für alle: die Frohe Botschaft lebendig halten.
 

Viele Gemeinden haben sich in den vergangenen Jahren verändert und sind nach der Corona-Krise deutlich geschwächt hervorgegangen?
Die vergangenen Jahre waren zum Teil wie ein Stresstest für unsere Gemeinden. Manche sind an ihre Grenzen gestoßen, andere sind nun wieder erwacht und manche haben sogar von der Krise durch einen Innovationsschub profitiert. Grundsätzlich darf eine Gemeinde auch zu Ende gehen, wenn vielleicht auch nur auf Zeit. Das Gute ist ja, dass der jeweilige Entwicklungsraum Rückendeckung gibt, damit die Mitglieder rund um eine ehemalige Gemeinde nicht einfach ins Leere fallen, sondern aufgefangen werden. Darüber hinaus gibt es für Gemeinden keine Mindestgröße. Eine Gemeinde kann klein oder groß sein. Sie ist und bleibt dennoch Gemeinde, solange Menschen sich bereit erklären, Verantwortung zu übernehmen für das, was an kirchlichem Leben da ist.
Übrigens nicht in jedem Kirchengebäude muss es eine Gemeinde geben, sondern die Kirche bietet Raum zum persönlichen Gebet oder zur Feier von Gottesdiensten, wie uns viele Filialkirchen zeigen.
 

Gibt es aber auch ein Rezept für Wachstum?
Es ist leider nicht so wie beim Kochen, sondern eher wie in anderen Bereichen des Lebens. Es gibt Hinweise und Beispiele von anderen. Dazu zählt: eine klare Vision haben, den Großteil der Energieressourcen für eine gute Gestaltung des Sonntags (Musik, Predigt, Willkommensdienst) verwenden, caritatives Engagement, gute Leitung, Alphakurse und Kleingruppen.
 

Einige Pfarren sind bereits eine Teilgemeinde einer größeren Pfarre geworden. Was ändert sich, wenn eine Pfarre zur Teilgemeinde wird?
Gleichzeitig viel und wenig. Die Gemeinde und ihr Leben bleiben, die Last alles weiterzuführen wird breiter geschultert und das kann entlasten. Es gibt weiterhin ein Budget – auch wenn es gemeinsam mit den anderen festgelegt wird – und für die Aktivitäten der Gemeinde ist ein Leitungsteam oder ein Gemeindeausschuss zuständig.  Auch die Anzahl der Heiligen Messen und Wort-Gottes-Feiern bleiben grundsätzlich gleich. Es bedeutet im Grunde einfach Eigenständigkeit zu leben und Teil der Pfarre zu sein. Und wenn mehr kreative Menschen ihre Köpfe zusammenstecken, hat das innovatives Potential.
Aus der Perspektive der gesamten Diözese gilt: Die Verwaltung von über 600 Pfarren kostet uns allen viel Geld. Da könnte eine Reduktion von Rechtspersonen eine erhebliche Einsparung bedeuten.
 

Muss ich zuerst Pfarre sein, um Teilgemeinde werden zu können?
Nein, es besteht die Möglichkeit auch für andere Gemeinden einer Pfarre den Status als Teilgemeinde zu beantragen, Die Geschäftsordnung für den Pfarrgemeinderat regelt das Prozedere. Und natürlich ist das grundsätzlich auch für anderen Kirchlichen Orte offen.
Sie haben noch weitere Fragen zum Thema? Dann schreiben Sie an strukturentwicklung@edw.or.at

 

 

Wussten Sie dass …

 

… es in der Erzdiözese Wien bereits um die 70 Teilgemeinden von Pfarren mit ehrenamtlicher Gemeindeleitung gibt

 

… der Pfarrer im Pfarrverband nur einmal im Jahr bei einer PGR-Sitzung dabei sein muss und die bzw. der stellvertretende Vorsitz die Agenden übernimmt. Dafür hat der Pfarrverbandsrat eine größere Bedeutung für die Entwicklung des Pastoral.

 

… 34 Pfarren der Erzdiözese Wien bereits die Möglichkeit nutzen, einen gemeinsamen Pfarrgemeinderat mit anderen Pfarren zu bilden – zwischen zwei und neun Pfarren des gleichen Pfarrverbandes oder Entwicklungsraumes.

 

… in der Erzdiözese Wien rund 3500 ehrenamtliche Pfarrgemeinderatsmitglieder für das pastorale Leben der Pfarren Sorge tragen.

 

… es eine Pfarrgemeinderats-Schiedsstelle gibt, die im Falle von Konflikten im Pfarrgemeinderat oder Gemeindeausschuss dabei hilft, den Streit zu schlichten.

 

Bis zu EUR 5.000,- durch den Innovationsfonds der Erzdiözese Wien.

Einreichschluss: 15. Mai und 15. November.

Synodaler Prozess 2021-2024

Pfarrgemeinderäte sind gelebte Synodalität. Wie Kirche in ihrer Gesamtheit Gemeinschaft, Partizipation und Mission lebt, wird weltweit in einem synodalen Prozess erarbeitet.

Pastoralamt der ED. Wien Pfarrgemeinderäte und Pastorale Strukturentwicklung
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