Samstag 27. April 2024
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Papst Franziskus

„Die Gewalt wird nicht siegen"

Ecuador galt lange als politisch und wirtschaftlich stabil. Heute ist die Mordrate dort eine der höchsten auf dem Kontinent. Drogenkartelle haben in Ecuador Anfang des Jahres eine Welle der Gewalt losgetreten. In der Erzdiözese Wien verfolgt man die Entwicklungen im Partnerland mit Besorgnis.

Die ecuadorianische Bischofskonferenz (CEC) reagierte in einer Botschaft mit dem Titel „Die Gewalt wird nicht siegen", und warnt vor „steriler Panik, die den Gewalttätern in die Hände spielt“. Die Bischöfe lehnten Gewalt „egal von welcher Seite“ ab. Ecuador müsse rasch wieder zu einem „Ort des Friedens, der Arbeit und der Geschwisterlichkeit" werden.

Vor allem in der Küstenregion, besonders in Guayaquil, Esmeraldas, Manta und Portoviejo, hat die Gewalt in den vergangenen Monaten drastisch zugenommen und große Angst verbreitet, mit Ermordung, Erpressung, Entführungen, bewaffneten Überfällen und zuletzt mit vermehrten Terroranschlägen.

Eskalation zu Jahresbeginn

Die Situation ist Anfang Jänner durch die Stürmung eines Studios des staatlichen Fernsehsenders TC in Guayaquil mit einer vorübergehenden Geiselnahme im Live-TV, Unruhen und Geiselnahmen in mehreren Gefängnissen und die Ermordung des zuständigen Staatsanwalts eskaliert. „Es hat starke Unsicherheit im gesamten Land geherrscht, spontan waren alle Geschäfte in Pedro Carbo geschlossen und die Menschen haben sich in ihren Häusern versteckt“ berichtet Hans Tatzl, der als HORIZONT3000-Fachkraft im Auftrag der Erzdiözese Wien in Pedro Carbo auf Einsatz ist.

Die Partnerdiözese der Erzdiözese Wien, San Jacinto, die im Küstengebiet unmittelbar an Guayaquil angrenzt, traf präventive Schutzmaßnahmen: „Wir setzten die Tagesmessen aus und forderten die Gläubigen auf, zu Hause zu bleiben, denn wir wissen nicht, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Auch der Schulunterricht ist ausgesetzt worden. Die ohnehin mit dem alltäglichen Überleben geforderte Bevölkerung wird hier in Durán, dem Sitz unserer Diözese, wo die meisten Gewalttaten verübt werden, zusätzlich belastet“, berichtet Caritas-Diözesanverantwortlicher Oscar Parada Pérez.

Präsident erklärt „internen bewaffneten Konflikt“

Auf die jüngste Eskalation der Gewalt hatte Ecuadors erst seit Ende November 2023 im Amt befindliche Präsident Daniel Noboa am 8.Jänner mit der Ausrufung des Notstandes und schließlich der Ausrufung eines „internen bewaffneten Konflikts“ reagiert.  „Noboa setzt alle Mittel ein, die ihm zur Verfügung stehen: Das Kriegsrecht, der Einsatz der Militärs im Inneren, die Einstufung von 20 Gruppen als ‚terroristische Vereinigung‘, gegen die er mit Gewalt vorgehen lässt. Das Parlament und sämtliche Parteien stehen hinter ihm und unterstützen seine Maßnahmen“ beschreibt Lateinamerika-Experte Thomas Wieland, Abteilungsleiter Ausland beim deutschen katholischen Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat, die aktuelle Lage.

„Derzeit hat die Spannung etwas nachgelassen, weil die Städte militarisiert sind und kriminelle Gewalt und kriminelle Handlungen zurückgegangen sind. Ich bitte euch, uns weiterhin mit euren Gebeten zu unterstützen“, so der Aufruf der Psychologin und Projektmitarbeiterin Ana Maria Ayala aus der Partnerdiözese San Jacinto. „Es ist eine gewisse ‚Normalität‘ eingetreten - trügerisch wie mir scheint“, warnt Hans Tatzl. „Die weitere Entwicklung ist jedenfalls nicht absehbar.“

Ecuador: Umkämpftes Drogen-Transitland

Die Nachbarländer Kolumbien und Peru sind weltweit hauptverantwortlich für die Produktion von Kokain. Ecuador selbst gilt dabei als Transitland, durch das eine wichtige Exportroute für die Droge verläuft. „In Mexiko expandieren die Kartelle und in Kolumbien haben sich nach dem Friedensprozess dort, wo früher die FARC dominierte, Splittergruppen angesiedelt, die sich durch den Drogenanbau finanzieren. Sie beliefern Ecuador und haben ein Interesse daran, das Land zu destabilisieren, um freie Wege für ihren Handel zu bekommen“ erklärt Lateinamerika-Experte Thomas Wieland.

Verantwortung für Europa

Diese Drogen sind vor allem für den europäischen Markt. Deswegen konzentriert sich die Gewalt auf die Pazifikregion und die Hafenstadt Guayaquil. Von dort aus transportieren Schiffe die Drogen vor allem nach Belgien, von wo aus sie in ganz Europa verteilt werden. Die Absatzmärkte in Europa sind enorm gewachsen.

Die Gewalt und Bandenkriminalität und die sozioökonomische Situation des Landes sind eng miteinander verbunden und bedürfen auch einer integralen und internationalen Bearbeitung. Auch in der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit brauche es daher eine stärkere Fokussierung auf die der Armut und Gewalt zugrundeliegenden strukturellen, eben auch internationalen und wirtschaftlichen Zusammenhänge und auf die Stärkung der Zivilgesellschaft, erklärt Christian Zettl, Weltkirche-Beauftragter der Erzdiözese Wien.

„Gewalt kann nicht die Lösung sein“

„Da viele Jugendliche keine Arbeit finden, schließen sie sich zu Banden zusammen bzw. werden von der Drogenmafia rekrutiert“, bestätigt auch Heribert Hrusa, Diakon aus der Erzdiözese Wien und Gründer der Österreichisch-Ecuadorianischen Schule UEEA in Pedro Carbo. Nachsatz: „Vor ein paar Tagen wurden hinter unserem Schulcampus drei Jugendliche bei helllichtem Tag zu Mittag erschossen.“ Und in Richtung Österreich: „Schätzt die Sicherheit, in der ihr leben könnt!“

Friedensschulung in der Parterdiözese San Jacinto

 

„Wir kennen solche Situationen von unseren Projekten in Kolumbien und Mexiko und wir beobachten immer wieder, dass die bewaffneten Akteure in der Regel junge Menschen, zum Teil Minderjährige, sind. Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht rekrutiert werden und darauf setzen wir mit unserer Arbeit. Unsere Erfahrung ist: Wenn die jungen Menschen Anschluss an eine Familie, Gemeinde oder Gemeinschaft haben, wenn das soziale Gefüge funktioniert, haben die bewaffneten Banden keine Chance. Das ist das Einzige, was langfristig wirkt. Das kann Kirche durch ihre Präsenz in allen Teilen der Gesellschaft entscheidend unterstützen“, erläutert Adveniat-Mitarbeiter Wieland.

„Auf die Stärkung einer Kultur der Gewaltfreiheit und des Friedens sind auch die Maßnahmen unserer Partnerdiözese San Jacinto ausgerichtet“, erklärt Christian Zettl. „Gestern erreichte uns die Nachricht, dass man in San Jacinto mit pastoralen Schulungen für eine Kultur des Friedens begonnen hat. Das erfüllt uns mit Hoffnung!“, so Zettl.

 

Quellen:

Mails, Newsletter und WhatsApp-Nachrichten unserer Partner

Zitate Wieland: https://www.domradio.de/artikel/bischoefe-rufen-nach-gewalt-ecuador-zu-besonnenheit-auf

Foto: Diözese San Jacinto

Pastoralamt der ED. Wien Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit
Stephansplatz 6/6/633
1010 Wien

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