Donnerstag 28. März 2024
Evangelium von heute Joh 13, 1–15 (Gründonnerstag) Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes 1Es war vor...
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht
Joh. 15, 5
Namenstage Hl. Gundelind, Hl. Guntram, Hl. Wilhelm Eiselin, Hl. Josef Sebastian Pelczar
Hört nicht auf, die Herrlichkeit Gottes, die Liebe Gottes zu betrachten; und ihr werdet erleuchtet werden, um die Zivilisation der Liebe aufzubauen und dem Menschen zu helfen, die von der ewigen Weisheit und Liebe umgestaltete Welt zu sehen.
(Hl. Johannes Paul II.)
KENIA: Woltron Gillian und Günter

Ärger-Management, Bauernmarkt und Christus-Stille

 

Nach einigen Metern auf der staubigen, steinigen Straße parkt sich ein großes 4x4-Automobil neben mir ein. „Wohin gehst du? Kann ich dich ein Stück mitnehmen?“ fragt der Fahrer, den ich als einheimischen Pater erkenne. Bei der drückenden Hitze hier ist man für jede Hilfe dankbar. Father Kapengi ist Priester und Gefängnisseelsorger. Er betreut eine der Pfarrgemeinden in Lodwar, die bescheidene Hauptstadt des flächenmäßig riesigen Bundeslandes Turkana in Kenia.

 

Ich frage ihn über die jüngste Diskussion zum Thema Frieden und Versöhnung. Diese fand im Rahmen des monatlich Besinnungsvormittages für die Belegschaft der Diözese Lodwar statt. Die Diözese ist im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit ein langfristiger Partner des Referats Weltkirche der Erzdiözese Wien.

 

„Wir brauchen uns für unseren Ärger zunächst einmal nicht schuldig fühlen“, erklärt der Pater. Ärger ist eine komplexe Reaktion des sympathischen Nervensystems, die von Irritation, Frustration bis zu Wut und Zorn reicht. Der Körper kann auf unmittelbare Gefahr oder Stress auch mit Ärger reagieren; insofern hat Ärger einen gewissen Platz in unserem Repertoire an Überlebensstrategien.

 

Das Verharren in Ärger bewirkt jedoch eine physiologische Dauerbelastung, die für die Gesundheit wenig förderlich ist. Daher, so der Pater, ist die christliche Grundeistellung des „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ein seelischer wie körperlicher Therapieansatz. Für diesen hat er in seinem Impulsreferat, quasi eine lockere Predigt ohne Hl. Messe, erste einfache und darauf aufbauende tiefgreifende Übungen präsentiert.

 

Ein gewagtes Überholmanöver eines Motorradfahrers zwingt uns die Geschwindigkeit zu reduzieren. Aber anstatt den Biker anzuhupen und ihm die üblichen Gesten nachzuschleudern, ignoriert ihn mein Fahrer. „Jede Introspektion beginnt mit Selbsterkenntnis als ersten Schritt; für diese muss man sich selbst beim Schopf packen“, dachte ich mir.

 

„Die hohe Kunst des Ärger-Managements ist das Verzeihen“, erzählt unser Pater weiter. Ärger ist wie Gift trinken und erwarten, dass die andere Person stirbt. Verzeihen ist wie Medizin trinken und erwarten, dass es der anderen Person besser geht. Beide Annahmen sind falsch. Für gewöhnlich verzeihen wir Menschen, die uns etwas Schlechtes angetan haben. Wir denken an sie. Diese aber denken wahrscheinlich nicht an uns. Wir haben das Problem, nicht die andere Person.

 

Pater Kapengi hebt die Augenbrauen. Verzeihen befreit uns von der Last an negativen Gedanken und Gefühlen; es trennt unsere Verbindung von negativen Personen und Erinnerungen. Die andere Person bleibt wie sie ist. Wir überlassen die Folgen der höheren Instanz. Verzeihen bedeutet nicht, dass die andere Person recht oder unrecht hat.

 

 „Diese Loslösung befreit uns von vielen unnötigen Gedankenströmen.“ Auch der Straßenverkehr hat sich beruhigt. Wir fahren schweigend weiter. „Verzeihen ist ein Schlüssel um die Gedanken zu befrieden, um die Christus-Stille zu erreichen. In dieser Stille blüht die innere Religion. Für diesen Weg muss sich jeder selbst entscheiden. Das ist der geistige Aspekt der christlichen Friedens- und Versöhnungsarbeit.“

Ich nicke ihm zu. Wir sind am Ziel. Der Markt lockt mit saftigen Früchten.

 

 

Zum Nachdenken und Weiterlesen....

 

Zitat 1

 

Ein jeglicher Mensch sei schnell, zu hören, langsam aber, zu reden, und langsam zum Zorn.

Jakobus 1:19

 

Zitat 2

Ich war zornig auf meinen Freund:

Ich sprach zu meinem Zorn, mein Zorn endete.

Ich war zornig auf meinen Feind;

Ich sprach es nicht an, mein Zorn endete nicht.

William Blake, A Poison Tree

Pastoralamt der ED. Wien Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit
Stephansplatz 6/6/633
1010 Wien

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