Geschrieben von Claudia Eder
Bernhard Horn präsentiert:
ZU EBENER ERDE
UND ERSTER STOCK
Lokalposse mit Gesang von Johann Nepomuk Nestroy
Die Bühne des Pfarrsaals wurde um ein ganzes Stück aufgedoppelt, um davor eine zweite Bühne zimmern zu können. Kreativleiter Gerhard Altmann setzte diese Umbaumaßnahme des Regisseurs mit Bravour um. Zwei Ebenen waren geschaffen. Ebenso problemlos wurde der Vorhang, zum Zweck eines »verdeckten« Abgangs der Schauspieler von der Bühne, umgeleitet.
Auch das Bühnenbild sah absolut professionell aus: Angefangen von den Biedermeier-Tapeten, über das Mobiliar – bis ins kleinste Detail war alles authentisch gestaltet. Der beträchtliche Aufwand aber hat sich ausgezahlt. Die Zuseher konnten sich in das Stück hineinversetzen und lebten voll mit.
Doch nun zum Stück:
Dieses Mietshaus wird von zwei gänzlich verschiedenen Parteien bewohnt. Zu ebener Erde wohnt die arme 7-köpfigeTandler-Familie Schlucker, samt Schwager Damian und Geliebter Salerl. Im ersten Stock residiert der Spekulant und Millionär Herr von Goldfuchs mit Gattin, Tochter und Dienerschaft. Soweit, so ungerecht.
Nun aber kommt es, wie es kommen muss: Die bildschöne Millionärstochter Emilie und der arme Tandler-Sohn Adolf verlieben sich ineinander. Dieser Umstand wird von den Familien gar nicht gut aufgenommen. Zumal Herr von Goldfuchs sein Vermögen gerne durch Verehelichung Emilies mit seinem Geschäftsfreund, dem wohlsituierten, aber steinalten und aufdringlichen Monsieur Bonbon (köstlich: Herbert Fritsche), ausbauen würde.
Gleichzeitig wird dem armen Adolf, aus finanzieller Not heraus, offenbart, dass er nur ein angenommenes Kind sei und er nun sein Leben alleine bestreiten müsste. Das sieht nun aber gar nicht gut für unsere beiden Liebenden aus!
Allen Widrigkeiten zum Trotz gelingt dann doch noch ein Happy End. Was für ein Glück!
Alle Achtung, Bernhard, da ist dir wieder etwas Großartiges gelungen!
Die wunderbaren Nestroy-Dialoge gewürzt mit einer Menge Esprit, einer Handvoll Gegenwartspolitik, einer Prise Lokalkolorit … Eines steht fest: Du bist ein Künstler!
Genauso wie alle Protagonisten die monatelang ihre Dialoge, musikalischen Darbietungen, Mimik, Gestik und ihre punktgenauen Einsätze einstudiert haben!
Wenn man, wie ich, einige der grandiosen Darsteller persönlich kennt, ist es natürlich umso witziger diese in ihrer jeweiligen Rolle erleben zu dürfen. Mehr Genuss erwartet einem selten in einem der großen Theater Wiens! Vom Charme und Esprit der Beteiligten mal ganz abgesehen. Danke, ihr Lieben, ich habe Tränen gelacht!
Fotos: Robert Plaim