Neue Leitung der Fachkommission für Neues Geistliches Lied
Daniel Mair (DM): Herzlichen Glückwunsch zu deiner neuen Funktion!
Nikolaus Pesl (NP): Danke, auch an die Kirchenmusikkommission für deren Vertrauen.
DM: In welcher Form hat dich das Neue Geistliche Lied – oder anders benannt: die zeitgenössische christliche Popularmusik, dafür gibt es ja viele Begriffe – auf deinem bisherigen Lebensweg begleitet? Gibt es Schlüsselerlebnisse, die dich geprägt haben?
NP: Wie viele andere bin ich vor allem durch Jugendgottesdienste in meiner Heimatpfarre auf diese Musik gestoßen. Ich habe als Jugendlicher Schlagzeug bei diesen Messen gespielt (damals war soundtechnisch meistes alles viel zu laut), und später selbst in der Pfarre viele Jugendgottesdienste, besonders innerhalb der Firmvorbereitung durchgeführt, einen Kinder- und Jugendchor sowie eine Jugendband gegründet.
Auf den Kongressen der Katholischen Jugend Wien und anderen Vernetzungstreffen gab es immer neue Inspiration für die eigene Arbeit und die Gelegenheit, Neues kennenzulernen und auszuprobieren.
Schließlich habe ich durch das Studium der Popularmusik und der Absolvierung des NGL-Zweigs am Wiener Diözesankonservatorium diese Erfahrungen professionalisiert und mittlerweile zu einem Teil des Berufs gemacht. Dort wurde mein Repertoire nochmals erweitert und ergänzt.
Durch die Tätigkeit im Bereich Kirchenmusik der ED Wien konnte ich außerdem Kontakte z.B. zur Vienna Worship Academy knüpfen, und auch deren Repertoire und Umfeld ein wenig kennen lernen.
DM: Was sind deine Erfahrungen deiner bisherigen knapp zweijährigen Tätigkeit als Kirchenmusikreferent mit dem Schwerpunkt NGL in der Erzdiözese Wien? Wie siehst du die Situation der NGL-Szene in den Pfarren und Gemeinden der EDW?
NP: Grundsätzlich wird, soweit ich es wahrnehme, das Bildungsangebot in diesem Bereich angenommen und auch positiv wahrgenommen. Auf der anderen Seite ist es schwieriger, einen Fixpunkt dieses Stilbereichs zu finden wie zum Beispiel einen Kantorenkurs, der bis zu einem gewissen Grad ein standardisiertes Format ist. So etwas gibt es für den NGL-Bereich eigentlich nicht, weil jede Band und jedes NGL-Ensemble sehr individuell ist. Manche haben eine „Gitarren-Gruppe“, andere singen NGL im Kirchenchor und in vielen Pfarren gibt es eine (Jugend-)Band. Vom Standpunkt einer Servicestelle für Kirchenmusiker*innen haben wir es aber bei diesen genannten Gruppen mit ganz verschiedenen Arbeitsweisen zu tun. Deshalb gibt es auch ein hohes Maß an Selbstständigkeit innerhalb dieser Formationen, da man vor Ort am besten mit den vorhandenen Ressourcen etwas auf die Beine stellen kann. Da kann die Bandbreite auch sehr breit werden. In einer Firmgruppe meiner Heimatpfarre beispielsweise hatte ich in einem Jahrgang die Instrumente Alt-Saxophon, Querflöte, Tenorhorn, Trompete und Gitarre. Das zu zeitgemäßem, die Jugendlichen ansprechenden NGL zu formieren ist eine spannende Herausforderung, und solche gibt es sicher in einigen Pfarren auch.
DM: Wie stellt sich die Situation in ganz Österreich dar? Welche Strömungen Neuer Geistlicher Musik gibt es, welche sind besonders lebendig? Wo siehst du Potential für eine wachsende Kirche?
NP: In jenen Diözesen, deren Konservatorien einen NGL-Zweig führen, ist dieser Stil natürlich bekannt, und darunter wird auch eine bestimmte Form von geistlicher Musik verstanden. Aber auch in den Jugend-Stellen der Diözesen wird Popularmusik mit geistlichem Inhalt gemacht. Insofern sind die Strömungen fast so vielfältig, wie die Gruppierungen, die sie musizieren. Gemeinschaften wie Loretto oder die Gemeinschaft Emmanuel haben dabei auch sehr viel eigenes Liedgut geschaffen, das wiederum in die Gemeinden kommt und dort weiter musiziert wird.
Viele Pfarren oder Gemeinden haben auch Lobpreis bzw. Worship-Musik und entsprechende Formationen. Insgesamt also ein reichhaltiges Feld, wie sie auch schon die Kirchenmusik davor war und weiterhin ist.
Diese Vielfalt ist ein großes Potential, weil sie verschiedene Menschen ansprechen kann. Um die Kirche hier nicht am Wachsen zu hindern, ist es glaube ich sehr wichtig, vor allem intern diese Vielfalt auch wachsen zu lassen und nicht aufgrund inhaltlicher kleiner Differenzen andere Formen musikalischen Ausdrucks abzulehnen oder im schlimmsten Fall in der Pfarre zu unterdrücken oder Steine in den Weg zu legen.
DM: Welche Schwerpunkte, welche Impulse möchtest du mit deiner neuen Funktion auf Österreich-Ebene setzen?
NP: Ich habe das Gefühl, dass österreichweit sehr viel auf dem NGL und Worship-Sektor passiert, man aber wenig voneinander weiß. Hier kann die Fachkommission meiner Meinung nach helfen, die Sichtbarkeit zu erhöhen, und damit auch den Austausch und die Vernetzung zu vereinfachen, um schließlich das Feld weiterzuentwickeln.
Eine zweite Aufgabe, die mich persönlich interessiert, ist die Fassbarkeit des Begriffs NGL, oder wie es im deutschsprachigen Rauch auch immer öfter zu lesen ist, der christlichen Popularmusik. Eine Fachkommission kennt ihr Fach, über NGL gibt es aber immer noch Uneinigkeit, eine gewisse Unsicherheit, was darunter alles fällt. Um ein Genre fördern zu können, muss man auch wissen, worum es sich dabei handelt (und worum nicht).
DM: Danke für das Gespräch und viel Freude und Energie für deine neue Tätigkeit!
NP: Sehr gerne und vielen Dank!



