Mittwoch 24. April 2024

Wie kam die Orgel in die Kirche

Orgeln stehen heute zumeist in Kirchen. Das war nicht immer so. Erfunden wurde sie längst, bevor es Kirchen gab. Ein in Alexandrien tätiger Mechaniker namens Ktesibios soll im 3. Jh. v Chr. die erste Orgel konstruiert haben.

In römischer Zeit war sie ein beliebtes und weit verbreitetes Instrument. Teuer scheint sie aufgrund der aufwendigen Konstruktion immer schon gewesen zu sein. So wurde sie zu einem Statusobjekt. In Byzanz hatte sie ihren festen Platz im Hofzeremoniell und von dort aus kam sie in das westliche Europa zurück. Kaiser Konstantin V. schenkte König Pippin dem Kleinen im Jahr 757 eine Orgel.

Wie es zur Aufstellung und Verwendung Orgeln Kirchen kam, ist nicht mit Sicherheit festzustellen.Vermutlich wurden sie zunächst nur zur Repräsentation verwendet. Für den Gottesdienst galt allein die menschliche Stimme als tauglich, so wie es in den Ostkirchen heute noch der Fall ist. Vorschriften werden bekanntlich nicht immer eingehalten und 1287 ist es in Mailand soweit: das Konzil erlaubt das Orgelspiel in der Liturgie.

Lange Zeit blieb die Orgel ein Statussymbol, das sich nur größere Kirchen leisten konnten. Durch die Reformation kam es jedoch zu neuen und kontroversen Sichtweisen: während Zwingli und Calvin die Rückkehr zur altkirchlichen, rein vokalen Tradition forderten, sah man in der lutherischen Theologie und Tradition sehr klar das Potential der Musik als Zeugnis christlicher Verkündigung. So wurde nicht nur dem Gemeindegesang eine wichtige Stellung zugemessen, sondern auch dem Einsatz solistisch dargebotener Werke. Aktiv beteiligt am Gottesdienst ist man schließlich auch – oder möglicherweise sogar vor allem – im Hören.

Dass die Orgel vom Statussymbol zum Kircheninstrument schlechthin wurde, hängt vermutlich mit der Vielfalt ihrer Möglichkeiten zusammen: einem Orchester ähnlich, birgt sie eine Fülle unterschiedlicher Klangfarben. Durch ihrer Tragfähigkeit vermag sie auch eine große Gemeinde im Singen zu unterstützen. Stilistisch sind kaum Grenzen gesetzt: von mittelalterlicher bis zu experimenteller Musik, von Barock bis Jazz.

Dass man heute noch Orgeln in Kirchen stellt, geschieht also nicht nur aus Tradition. Unterschiedliche Aspekte spielen zusammen: Praktikabilität und Flexibilität, Tradition, Vielfalt und nicht zuletzt die Tatsache, dass unser Gottesdienst wertvoll und kostbar ist.

© Konstantin Reymaier


Der Artikel wurde für die Festschrift zur Orgelweihe der Pfarrkirche Dornbach geschrieben. Wenn Sie diesen Artikel abdrucken oder für Ihre Gemeinde eine modifizierte Variante möchten, senden Sie bitte ein Email an kirchenmusik@edw.or.at

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