Beten führt zur Verantwortung für andere, das zeige das Vaterunser-Gebet sehr deutlich, so Papst Franziskus.
Beten führt zur Verantwortung für andere, das zeige das Vaterunser-Gebet sehr deutlich, so Papst Franziskus.
Franziskus warnt Gläubige in Generalaudienz-Katechese vor "Alltagsatheismus". Christliches Gebet immer auch Verantwortung für andere. Erneut kein näherer Kontakt zu Gläubigen.
Papst Franziskus hat einen "Alltagsatheismus" unter Gläubigen kritisiert. Bei der Generalaudienz am Mittwoch, 21. Oktober 2020, mahnte er, "nicht der Versuchung der Gottlosigkeit zu verfallen": Wenn jemand viel bete und behaupte, Gott zu lieben, zugleich aber über andere Menschen herziehe und innerlich Groll und Hass gegen sie hege, so sei dies ein "Sakrileg" und ein "Gräuel". Gott habe jedem Mensch sein Bild eingeprägt. Dies zu leugnen sei "praktischer Atheismus", warnte das Kirchenoberhaupt in der vatikanischen Audienzhalle.
Im Katechesen-Teil ging der Papst auf das die Bedeutung und Form des Betens ein. Er warnte dabei vor einem "falschen Gebet", das ein Mensch nur deshalb verrichte, um von anderen bewundert zu werden, sich als Katholik zu zeigen oder sozial gut dazustehen. Ähnliches gelte für Gebete, die nur gewohnheitshalber verrichtet würden, wandte sich Franziskus gegen ein "Beten wie Papageien". Nicht christlich sei auch, das Gebet als "Beruhigungsmittel, um die Ängste des Lebens zu lindern," zu verstehen.
Aufrichtig sei hingegen jenes Gebet, bei dem sich der Mensch für Gott öffne und mit dessen Augen die Wirklichkeit betrachte. Wenn man so vorgehe, würden selbst subtile Angelegenheiten "an Tiefe gewinnen, als ob Gott sie in seine Hände nimmt und verwandelt", sagte Franziskus. Bei einem Gebet mit dem Herzen werde zudem auch "der Bruder, die Schwester und sogar der Feind wichtig". Dass das Beten zur Verantwortung für andere führe, zeige das Vaterunser-Gebet sehr deutlich. Niemand dürfe der "Unfrömmigkeit" verfallen so zu beten, "als gäbe es Gott und die Armen nicht".
Er habe während des Vortrags der Bibelstellen am Beginn der Audienz eine anwesende Mutter beobachtet, die ihr weinendes Baby streichelte und stillte, um es zu trösten, berichtete Franziskus, und fuhr fort: "So wie diese Mutter macht es Gott mit uns." Die Zärtlichkeit einer Mutter sei ein Symbol für Gottes Zuwendung zu den Menschen, so der Papst. Er dankte der Mutter für ihr Zeugnis und mahnte: "Bringen Sie niemals ein weinendes Kind in der Kirche zum Schweigen, niemals, denn es ist die Stimme, die Gottes Zärtlichkeit anzieht."
Die Audienz fand wegen steigender Corona-Infektionszahlen in Italien unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Papst verzichtete wie in der Vorwoche auf näheren Kontakt zu den Gläubigen. Er wolle damit das Infektionsrisiko für alle vermindern, sagte Franziskus zu Beginn der Audienz, denn wo immer er sich den Menschen nähere, würden diese zusammenströmen und auf nötige Distanz vergessen. "Es tut mir leid, das zu tun, aber es ist zu eurer Sicherheit", so der Pontifex. Im Anschluss begrüßte er dennoch einige kirchliche Würdenträger ohne Mundschutz und mit Handschlag.