Papst Leo XIV. hat mit "Dilexi te" sein erstes offizielles Lehrschreiben vorgelegt. Der seit fünf Monaten amtierende Papst widmet sich darin dem Engagement der Kirche für die Armen.
Fünf Monate nach seiner Wahl hat Papst Leo XIV. seine erste Apostolische Exhortation veröffentlicht. Das offizielle Lehrschreiben mit dem Titel "Dilexi te" bekräftigt das zentrale Anliegen der Kirche: den Einsatz für die Bedürftigen. Der Text basiert auf den Vorarbeiten seines Vorgängers Franziskus und greift dessen berühmten Wunsch wieder auf: „Ach, wie gerne hätte ich eine arme Kirche für die Armen!“
Leo XIV. stellt unmissverständlich klar: Nächstenliebe ist für Christen "kein optionaler Weg", sondern eine "Kraft, die die Wirklichkeit verändert". Der Papst betont die dringende Notwendigkeit, "die strukturellen Ursachen der Armut zu beheben". Er prangert den Mangel an Gerechtigkeit als Wurzel aller sozialen Übel an und kritisiert, dass Menschenrechte oft nicht für alle gleich gelten. Armut, so bekräftigt er, ist "keine Wahl", und Gleichgültigkeit sei das Symptom einer "kranken Gesellschaft".
Der Papst fordert alle Mitglieder des "Volkes Gottes" auf, "eine Stimme hörbar zu machen, die aufrüttelt, die anprangert, die sich exponiert, auch auf die Gefahr hin, töricht zu erscheinen". Dieser Weckruf richtet sich gegen die "Diktatur einer Wirtschaft, die tötet". Diese führe dazu, dass die Gewinne einiger weniger exponentiell wachsen, während die Mehrheit immer weiter vom Wohlstand entfernt bleibt. Er kritisiert Ideologien, die die absolute Autonomie der Märkte und die Finanzspekulation verteidigen.
"Die Würde jeder menschlichen Person muss jetzt respektiert werden, nicht morgen," appelliert Leo XIV. Er zitiert die soziale Entfremdung, durch die es "normal wird, die Armen zu ignorieren." Für Christen seien Arme keine "soziologische Kategorie," sondern eine "familiäre Angelegenheit": "Sie gehören zu den Unsrigen." Die Armen seien "stille Lehrmeister", die evangelisieren, denn "die Armen sind für die Christen nicht... sondern das Fleisch Christi selbst". Das Schreiben befasst sich auch mit Migration, ein Kernthema seines Vorgängers, und appelliert an die Politik, auf Volksbewegungen zu hören, da sonst "die Demokratie verkümmert."