Der neu ernannte Erzbischof steht feierlichem Gottesdienst zum Jubiläum der Mödlinger Stadtpfarrkirche vor
Am gestrigen Sonntag, dem 16. November, feierte Mödling das 500-jährige Jubiläum der Weihe der Pfarrkirche St. Othmar. Dieses Ereignis steht nicht nur für ein halbes Jahrtausend des Glaubens, sondern auch für die bis heute ungebrochene Bedeutung der Kirche als Zentrum Mödlings.
Den Höhepunkt der Feierlichkeiten stellte die feierliche Eucharistiefeier unter dem Vorsitz des neu ernannten Erzbischofs Josef Grünwidl und Stadtpfarrer Adolf Valenta dar.
In seiner Homilie betonte Josef Grünwidl, dass die apokalyptischen Texte, die im Gottesdienst des gestrigen 32. Sonntags im Jahreskreis verkündet wurden, durchaus zum feierlichen Anlass passen. Er wies darauf hin, dass wir in "apokalyptischen Zeiten" leben, gekennzeichnet durch Kriege, Katastrophen und Seuchen, aber auch durch die Herausforderung von Veränderungen in der Kirchengestalt.
Die Geschichte der bereits siebten Kirche an diesem Standort, die von Türkenbelagerungen und Bränden zerstört und immer wieder umgestaltet und neu begonnen wurde, zeigt, dass es immer wieder "Niedergang und Zerstörung – Umgestaltung und Neubeginn" gegeben hat. Dies ist nicht nur auf das Gebäude, sondern auch auf die Glaubensgemeinschaft anzuwenden. Die Kirche sei als pilgerndes Gottesvolk stets in Bewegung und müsse beweglich bleiben, um die Zeichen der Zeit zu erkennen, so die Aussage.
Grünwidl dankte allen, die sich den aktuellen Herausforderungen stellen und sich im Pfarrverband am Mödlingbach konstruktiv an neuen Strukturen beteiligen. Als Wunsch für die Zukunft betonte er die Haltung der frühen Christen: „Wer standhaft bleibt, wird gerettet!”
Standhaftigkeit bedeute, fest im Glauben an Jesus Christus verwurzelt und in der Kirchengemeinschaft verankert zu sein, sowie widerstandsfähig gegen negative Kräfte zu werden, die spalten und Weltuntergangsstimmung verbreiten wollen. Sein zweiter Wunsch ist, dass die Pfarre – neben der geplanten neuen Kirchenbeleuchtung – vor allem "von innen erstrahlen und etwas ausstrahlen" möge, nämlich Freude, Hoffnung und Zuversicht in ökumenischer Eintracht.
Am Ende des Gottesdienstes dankte der sichtlich bewegte Stadtpfarrer allen Beteiligten. Er betonte die "wertschätzenden, ermutigenden Worte" des Erzbischofs und sprach allen, die zum Fest beigetragen haben, seinen besonderen Dank aus.
Unter den zahlreichen Ehrengästen befanden sich Bürgermeisterin Silvia Drechsler und Vertreter der Stadt- und Gemeinderäte. Altbürgermeister Hans Stefan Hintner (ÖVP) betonte, dass der Besuch des designierten Erzbischofs für die Stadt Mödling eine „Auszeichnung und Ehre” sei. Der Tag schloss mit einer gemeinschaftlichen Agape, die den Festtag stimmungsvoll ausklingen ließ.
Die Pfarrkirche St. Othmar ist ein eindrucksvolles Zeugnis einer über tausendjährigen Baugeschichte. Archäologische Funde belegen, dass an ihrer Stelle seit dem 9. Jahrhundert ununterbrochen Gotteshäuser standen, wobei die heutige Kirche bereits der siebente Bau ist.
Die heutige spätgotische Hallenkirche wurde am 13. Mai 1454 in die Wege geleitet. Nach einer Bauzeit von 69 Jahren wurde sie 1523 fertiggestellt und 1525 feierlich geweiht. Mit ihren robusten Dimensionen – 54 Meter lang, 23 Meter breit und 18 Meter hoch – wurde sie aus dem gleichen Sarmatsandstein wie der Wiener Stephansdom errichtet.
Die Geschichte der Kirche ist geprägt von Zerstörung, aber auch von Wiederaufbau. Sie erlitt schwere Schäden in den Türkenkriegen von 1529 und 1683. Nach einem über hundertjährigen Wiederaufbau wurde die Kirche im 18. Jahrhundert im Barockstil umgestaltet. Ab 1875 wurde eine umfassende Regotisierung durchgeführt, und die letzte große Renovierung von 1982 bis 1983 stellte die spätgotische Raumwirkung wieder her und integrierte moderne liturgische Kunst.