Abtprimas Schröder warnt vor "skurriler Online-Spiritualität" und setzt auf bewährte Glaubenstradition
Die Benediktiner sehen sich in einer Schlüsselrolle, um der wachsenden digitalen Spiritualität eine reflektierte Glaubenstradition entgegenzusetzen. „Besonders im Internet und auf Social Media gibt es heute leider ziemlich skurrile Angebote“, betonte Abtprimas Jeremias Schröder im Gespräch mit der Wochenzeitung Die Furche. Die „uralte, manchmal sperrige, aber geläuterte christliche Glaubenstradition“ könne hier ein Gegengewicht bilden. Viele junge Menschen suchten trotz technischer Erklärungsmodelle wieder „in der Tiefe“.
Schröder, seit 2024 oberster Repräsentant der weltweiten Benediktinischen Konföderation, sieht die Kirche vor gewaltigen Herausforderungen: „Ich sage nur Weltpolitik, KI, Klima.“ Es brauche „Widerstandskraft“ und zugleich ein „hoffnungsvolles Gehen in die Zukunft“. Ziel sei es, mit Zuversicht und Wohlwollen voranzugehen, ohne naiv zu sein, und dabei „unser Menschsein zu bewahren“.
Im Hinblick auf den Generationenwechsel in den Klöstern erklärte Schröder, junge Äbte seien historisch nicht ungewöhnlich. Entscheidend sei die zeitliche Begrenzung von Leitungsämtern: „Wir würden uns manchmal jüngere Bischöfe erhoffen, aber ich wünsche keinem, dass er 40 Jahre lang das gleiche Amt ausüben muss.“ In dieser Hinsicht seien Orden Vorreiter – nicht wegen des Alters, sondern wegen ihres Leitungsverständnisses.
Vor den Österreichischen Ordenstagungen (24.–27. November) im Wiener Kardinal-König-Haus verwies Schröder auf das Tagungsmotto „Immer noch unterwegs“: Es stehe für die Langlebigkeit und Zähigkeit der Orden. Höhepunkt ist der Österreichische Ordenstag am 25. November mit theologischen Impulsen zu Pilgern, Glauben und Hoffnung.
Schröder vertritt 19 Kongregationen mit über 6.000 Mönchen und 12.000 Ordensfrauen. Der heilige Benedikt sei ein „zurückhaltender Heiliger“, dessen Orden bis heute enge Beziehungen zur Ostkirche pflege – ein Anliegen, das Schröder mit einer geplanten Reise nach Russland vertiefen will.