Papst Leo XIV. startet vom 27. November bis 2. Dezember seine erste Auslandsreise in die Türkei und den Libanon. Der frühere Leiter des Augustinerordens gilt als reisefreudig und bringt weltweite Erfahrung mit.
Papst Leo XIV. hat sich am Donnerstagmorgen zu seiner ersten Auslandsreise aufgemacht. Der 70-jährige Pontifex, der am 8. Mai gewählt wurde, besucht bis zum 2. Dezember die Türkei und den Libanon. Hauptziel der sechstägigen Reise ist es, eine Botschaft von Frieden, Hoffnung und Einheit in eine Region zu bringen, die seit Jahren von Konflikten und Spannungen geprägt ist.
Kurz vor 8 Uhr hob die Sondermaschine der Fluggesellschaft ITA vom römischen Flughafen Fiumicino ab. Gegen Mittag wird der Airbus in Ankara erwartet, wo der Papst von Vertretern der Regierung und der Kirche begrüßt wird. Zum Auftakt seiner Türkei-Visite steht ein Besuch am Mausoleum des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk auf dem Programm, gefolgt von einem Treffen mit Präsident Recep Tayyip Erdogan im Präsidentenpalast. In seiner Ansprache vor politischen Autoritäten und Diplomaten will Leo XIV. die Bedeutung von Dialog und Verständigung betonen. Erdogan kündigte an, mit dem Papst auch die Lage in Palästina zu erörtern.
Am frühen Abend reist Leo weiter nach Istanbul, nachdem er zuvor den neuen Leiter der Religionsbehörde Diyanet, Safi Arpagus, getroffen hat. Leo XIV. ist nach Paul VI., Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus der fünfte Papst, der die Türkei besucht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm: In Ankara wurden Straßen entlang der Papstroute gesperrt, in Iznik kontrolliert die Polizei seit Tagen Reisende und Passanten. Nationalistische Gruppen hatten Proteste angekündigt, um den Besuch in der Kleinstadt zu verhindern. Auch in Istanbul wurden die Maßnahmen wegen möglicher Terrorgefahr verschärft.
Der Freitag bringt ein dichtes Programm: ein Gebetstreffen mit der Ortskirche in der Heilig-Geist-Kathedrale, ein Besuch im Altersheim der Kleinen Schwestern der Armen und schließlich ein Helikopterflug nach Iznik. Dort findet zum 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa eine ökumenische Gedenkfeier mit dem orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. und weiteren Kirchenführern statt. Das Konzil von 325 legte die Grundlagen des Glaubensbekenntnisses, das bis heute fast alle christlichen Konfessionen verbindet – ein symbolträchtiger Anlass für die erste Papstreise.
Bis Sonntag besucht der Papst in Istanbul auch die Blaue Moschee, die syrisch-orthodoxe Kirche Mor Ephrem und nimmt an einem Gebetstreffen in der armenisch-apostolischen Kathedrale teil. Am Samstag feiert er eine katholische Messe in einer Sporthalle, am Sonntag hält der Papst bei einem orthodoxen Gottesdienst zum Andreas-Fest in der Patriarchalkirche St. Georg im Phanar eine Ansprache. Danach fliegt er weiter nach Beirut.
Im Libanon, der eine Schlüsselrolle im Nahostkonflikt spielt, will Leo XIV. unter anderem an die schwere Hafenexplosion vom August 2020 erinnern und vor Zehntausenden jungen Menschen sprechen. Ferner trifft er Vertreter der libanesischen Staatsspitze, die gemäß der Verfassung stets aus Christen, Sunniten und Schiiten gebildet wird. Am Dienstagnachmittag wird der Papst in Rom zurückerwartet.
Obwohl Leo XIV. als Papst-Neuling unterwegs ist, bringt er reichlich Reiseerfahrung mit: Über zwölf Jahre leitete der US-Amerikaner den internationalen Augustinerorden und besuchte dessen Niederlassungen weltweit. „Drei Viertel des Jahres war er unterwegs“, berichten Weggefährten. Dennoch unterscheidet sich das Reisen im neuen Amt deutlich: Strenges Protokoll, enge Zeitpläne und eine große Delegation machen päpstliche Auslandsreisen zu einer logistischen Meisterleistung.
Rund 20 vatikanische Würdenträger begleiten den Papst, dazu kommen Sicherheitskräfte der Schweizergarde und der Vatikan-Gendarmerie sowie bis zu 70 akkreditierte Medienvertreter – die „VAMP“-Journalisten. Für Flug und Unterkunft zahlen deren Arbeitgeber mehrere Tausend Euro. Die Gesamtkosten einer Papstreise bleiben traditionell geheim.
Wie seine Vorgänger fliegt Leo XIV. mit einer Maschine der italienischen Nationallinie, heute ITA, die seit 2025 zur Lufthansa-Gruppe gehört. Die Flugnummer „AZ4000“ ist einzigartig und bleibt unabhängig vom Ziel stets gleich. Überfliegt der Papst ein Land, sendet er per Telegramm Grüße an das Staatsoberhaupt.
Mit Spannung erwartet wird, ob Leo XIV. die Tradition der „fliegenden Pressekonferenz“ fortsetzt, die unter Franziskus zum Höhepunkt jeder Reise wurde. Erste Signale sprechen dafür: Der neue Papst zeigte sich bislang auskunftsfreudig gegenüber Journalisten. Anpassungen sind möglich – doch mit 70 Jahren und einer langen Amtszeit vor sich dürfte Leo XIV. noch viele Gelegenheiten haben, seinen Stil zu prägen.