Bei einem Besuch im Frauengefängnis von Santiago de Chile hat Papst Franziskus den Gefangenen Mut zugesprochen."
Bei einem Besuch im Frauengefängnis von Santiago de Chile hat Papst Franziskus den Gefangenen Mut zugesprochen."
"Die Gesellschaft hat die Pflicht, euch alle zu reintegrieren".
Bei einem Besuch im Frauengefängnis von Santiago de Chile hat Papst Franziskus den Gefangenen Mut zugesprochen." Jede Anstrengung beim Kampf für ein besseres Morgen wird belohnt werden - auch wenn sie oft erfolglos erscheinen mag", sagte der Papst am Dienstagnachmittag (Ortszeit), 16. Jänner 2018 in der Haftanstalt "San Joaquin": "Heute seid ihr eurer Freiheit beraubt, aber dies bedeutet nicht, dass diese Situation das Ende ist. Keineswegs!", wandte sich Franziskus an die inhaftierten Frauen.
In seiner leidenschaftlich vorgetragenen und mehrfach von Applaus unterbrochenen Rede forderte der Papst eine bessere Wiedereingliederung für Häftlinge. "Die Gesellschaft hat die Pflicht, euch alle zu reintegrieren", sagte er. In Anwesenheit der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet mahnte Franziskus zudem, die öffentliche Sicherheit nicht nur durch mehr Kontrolle zu stärken. Ebenso brauche es Prävention durch mehr Arbeit, Bildung und Gemeinschaft.
Zu Beginn der 45-minütigen Begegnung mit rund 500 Insassinnen des Gefängnisses war der Papst von der Anstaltsleitung, Gefängnisseelsorgern und Gefangenen mit ihren Kindern unter lautem Jubel als "Freund" begrüßt worden. Eine Gefangene berichtete von ihrem Schicksal und dem vieler minderjähriger Mütter und ihrer Kinder in der Haft. Dabei rief sie zu Änderungen im Justizsystem auf. "Unsere Kinder sollen nicht die Verurteilten von morgen sein, sie sollen frei aufwachsen dürfen", sagte die Frau. Sie bat auch im Namen ihrer Mitgefangenen "alle um Vergebung", die sie mit ihren "Straftaten geschädigt haben".
Franziskus dankte der Frau ausdrücklich für den "Mut und die Demut" ihres Bekenntnisses. Um Vergebung zu bitten, sei für jeden Menschen notwendig. Niemand sei ohne Sünde.
"San Joaquin" ist eines der ältesten Gefängnisse des Landes. Wie viele südamerikanische Haftanstalten ist auch sie überbelegt: Obwohl das Gefängnis für 855 Insassinnen ausgelegt ist, sind dort derzeit mehr als 1.400 Frauen untergebracht. Die Kirche kritisiert die Zustände seit langer Zeit. "Leider wird in Chile die Armut eingesperrt", sagte Sr. Nelly Leon, die den Papst im Namen der Gefängnisseelsorger begrüßt hatte.
Nach dem Besuch im Gefängnis begab sich Franziskus zur Plaza de Armas in der Innenstadt. In der Kathedrale von Santiago fand im Anschluss eine Begegnung mit Priestern, Ordensleuten und Seminaristen. Für Dienstagabend (Ortszeit) war zudem ein Treffen mit den Bischöfen des Landes und ein privates Treffen mit Jesuiten der Wallfahrtskirche San Alberto Hurtado vorgesehen.