Projekt "Canat" um schulische Reintegration nach zweijähriger Corona-Pause bemüht
Projekt "Canat" um schulische Reintegration nach zweijähriger Corona-Pause bemüht
Ordensmann: Hunger infolge der Arbeitslosigkeit und Preisanstiege wieder für viele Familien ein Thema.
Auch wenn Corona in Peru mittlerweile kaum mehr Thema mehr ist, wird die heute junge Generation noch lange von Folgen der Pandemie gezeichnet sein - wie auch der Krieg in der fernen Ukraine schon deutliche Spuren hinterlässt: Das haben Vertreter des vom Jesuitenorden gegründeten Jugendsozialprojekts "Canat" am Donnerstag im Interview mit Kathpress dargelegt. Die in der Stadt Piura im Nordwesten Perus beheimatete Initiative setzt sich mit Freizeit- und Bildungsangeboten für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Sie wird dabei aus Österreich von der Jesuitenmission, der Pfarre Kirchau (Bezirk Neunkirchen) sowie künftig auch vom Hilfswerk "Jugend Eine Welt" unterstützt und war bisher Schauplatz einjähriger Einsätze der "Jesuit Volonteers" aus Österreich und anderen Ländern Europas.
"Zwei Jahre - vom März 2020 bis Februar 2022 - waren in Peru alle Schulen geschlossen, erst seit März 2022 gibt es wieder Normalbetrieb", berichtete der Jesuitenpater Jose Ignacio Mantecon. In einer Minimalvariante habe es Homeschooling zwar gegeben, doch meist beschränkt auf Programme im Fernsehen oder die Zusendung von Aufgaben über WhatsApp. Computer hätten in Peru die wenigsten Familien, erst recht in den ländlichen Regionen. De facto sei für die meisten Kinder somit für zwei Jahre der Unterricht komplett ausgefallen. "Das Ergebnis sind große Bildungsrückstände und starke Exklusion, verstärkt noch durch den Lockdown, in dem 17 Monate lang ein Verlassen des Hauses nur zu wenigen definierten Zwecken erlaubt war", so der Ordensmann.
Die Unterbrechung der Schullaufbahn sei für viele Kinder eine endgültige geworden, verbunden mit der Rückkehr von sozialen Problemen, bei deren Überwindung es in den Jahrzehnten davor große Fortschritte gegeben hatte. Dazu gehört auch die Kinderarbeit. "Besonders wenn Eltern ihre Arbeit verlieren - was infolge des langen Lockdowns viele betraf - springen Kinder ein und müssen zum Auskommen der Familie beitragen", erklärte die Leiterin des "Canat"-Projektes, Gabriela Renteria Hernandez. Besonders zugenommen habe die "unsichtbare Kinderarbeit". Diese betreffe vor allem Mädchen im Alter von oft erst acht oder neun Jahren, die zu Hause auf jüngere Geschwister aufpassen, während die Eltern in den Niedriglohn-Betrieben bis zu 13 Stunden täglich arbeiten.
Starke Auswirkungen auf die Sozialsituation der Familien und damit indirekt erneut auf die Bildung hat jedoch auch der seit Ende Februar wütende Krieg in der Ukraine. Die Inflation in Peru erreichte im Mai 8,78 Prozent (Österreich: 8,0 Prozent), wobei der enorme Preissprung für Benzin und Dünger besonders der Landwirtschaft zu schaffen macht. Viele Menschen könnten sich nicht mehr das Allernötigste leisten, sagte P. Mantecon. "Die Angst vor Hunger, die es schon in Corona-Zeiten gab, hat sich nun noch einmal verschärft", so der Ordensmann.
Reichliche Herausforderungen für ein Hilfsprojekt, das sich vor allem der Unterstützung der ärmsten Menschen in einer Großstadt-Peripherie verschrieben hat. Die Jesuiten-NGO "Canat" ist seit 24 Jahren in Piura aktiv, mit speziellem Augenmerk auf Kinder und Jugendliche, die keine Schule oder Ausbildung besuchen, die von Arbeits- oder sexueller Ausbeutung sowie Gewalt betroffen sind sowie auch auf Familien, die sich nach der Migration vom Land in die Stadt in existenzieller Not befinden. Aufbauend auf Erstkontakte über Spiel-, Kreativ- und Sportangebote wird versucht, Alphabetisierung, schulische (Re)Integration oder eine Ausbildung zu vermitteln - in vielen Fällen mit nachhaltigem Erfolg. Oft werden auch Familien darin unterstützt, sich zu registrieren und Dokumente zu bekommen, die für die Zuteilung der ihnen zustehenden staatlicher Sozial- und Hilfsleistungen nötig sind.