Bischof Alois Schwarz feiert 70. Geburtstag.
Bischof Alois Schwarz feiert 70. Geburtstag.
St. Pöltner Bischof im "Kirche bunt"-Geburtstagsinterview über den Synodalen Prozess in seiner Diözese und in der Weltkirche, was ihm persönlich Kraft gibt und wie er mit vergangenen schwierigen Situationen umging.
Der St. Pöltner Bischof Alois Schwarz erhofft sich vom Synodalen Prozess ein "stärkeres Wahrnehmen der Gemeinschaft in der Weltkirche, über alle Kontinente hinweg, ohne ständiges Auseinanderdividieren von nationalen oder kontinentalen Kontexten". Das hat er im Interview mit der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" betont, in dem er auch auf vergangene schwierige Zeiten einging und betonte: "Das Gebet so vieler Menschen, die mich kennen, hat mich getragen." - Das Interview fand anlässlich des 70. Geburtstags (14. Juni) des Bischofs statt.
Im Blick auf den Synodalen Prozess erhoffe er sich zudem "das Wieder- und Neu-Entdecken der Berufung aus der Taufe zu Gemeinschaft, zu Teilhabe und zur Sendung. In manchen Bereichen sind wir als Christinnen und Christen stark und aktiv, in anderen sind wir oft recht zurückhaltend."
In der Diözese St. Pölten habe man in den vergangenen Monaten sehr viel über Synodalität gelernt, so Bischof Schwarz weiter. Er skizzierte einige Aspekte: "Wo leben wir sie bereits, wo ist es einfach ein neuer Name für bereits Bestehendes, aber auch, wo uns Strukturen fehlen. Wie kommen wir an Ränder, wie kommen wir an die Mitte, wie kommunizieren wir mit Menschen - und wie kommunizieren sie mit uns? Welche Möglichkeiten bieten sich uns? Wie können Pfarren, Gruppierungen, Gemeinschaften gut in den Blick genommen werden?"
Synodalität brauche Zeit, spirituelles Miteinander, das Gebet, Wohlwollen und Offenheit. Synodalität könne von keiner Seite "eingefordert" werden, Synodalität sei keine Einbahnstraße. Schwarz bedauerte, "dass Synodalität zumeist missverstanden wird als Demokratie und damit ein Stück weit als institutionalisiertes Misstrauen". Nachsatz: "Das ist schade."
Seine Zukunftsvision für die Diözese St. Pölten beschrieb der Bischof u.a. als "Netzwerk von Gemeinschaften mit Jesus in ihrer Mitte, die sich in den Pfarrgemeinden bilden und Verbündete für das Evangelium suchen". Dazu gehöre auch wesentlich der Dienst an den Armen und Benachteiligten. Schwarz: "Wir haben Grundaufträge als Kirche, die brauchen wir nicht neu erfinden. (...) Gott ist mit uns, und wir sind mit den Menschen. Diesen Satz durchzubuchstabieren in Arbeit, Alltag, Auftrag, Diensten und Angeboten: Das wäre mir ein großes Anliegen."
Zur Frage nach den aktuell drei drängendsten Aufgaben der katholischen Kirche meinte der Bischof: "Dass wir mit dem Evangelium präsent sind im Leben der Menschen und im Miteinander; dass wir Antworten haben auf Fragen der Seele und des Geistes; und dass wir uns nicht pausenlos mit uns selbst beschäftigen."
Er habe auch mit 70 Jahren "Freude am Leben und liebe die Menschen". Mit großem Staunen dürfe er "in dieser Diözese so viele pastorale Initiativen sehen und engagierten Priestern und Pfarrangehörigen begegnen", so Schwarz und weiter: "Ich bin dankbar für die Gesundheit und die Kraft, die mir gegeben sind, und ich bin dankbar für mein Team aus Führungskräften, die gemeinsam mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so großartige Arbeit für die Diözese leiten."
Jeden Morgen beginne er mit einem Wort aus der Bibel. Die ersten "Informationen" des Tages hole er sich aus den Liedern Davids (Psalmen), dann erst lese er die Nachrichten. Nachsatz: "Die Reihenfolge ist mir ganz wichtig." Kraft schöpfe er aus seinem Glauben und aus seinem Dienst im Zusammensein und Miteinander mit Menschen. "Gerade wenn ich sehe, dass Bewegung und Aufbruch möglich sind, ist das 'dichte Programm' nicht Selbstzweck, sondern dynamisch und notwendig", so der Bischof.
Der Wechsel von Bischof Schwarz 2018 von Kärnten nach Niederösterreich wurde von heftigen Turbulenzen begleitet. Dazu sagt der Bischof im Rückblick: "So manche Vorgänge und Entscheidungen wurden nochmals gut analysiert und wir haben genau hingeschaut." Was ihm immer Kraft gegeben habe, "waren gute Freunde, die mir ganz offen und ehrlich sagten, wie ich durchhalten kann und was alles - neben jenem, was nicht gelungen ist - auch gut war".
Geboren 1952 im niederösterreichischen Hollenthon wurde Alois Schwarz 1976 zum Priester und 1997 zum Weihbischof der Erzdiözese Wien geweiht. 2001 wurde er Bischof der Diözese Gurk, 2018 erfolgte sein Wechsel an die Spitze der Diözese St. Pölten.