Hochmeister Bruno Platter traf Papst Franziskus bereits im November 2013 bei der Jahresversammlung der Generaloberen der katholischen Kirche im Vatikan.
Hochmeister Bruno Platter traf Papst Franziskus bereits im November 2013 bei der Jahresversammlung der Generaloberen der katholischen Kirche im Vatikan.
Hochmeister Platter: Jubiläumsjahr hat Gründungsgedanken des "Heilens und Helfens" betont
Vertreter des Deutschen Ordens, der seinen Sitz in Wien hat, haben zum Schlusspunkt ihres 825-jährigen Gründungsjubiläums Papst Franziskus im Vatikan getroffen. Im Rahmen der Generalaudienz auf dem Petersplatz am Mittwoch, 3. Februar 2016 begegnete Hochmeister Bruno Platter dem Pontifex. Begleitet wurde er von rund 100 Priestern und Familiaren des Ordens aus Österreich, Deutschland und Belgien, die zur gemeinsamen Wallfahrt nach Rom aufgebrochen waren.
Hochmeister Platter informierte Franziskus über die Bestätigung des Ordens am 6. Februar 1191 durch Papst Clemens III. Bei dem "sehr herzlichen" Gespräch habe er gesagt, "dass der Papst den Orden immer im Dienst der Kirche betrachten könne und dass unser Einsatz den Zielen der Kirche gilt", berichtete der Hochmeister gegenüber "Kathpress". Franziskus habe den Orden gesegnet und für Gelächter gesorgt: "Er sagte, bei Papst Clemens habe er Vorbehalte, da ein gleichnamiger Nachfolger einst den Jesuitenorden aufgelöst habe", so der Ordensobere; der Jesuitenorden war 1773 von Clemens XIV. aufgelöst worden.
Die Abordnung des Deutschen Ordens war in Rom bereits zuvor dem Großmeister der Malteser, Matthew Festing, begegnet, zumal der Deutsche Orden von dem Souveränen Malteser-Ritterorden seine Ordensregel bekommen habe, so Platter. Weiterhin bestehe eine "enge geistliche Verwandtschaft". Empfangen wurde die Gruppe auch von der deutschen Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan. Zudem nahmen die Deutschordensmitglieder an den Feierlichkeiten zum Abschluss des "Jahres der Orden" im Petersdom teil.
Zu seinem Jubiläum hat der Orden seinen Gründungsgedanken des "Helfens und Heilens" vergegenwärtigt und dessen "Erneuerung und Aufbruch" vor Augen gehabt, gab Platter rückblickend an. Wegweisend für das Engagement des Ordens sei seit der Errichtung in einem Feldlazarett bei Akkon das Gleichnis des Barmherzigen Samariters gewesen.
Die Vorträge, Seminare und Festlichkeiten am Ordenssitz Wien sowie in allen Provinzen seien unter diesem Zeichen gestanden. Höhepunkt des Jahres sei im September 2015 im Wiener Stephansdom die Investitur von Familiaren aus allen Balleien und Provinzen sowie ein Symposium gewesen.
Dem II. Vatikanischen Konzil sowie der ebenfalls vor 50 Jahren erfolgten Einrichtung des Familiaren-Instituts war ein weiteres Symposium in Deutschland gewidmet. Bei den Familiaren handle es sich um "einen besonderen Ordenszweig der Laien, der das Charisma des Ordens neben den Brüdern und Schwestern erst voll macht", betonte Platter. Im gesamten Jubiläumsjahr sei aus diesem Grund das Thema der Laien und deren Apostolat präsent gewesen, "nicht zuletzt versuchen die Familiaren doch auch in teils gesellschaftliche bedeutsamen Positionen, christliches Gedankengut zu verbreiten und christliches Profil zu zeigen", so der Hochmeister.
Glücklich äußerte sich Hochmeister Platter auch über das zeitgleiche und nunmehr beendete "Jahr der Orden": Bei den meisten Orden habe die Initiative des Papstes erheblich zu einer Besinnung und Stärkung der Gemeinschaft beigetragen und geholfen, sich selbst der Aufgaben in Kirche und Welt bewusster zu werden. Ebenso sei es auch ein "starkes Zeugnis nach außen" für das Wirken der Ordensmitglieder in den verschiedensten kirchlichen und sozialen Aufgaben gewesen.
Der Deutsche Orden entstand 1189/90 vor Akkon im Heiligen Land während des dritten Kreuzzuges. Während der Belagerung der Hafenstadt durch christliche Truppen gründeten Bürger aus Lübeck und Bremen ein Zeltspital aus Schiffsegeln für die Pflege von an Seuchen erkrankten Kreuzfahrern und Pilgern. Die daraus entstehende karitative Hospitalbruderschaft wurde am 6. Februar 1191 von Papst Clemens III. anerkannt.
In der Folge entstanden viele weitere Häuser im Heiligen Land, wobei das einstige Spital der Deutschen in Jerusalem nahe der Klagemauer, wo sich auch eine Marienkapelle befand, namensgebend wurde. In seiner Langform heißt der Deutsche Orden deshalb auch heute "Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem". 1198 erhielt der Orden zum Schutz der heiligen Stätten und der Pilger zusätzlich eine militärische Ausrichtung, wobei zur Aufgabe der Versorgung der Pilger, Kranken und Bedürftigen als zweites prägendes Element nun auch der Kampf für den Glauben trat. Eine eigene Ordensregel bildete sich im Lauf der Zeit aus Teilen der Johanniter- sowie der Templerregel. Seit 1929 ist der Deutsche Orden kein Ritterorden mehr.
Heute ist der Deutsche Orden in Österreich, Deutschland, Italien, Slowenien, Tschechien und der Slowakei vertreten und widmet sich neben der Seelsorge vor allem auch der Sorge um Kranke, Behinderte und alte Menschen. Aktuell gehören der Gemeinschaft rund 100 Ordenspriester, 200 Ordensschwestern und etwa 700 "Familiaren" - Laienmitglieder, die sich den Ordensidealen durch ein Versprechen gegenüber dem Hochmeister verpflichten - an.
Niederlassungen in Österreich gibt es heute in Wien, Gumpoldskirchen, Wildbad, Spannberg und Palterndorf, während in der einst ersten heimischen Niederlassung in Friesach das dortige Ordenskrankenhaus 2014 an die GmbH "DOKH Unterstützung und Förderer" übertragen wurde. Seit 1809 ist der Sitz des Hochmeisters und damit das Zentrum des Deutschen Ordens in der Wiener Singerstraße.
Deutscher Orden:
www.deutscher-orden.at