Veronika Prüller-Jagenteufel möchte ihrem Herzen folgen.
Veronika Prüller-Jagenteufel möchte ihrem Herzen folgen.
Vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass Veronika Prüller-Jagenteufel im Sommer unsere Erzdiözese auf eigenen Wunsch verlassen wird. Die Leiterin des Pastoralamtes plant einen beruflichen und privaten Neubeginn und wechselt in die Diözese St. Pölten. Im Interview mit dem SONNTAG spricht sie über ihre Beweggründe.
Nach fast acht Jahren geht in unserer Erzdiözese eine Ära zu Ende. Veronika Prüller-Jagenteufel legt Mitte des Jahres die Leitung des Pastoralamtes in der Erzdiözese Wien zurück und wechselt zur Caritas der Diözese St. Pölten. Ab dem 1. Oktober wird sie dort als Seelsorgerin im Pflegewohnhaus St. Elisabeth arbeiten. Darüber hinaus wird sie Referentin für die theologische Wertearbeit innerhalb der Caritas.
Im Interview mit dem SONNTAG spricht sie über ihre Beweggründe: „Ich möchte bewusst einen neuen beruflichen und auch privaten Schritt wagen.
Es war großartig, in der Erzdiözese Wien eine Führungsposition einnehmen zu können und damit die Richtung des diözesanen Geschehens mitprägen zu können. Zugleich hat sich bei mir aber das Gefühl gemeldet, dass Theologie und Seelsorge meine Grundberufungen sind“, erklärt Veronika Prüller-Jagenteufel. Die studierte Theologin war vor ihrer Zeit im Pastoralamt schon einmal Seelsorgerin in einem Pflegeheim, außerdem Mitarbeiterin im Mobilen Hospiz der „Caritas Socialis“.
Jetzt möchte sie also offensichtlich zu ihren beruflichen Wurzeln zurückkehren: „Ein konkreter Auslöser für meine Entscheidung ist, dass ich zwischen 2014 und 2016 meinen Vater im Alter pflegen und begleiten durfte. Ich war ja früher schon in der Altenpflege und in der Pflege von demenzkranken Menschen tätig. Und beim Pflegen meines eigenen Vaters ist mir wieder bewusst geworden, wie gern ich mit alten Menschen zusammen bin und dass darin vielleicht meine wahre Berufung liegt.“
Veronika Prüller-Jagenteufel ist in St. Pölten aufgewachsen und stark im Mostviertel verwurzelt. Neben beruflichen – nennt sie deshalb auch private Beweggründe: „Mich reizt auch die Qualität eines Lebens am Land. Ich habe von meinen Eltern ein Haus im Mostviertel geerbt und ich möchte in Zukunft viel Zeit dort verbringen, dort fühle ich mich wohl. Ich und mein Mann haben das Haus so umgebaut, dass ich darin mit meinen Geschwistern und Verwandten sogar eine Alters-WG gründen könnte. Aber das ist jetzt noch kein Thema.“
Wenn Sie auf Ihre siebenjährige Tätigkeit als Pastoralamstleiterin zurückblicken: Worauf sind Sie besonders stolz?
Es ist in dieser Zeit gelungen, unsere Diözese aufzurütteln und wach zu machen. Ich habe das Gefühl, dass wir mittlerweile viel bewusster in die Zukunft gehen und uns fragen, wie können wir hier und heute Kirche sein. Ich sehe, dass es jetzt Zusammenschau und Zusammenarbeit gibt und auch den Mut, Neues ausprobieren. Ich freue mich sehr, dass es Entwicklungsräume gibt, in denen sich die Pfarren miteinander auf den Weg machen.
Was wird Ihnen besonders fehlen?
In erster Linie die Menschen hier in der Wiener Erzdiözese. Im Pastoralamt, in den Dienststellen und vor allem in den Pfarren. Da gibt es so viele großartige Menschen, die mit sehr viel Energie und Weitsicht für unsere Kirche da sind.
Sie sind ja noch bis Ende August im Amt. Was möchten Sie bis dahin umsetzen?
In diesem halben Jahr gibt es viel zu tun: Wir bereiten die nächste Diözesanversammlung vor, die im September stattfindet. Außerdem ist für das Jahr 2019 eine Zwischenbilanz des diözesanen Entwicklungsprozesses geplant, auch das gilt es bereits jetzt gut vorzubereiten.
Und wir überlegen dienststellenübergreifend , welche Schwerpunkte wir setzen. Es wird also ein spannendes halbes Jahr und ich werde – so wie bisher – voller Energie arbeiten und mich für unsere Diözese und unsere gemeinsame Arbeit einsetzen.
Wie war und ist es für Sie als Frau in einer kirchlichen Leitungsposition? Hat man als Frau in einer männerdominierten Umgebung Vorteile?
Überall dort, wo die Positionen nicht an die Weihe gebunden sind, hat die Kirche schon sehr stark umgedacht. Als ich begonnen habe, war ich neben meiner Kollegin aus Tirol erst die zweite Frau, die Pastoralamtsleiterin wurde. Heute sind wir schon fünf von neun.
Auch sonst gibt es deutlich mehr Frauen in diözesanen Leitungspositionen, was ich als sehr positiv und wichtig erachte, weil es mehr Vielfalt bringt. Gleichzeitig ist es nicht immer ganz einfach, manchmal in Gremien zu arbeiten, in denen man die einzige Frau ist. Denn jede Gruppe entwickelt ihre Kultur – und je einheitlicher die Gruppe, desto einheitlicher ist auch die Kultur. Wenn man als Frau da reinkommt, dann löst das schon was aus.
Ist es für Sie wichtig, dass Ihnen eine Frau als Pastoralamtsleiterin nachfolgt?
Die Stelle ist öffentlich ausgeschrieben und wir werden sehen, wer sich bewirbt. Da es eine zentrale Stelle ist, bei der man bis in den Bischofsrat hineinwirken kann, würde ich es gut finden, wenn das wieder eine Frau macht. Ich hätte aber auch mehrere Männer im Hinterkopf, die das super machen könnten. Wichtig wird sein, dass es jemand ist, der mit viel Leidenschaft und Motivation an die Sache herangeht und im diözesanen Entwicklungsprozess gut verankert ist.
Drei Dinge, die Sie in den kommenden 10 Jahren unbedingt erleben möchten?
1. Das blühende Mostviertel. Einmal im Jahr blühen dort die Birnen- und Apfelbäume, das ist wunderschön.
2. Dass es viele lebendige Gemeinden gibt, in denen Menschen miteinander ihr Christsein leben und zwar so, dass anderen das auffällt.
Und 3., dass dadurch unsere gesamte Kirche einen neuen Schwung bekommt.
Als Seelsorgerin im Pflegewohnhaus St. Elisabeth werden Sie in Zukunft regelmäßig mit dem Thema Demenzbeschäftigt sein. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?
Demenz betrifft uns alle. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft gemeinsam für alte Menschen sorgen. Gerade jene, die mit der Diagnose Demenz leben und besonders jene Familien, die sich um die Pflege von alten Menschen selbst kümmern, brauchen Unterstützung.
Und auch wenn das Leben mit Demenz gar nicht leicht ist, liegt hier doch eine Chance für uns alle, das Denken mit dem Herzen neu zu entdecken. Demenzkranke leben viel mehr auf dieser Herzensebene und zeigen uns anderen damit, dass es diese Ebene überhaupt gibt.
Das Pastoralamt der Erzdiözese
unterstützt die pastorale Tätigkeit von hauptamtlichen und ehrenamtlichen SeelsorgerInnen in der Erzdiözese Wien.
Zum Pastoralamt gehören:
Referat für Berufungspastoral,
Referat für Erwachsenenkatechumenat und Verkündigung,
Arbeitsgemeinschaft Gemeindeberatung,
Referat für Pfarrgemeinderäte,
Referat für pastorale Strukturentwicklung,
Referat für Spiritualität und die Fachstelle „Kirche im Dialog“
Die Pastoralamtsleiterin gutgelaunt im Interview mit Michael Ausserer. Sie spricht offen über ihre Arbeit, Pläne und Ziele und darüber, dass es als Frau in kirchlicher Leitungsposition nicht immer ganz einfach ist.
Privat ist ihr das Elternglück versagt geblieben – wie geht sie damit um? Und: Welche Themen interessieren sie abseits von Theologie und Glauben?
Das persönliche Interview am Freitag, 9. März 2018, um 17.30 Uhr auf radio klassik Stephansdom
die Zeitung der Erzdiözese Wien
Stephansplatz 4/VI/DG
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at