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17.07.2020 · Glaube · Glaubenswissen

150 Jahre nach der Definition der Unfehlbarkeit des Papstes

 

1870 legte das Erste Vatikanische Konzil den Primat des Papstes als Dogma fest - Erst das Zweite Vatikanum ergänzte Kollegialität der Bischöfe.

Vor 150 Jahren, am 18. Juli 1870, hat das Erste Vatikanische Konzil den Primat des Papstes als Dogma festgelegt. Schon vor dem Konzil von 1869/70 hatten sich die innerkirchlichen Spannungen zugespitzt, als publik wurde, dass bei der Kirchenversammlung die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen als Dogma verkündet werden solle; notfalls sogar durch Akklamation, also ohne förmliche Abstimmung. Gegen dieses Ziel standen in Ländern wie den USA, England oder Frankreich angesehene Theologen auf. In Deutschland war Ignaz von Döllinger (1799-1890) aus München der Wortführer.

 

Man beobachtete besorgt, wie sich die ultramontane, also ganz auf Rom ausgerichtete Kirchenleitung den geistigen Strömungen der Epoche verschloss. 1864 fasste Papst Pius IX. (1846-1878), der sich nach einem vergleichsweise liberalen Beginn seiner Amtszeit zunehmend von "der Welt" abgrenzte, alle abweichenden Meinungen im sogenannten Syllabus errorum als "Irrtümer" der modernen Zeit zusammen und verurteilte sie pauschal. Döllinger und viele andere sahen den Zug der Moderne für die Kirche abfahren. Und nun noch die neuen Papstdogmen.

 

Das Konzil, das im Dezember 1869 eröffnet wurde, war die bis dahin größte Kirchenversammlung aller Zeiten. 774 Kardinäle und Bischöfe der Weltkirche nahmen teil. In der Debatte über die neuen Dogmen - der Papst als höchste Rechtsgewalt (Jurisdiktionsprimat) und als höchste Lehrvollmacht, sofern er Entscheidungen zu Lehr- und Moralfragen "ex cathedra" als unfehlbar verkündet -, äußerte eine beachtliche Minderheit Bedenken. Eine solche Definition würde dem Missbrauch des kirchlichen Lehramts Tür und Tor öffnen, so der Tenor.

 

Kritische Bischöfe reisten ab

In der Vorbereitungssitzung stimmten von 601 Anwesenden 451 mit Ja, 88 mit Nein; 62 verlangten Änderungen. Nachdem ein letzter Vermittlungsversuch der Kritiker bei Pius IX. gescheitert war, reisten 57 von ihnen vorzeitig ab - um nicht in Anwesenheit des Papstes gegen die Dogmatisierung stimmen zu müssen. So erhielt die Konstitution "Pastor aeternus" bei der Verabschiedung am 18. Juli 1870, vor 150 Jahren, lediglich zwei Gegenstimmen.

 

Ehrenhaft und papsttreu - oder feige?

Während der Sitzung ging ein Unwetter mit Blitz und Donner über Rom nieder. Ein Zeichen vom Himmel? In der Basilika war es mitten im Juli so dunkel, dass der Text der Konstitution nur mit Hilfe von Kerzenleuchtern verlesen werden konnte. Und das Drama ging weiter: Tags darauf, am 19. Juli, begann der Deutsch-Französische Krieg. Die meisten Bischöfe reisten ab, Napoleon III. zog seine zum Schutz des Papstes in Rom gelassenen Truppen ab. Mitte September wurde die Stadt von den piemontesischen Truppen eingenommen; der Kirchenstaat hörte auf zu bestehen. Schließlich vertagte Pius IX. das Konzil auf unbestimmte Zeit.

 

Von den kritischen deutschen Bischöfen akzeptierte einer nach dem anderen die Entscheidung des Konzils. Trotz des gleichzeitigen Verlusts seiner weltlichen Macht ging das Papsttum gestärkt aus der Versammlung hervor. Rom wurde mehr und mehr zum Ankerpunkt der Weltkirche.

 

Der Entscheidung zugunsten der päpstlichen Unfehlbarkeit folgte aber auch ein Exodus vieler Intellektueller. Aus dieser Protesthaltung entstand im deutschsprachigen Raum die von Rom abgelöste Altkatholische Kirche. Übrigens hat nur ein Papst seither von einer Ex-cathedra-Entscheidung Gebrauch gemacht: Pius XII., als er 1950 das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel verkündete. Kritische Katholiken fragen gleichwohl: War das das Zerwürfnis mit der Aufklärung wert?

 

Bürde und Chance

Der Wiener Dogmatik-Professor Jan-Heiner Tück sieht im Primat des Papstes zugleich Bürde und Chance für die Kirche. Es brauche eine Balance zwischen einer auf den Papst zugeschnittenen "hierarchischen Sicht von Kirche" und einer Kollegialität der Bischöfe, also deren Mitbeteiligung an der Leitung der Gesamtkirche, schrieb Tück jüngst in einem Essay für die "Neue Zürcher Zeitung".

Erst das Zweite Vatikanum (1962-1965) habe die Primats-Aussagen des Ersten durch die Lehre von der Kollegialität der Bischöfe ergänzt, es dabei aber an Klarheit fehlen lassen, so der Theologe. In der Konstitution über die Kirche stünden zwei "gegenläufige Konzeptionen" nebeneinander: eine hierarchische und eine an das altkirchliche Verständnis von "Communio" (Gemeinschaft) anschließende.

 

Unter Johannes Paul II. (1978-2005) erhielt der römische Zentralismus wieder Auftrieb - mit "fatalen" Auswirkungen, so Tück. Er verweist auf Bischofsernennungen am Votum der Ortskirchen vorbei, auf Diskussionsverbote oder das Vorgehen Roms gegen missliebige Theologen. Erst Franziskus habe seit 2013 eine "heilsame Dezentralisierung" eingeleitet; diese bedürfe aber noch einer kirchenrechtlichen Absicherung. Tücks Wunschziel: eine Art "Communio-Primat", also eine Amtsausübung des Papstes, die die Ortskirchen bei der Leitung der Gesamtkirche berücksichtigt.

 

Das katholische Papstamt bleibt für Orthodoxe und Protestanten der wichtigste Stolperstein der Ökumene. Tück sieht darin aber auch eine Chance zur Einheit. Die Ostkirchen, die seit Jahrzehnten keine panorthodoxe Synode zustande brächten, zeigten, "dass Synodalität allein nicht genügt". In Moskau und anderswo in Osteuropa werde politischer Nationalismus "geistlich überhöht"; hinzu kämen anhaltende Rivalitäten zwischen den Patriarchen. Mit dem Papstprimat habe dagegen die katholische Kirche über Länder und Nationen hinweg einen Garanten der Einheit.

erstellt von: Alexander Brüggemann und Johannes Schidelko/kap/red
17.07.2020
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Das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes im Wortlaut

Zur Ehre Gottes, unseres Heilandes, zur Erhöhung der katholischen Religion, zum Heil der christlichen Völker lehren und erklären wir endgültig als von Gott geoffenbarten Glaubenssatz, in treuem Anschluss an die vom Anfang des christlichen Glaubens her erhaltene Überlieferung, unter Zustimmung des heiligen Konzils:

 

Wenn der Römische Papst in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt: wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte.

 

Diese endgültigen Entscheidungen des Römischen Papstes sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich. Wenn sich jemand — was Gott verhüte — herausnehmen sollte, dieser unserer endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen. (Dogmatische Konstitution Pastor aeternus)

zitiert nach: Josef Neuner S.J., Heinrich Roos S.J.: Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung. Vierte verbesserte Auflage, herausgegeben von Karl Rahner S.J. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1954,

zum Originaltext der Konstitution Pastor Aeternus

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Dominikaner Wien: Beta-Online-Kurs startet

Pater Markus Langer von den Wiener Dominikanern lädt Interessierte und Gläubige zum Beta-Online-Kurs  ‚beta – neue Fragen‘ ein. An zehn Abenden im Mai, Juni und Juli 2021 gibt es die Möglichkeit, spezifische Glaubensinhalte zu vertiefen – aufbauend auf der Erfahrung des verbreitet angebotenen Alpha-Glaubenskurses.

Warum das Kreuz?

"Jemand, der am Holz hängt, galt nach dem Alten Testament als von Gott verflucht", und doch ist das Kreuz zu einem der wichtigstens Symbole im Christentum geworden. Eine zeitgemäße Deutung von Erhard Lesacher.

Corona-Mythen: Kirchliche Experten starten Info-Kampagne

Corona-Mythen: Kirchliche Experten starten Info-Kampagne

Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen will mit Kampagne zu Corona-Krise, Engel und Glück über Verschwörungstheorien, Esoterik und Lebenshilfeangebote informieren. Neue Website bündelt österreichweite Informations- und Beratungsangebote.

Erntedank, St. Martin und Leopoldi in Zeiten von Lockdown und Terror

Das Kirchenjahr geht weiter. Erntedank, Martinsfest und Leopolditag heuer schlichter als gewohnt. Neue Wege, verbindende Werte zu feiern: einfach und auf das Wesentliche bedacht.

Dominikaner Wien: ALPHA-Kurs im Herbst startet

Pater Markus Langer von den Wiener Dominikanern lädt Interessierte und Gläubige zum ALPHA-Kurs ein.

Michelangelo Merisi da Caravaggio: Hl. Hieronymus beim Schreiben

Papst würdigt Kirchenlehrer Hieronymus zum 1.600 Todestag

Heiliger und Bibelübersetzer aus dem 4./5. Jahrhundert sei ein Vorbild durch "absolute und rigorose Hingabe an Gott sowie beharrliche Forschungstätigkeit".

Kirchenlehrer Hieronymus

Kirchenlehrer Hieronymus

Vom römischen Philosophiebegeisterten über den Einsiedler in der syrischen Wüste zum Asketen in einer Grotte in Bethlehem: Das Leben des Hieronymus war so bunt wie das Werk, das der Kirchenvater hinterlassen hat. Von Andrea Krogmann.

Was ist ein Kardinal?

Der Papst ernennt aus freien Stücken Bischöfe oder Priester seines Vertrauens zu Kardinälen, deren Aufgabe es ist, ihn zu beraten und in der Leitung der Kirche zu unterstützen.

Was ist ein Erzbischof?

Der Erzbischof ist der Titel eines Bischofs, der eine Erzdiözese leitet, oder eines Metropoliten, der eine Kirchenprovinz leitet.

Was ist ein Bischof?

Der Bischof ist im Verständnis der katholischen Kirche ein Nachfolger der Apostel. Seine erste Aufgabe ist die Verkündigung des Glaubens, die Feier der Eucharistie und der Sakramente, aber auch die Leitung seiner Ortskirche in allen Belangen.

Curhaus / Dompfarrre, Stephansplatz 3.     Wien, 2.6.2005         ? Franz Josef Rupprecht; A-7123 M?nchhof; Bank: Raiffeisenbank M?nchhof (BLZ: 33054), Konto.-Nr.: 17.608

80 Jahre theologischen Kurse

Festakt am 1. Oktober in der Wiener Donaucitykirche u.a. mit Bundespräsident a.D. Heinz Fischer und Uni Wien-Vizerektorin Christa Schnabl.

Glaubenskurs Gamma: Weil der Glaube auch das Verstehen sucht

Am 9. September startet im Wiener Dominikanerkloster ein faszinierender Glaubenskurs. Der SONNTAG hat mit Pater Markus Langer OP über "Gamma - noch mehr Fragen" gesprochen.

Rosa von Lima

Rosa von Lima

Als Isabella Flores de Oliva 1586 wurde sie in Lima geboren. Ihre Eltern nannten sie bald Rosa, weil sie nicht nur ein außerordentlich hübsches, sondern auch ein feinfühliges Mädchen war. Umso erstaunlicher ist, was uns von Rosa von Lima überliefert wird.

Mariä Himmelfahrt: Festmessen in ganz Österreich

Schiffsprozession mit Marketz am Wörthersee. Kräutersegnungen in vielen Pfarren. Schönborn feiert im Stift Schlierbach anlässlich dessen 400-Jahr-Jubiläums.

Projekt "TheoZoo" erklärt theologische Themen in Kurzvideos

Hinter dem Projekt stehen vier Theologen, eine Theologin und eine Videojournalistin.

150 Jahre nach der Definition der Unfehlbarkeit des Papstes

Am 18. Juli 1870 definierte das Erste Vatikanische Konzil den Primat des Papstes als Dogma  - Erst das Zweite Vatikanum ergänzte Kollegialität der Bischöfe - Von Alexander Brüggemann und Johannes Schidelko.

Li.: Othmar Posch (Pfarrer von Wimpassing im Schwarzatale) mit einer Familie, die gerade die 'Wander-Bibel-Truhe' erhalten hat. Die Truhe ist best?ckt mit einer Bibel, einer Kinderbibel sowie einem 'Logbuch' f?r die Eintragung von Gedanken, Gebeten,

Katechese erfordert eine missionarische Spiritualität

Vatikan veröffentlich "Direktorium zur Katechese". Glaubensverkündigung in Zeiten von Digitalisierung, Globalisierung und Migration

Kardinal König

Wien: "Kardinal König-Archiv" feiert zehnjähriges Bestehen

Archiv umfasst neben Bibliothek Kardinal Königs rund 2.000 Archivschachteln mit persönlichen Dokumenten, Fotos, Briefen aber auch zahlreichen Gegenständen.

Vom anderen her, auf andere hin (Joh 17,1-11)

Markus Muth und Boris Porsch schreiben ihre Gedanken zum Evangelium zum 7. Sonntag der Osterzeit  (24.5.2020)

Ich mag Liebesfilme (Joh 14,15-21)

Elisabeth Birnbaums Evangeliumsauslegung zum 6. Sonntag der Osterzeit (17.5.2020)

Gottesmutter Maria auch heute "absolut geeignet als Role Model"

Grazer Religionswissenschaftlerin Heimerl: Maria im Evangelium nicht so demütig und gehorsam wie oft in der späteren Glaubenstradition. "Bedürfnis nach weiblicher Transzendenz" ergänzte männlich geprägte Trinität.

Wer fragt, bekommt eine Antwort (Joh 14,1-12)

Br. Günter Mayer SDB: Evangeliumsauslegung zum 5. Sonntag der Osterzeit (10.5.2020)

Corona weckt auch unter Kirchenanhängern Aberglauben

Wiener Theologe Prüller-Jagenteufel übt auf "Corona-Blog" u.a. Kritik an Aussagen des Churer Weihbischofs Eleganti und an theologisch fragwürdiger Grundhaltung all jener, die Glauben und Vernunft in Corona-Krise gegeneinander ausspielen.

Öffnet die Türen (Joh 10,1-10)

Barbara Ruml: Evangeliumsauslegung zum 4. Sonntag der Osterzeit (3.5.2020)

Begegnung am Tiefpunkt (Joh 21,1-14)

Markus Beranek: Evangeliumsauslegung zum 3. Sonntag der Osterzeit (26.4.2020)

Durch verschlossene Türen (Joh 20,19-31)

Sr. Franziska Madl OP schreibt ihre Gedanken zum Evangelium zum Sonntag der Barmherzigkeit (19.4.2020)

Vorurteil oder nicht? Die Kirche ist mächtig

Die eigentliche Macht der Kirche sind aber das Wort und die Tat.

Vorurteil oder nicht? Wasser predigen und Wein trinken

Was meint die Rede von der „glücklichen Schuld“ in der Osternacht?     

Ostern darf dauern (Joh 20,1-18)

Markus Muth und Christoph Sperrer schreiben ihre Gedanken zum Evangelium zum Ostersonntag (12.4.2020)

Was ist eigentlich geistliche Kommunion?

Was ist die geistliche Kommunion? Wir haben Weihbischof Stephan Turnovszky um eine Erklärung gebeten.

Keine Sympathie für Pilatus (Mt 27,1-26)

Elisabeth Birnbaums Evangeliumsauslegung zum Palmsonntag (5.4.2020)

Vorurteil oder nicht? Die Kirche ist konservativ.

Ist die Kirche zu konservativ?

Durchkreuzt: Keine Antwort auf das Warum?

Ein Gott, bei dem uns alles klar wäre, ist nicht der Gott Jesu Christi.

Auferweckung ist nicht gleich Auferstehung (Joh 11, 3-7.17.20-27.33b-45 )

Br. Günter Mayer SDB: Evangeliumsauslegung zum 7. Fastensonntag (29.3.2020)

Vorurteil oder nicht? Ignoranz und Vertuschung

Der Skandal des Vertuschens

Fürchtet euch nicht

Vom Umgang mit der Angst

Freude einüben, Leben schöpfen (Joh 9,1)

Barbara Ruml: Evangeliumsauslegung zum 4. Fastensonntag (22.3.2020)

Christus, Heil der Kranken...

Es ist nicht mangelndes Gottvertrauen wenn wir medizinisch vorsichtig sind

Lebendig (Joh 4,5-26. 39a. 40-42)

Markus Beranek: Evangeliumsauslegung zum 3. Fastensonntag ( 15. März 2020)

Vorurteil oder nicht? Die Kirche ist: Verstaubt oder zeitgemäß?

Ist der Glaube und die Kirche überhaupt (noch) zeitgemäß.

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