Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gewährleisten zu können, sprach sich KFÖ-Präsident Trendl für eine Verlängerung der Sonderbetreuungszeiten aus.
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gewährleisten zu können, sprach sich KFÖ-Präsident Trendl für eine Verlängerung der Sonderbetreuungszeiten aus.
Mehr Personal für Schulen, keine flächendeckenden Schulschließungen und gezielteres Eingehen auf die einzelnen Kinder notwendig. Verbandspräsident Trendl für Verlängerung der Sonderbetreuungszeiten für Eltern.
Vor dem Start in das neue Schuljahr hat der Katholische Familienverband Österreich (KFÖ) aufgezeigt, welche Maßnahmen seiner Ansicht nach notwendig sein werden, damit trotz Corona Schule und Familie gelingen können. KFÖ-Präsident Alfred Trendl und Vizepräsidentin Astrid Ebenberger präsentierten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien ihre Vorstellungen. So fordert der Familienverband etwa, dass es zu keinen flächendeckenden Schulschließungen mehr kommen darf. "Wenn es etwa eine betroffene Schule in Wien gibt, dürfen nicht gleich alle Wiener Schulen geschlossen werden", so Ebenberger. Wichtig sei ihr auch, im Bedarfsfall nicht auf eine Staffelung der Schulklassen, sondern auf kleine Schülergruppen zu setzen. Außerdem müsse es ein differenziertes Vorgehen je nach Schulstufe geben.
In diesem Zusammenhang forderte Ebenberger auch mehr Personal für die Schulen: "Es gibt viele ausgebildeten Pädagoginnen und Pädagogen, die keine Anstellung haben und es gibt viele gegen Ende des Studiums, die Interesse hätten, hier Praxis zu machen."
Mit diesen Personalressourcen, die man als Assistenten in Schulen einsetzen könnte, wären kleinere Schülergruppen möglich und man könnte gezielter auf die einzelnen Kinder eingehen. Jene Lehrkräfte, die als Risikopersonen gelten und daher nicht in den Schulen unterrichten, sollten den virtuellen Klassenraum betreuen, so Ebenberger. Auch im Falle von Homeschooling müsse Individualisierung möglich sein.
Schulleiter und Lehrer bedürften zudem eines bestimmten Mentorings. Seitens des Bildungsministeriums heiße es: "Traut euch etwas." Viele Schulleiter hätten hier allerdings Angst, Wege im Alleingang zu gehen. Es gebe aber viele Experten, die für Beratung zur Verfügung stünden. Schulleiter dürften nicht Angst haben, neue Wege einzuschlagen, so Ebenberger. Wichtig seien ihr zudem auch pädagogische Überlegungen, so die Familienverbands-Vizepräsidentin. Bisher gebe es viele Kinder, "die auf der Strecke bleiben". Es dürfe aber keine Verlierer geben. Deshalb forderte sie individuelle Betreuung für jeden Schüler.
Um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie besser gewährleisten zu können, sprach sich KFÖ-Präsident Trendl für eine Verlängerung der Sonderbetreuungszeiten aus. Bei eingeschränkten Öffnungszeiten bzw. geschlossenen Kindergärten und Schulen haben Eltern von betreuungspflichtigen Kindern (bis zum 14. Lebensjahr) aktuell bis 30. September die Möglichkeit, mit dem Arbeitgeber eine "Sonderbetreuungszeit" von bis zu drei Wochen zu vereinbaren. Der Arbeitgeber muss zustimmen, er erhält derzeit für die Dauer der Freistellung auch ein Drittel dieser Lohnkosten vom Bund ersetzt. Eltern bräuchten jedoch eine Verlängerung der Sonderbetreuungszeit und einen Rechtsanspruch darauf, betonte Trendl. Vorstellen kann er sich zudem Kurzarbeit nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus Vereinbarkeitsgründen.
Der KFÖ-Präsident plädierte außerdem für die Einführung einer vierwöchigen Betreuungskarenz. "Es gibt Pflegekarenz, Bildungskarenz, Hospizkarenz - warum nicht Eltern eine zusätzliche Betreuungskarenz gewähren", fragte Trendl bei der Pressekonferenz.
Längerfristig gesehen, müsse, so Trendl, vor allem bei Frauen der Altersarmut gegengesteuert werden: "Die Corona-Krise hat auch langfristige Auswirkungen auf Familien. Teilzeitbeschäftigte - und das sind vorwiegend Frauen - waren die Ersten, die im Frühjahr ihren Job verloren haben. Das hat Auswirkungen auf die Pensionshöhe." Um Altersarmut bei Frauen zu vermeiden, brauche es ein automatisches Pensionssplitting mit Opt-Out-Möglichkeit, eine Informationsoffensive und eine bessere pensionsrechtliche Anrechnung der Kindererziehungszeiten.
Trendl hatte schließlich auch Lob für die Regierung und einige zuletzt gesetzte Maßnahmen übrig. So begrüßte er u.a. erneut die Öffnung des Familienhärtefonds für Familien, die durch Corona unverschuldet in Not geraten sind. Ebenfalls sei positiv, dass Familien, die zum Stichtag 28. Februar Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bezogen, im Juli einmalig 100 Euro erhielten. Sozial-und Mindestsicherungsbezieher würden allerdings immer noch auf die Auszahlung warten.
Im September soll es für jedes Kind, für das Familienhilfe ausbezahlt wird, 360 Euro Kinderbonus geben, erinnerte Trendl, und er hob auch lobend hervor, dass die Familienbeihilfe bei coronabedingten Ausbildungsverzögerungen um bis zu ein Jahr verlängert wird.
KFÖ-Vizepräsidentin Ebenberger sprach von einem guten Dialog zwischen Bildungsministerium und Bildungsorganisationen in den vergangenen Monaten. Die von den Behörden ausgearbeiteten Maßnahmen müssten nun auch in der Realität ihre Stärke und Machbarkeit beweisen.