"Christenverfolgung – gestern und heute" - 75 Jahre Rosenkranzfest im Dom zu St. Stephan ist das Motto des Gedenkgottesdienstes mit Kardinal Christoph Schönborn am Montag 7. Oktober, 18.00 Uhr.
"Christenverfolgung – gestern und heute" - 75 Jahre Rosenkranzfest im Dom zu St. Stephan ist das Motto des Gedenkgottesdienstes mit Kardinal Christoph Schönborn am Montag 7. Oktober, 18.00 Uhr.
Die Rosenkranzandacht am 7. Oktober 1938 war die größte und einzige Demonstration gegen den Nationalsozialismus in Österreich. Gedenkgottesdienst mit Kardinal Schönborn am Montag, 7. Okotber.
Die Rosenkranzandacht vom 7. Oktober 1938 im Wiener Stephansdom war die größte und einzige Demonstration gegen den Nationalsozialismus in Österreich. Sie war nicht als Demonstration geplant worden, sondern hatte sich spontan dazu entwickelt.
Wie jedes Jahr, wurde auch im Herbst 1938 beschlossen, das kommende Arbeitsjahr mit einer religiösen Feierstunde zu beginnen. Ihre Ausschreibung war öffentlich im Diözesanblatt erfolgt, von einer Predigt des Kardinals war allerdings nichts zu lesen. Erwartet wurden rund 1.500 bis 2.000 Jugendliche, 2.500 Texthefte wurden gedruckt. Gekommen sind, nach übereinstimmenden Augenzeugenberichten, rund 8.000 junge Menschen. Junge Menschen, die in einem religiösen Klima einer lebendigen Bewegung, in rund 500 Burschen- und 400 Mädchenvereinen aus fast allen Pfarren der Erzdiözese aufgewachsen waren. Infolge der neuen Verhältnisse, nach der Auflösung aller ihrer Vereine und Verbände, hatten sie sich oft monatelang nicht mehr gesehen und waren durch Mundpropaganda zusammengerufen worden. Nicht zuletzt auch deshalb herrschte im Dom zu St. Stephan an jenem Abend eine "unbeschreibliche Stimmung".
Kardinal Innitzer hatte zugesagt, die Feier persönlich zu halten. Der bis an den Rand mit jungen Menschen, die sich um ihren Bischof versammelt hatten, gefüllte abendliche Stephansdom bewegte den Kardinal wohl sehr. Nachdem zuerst der Jugendseelsorger, Martin Stur, gesprochen hatte, stieg der Kardinal gegen Ende der Feier, wie im Programmheft angekündigt, auf die alte Pilgramkanzel. Von hier aus richtete er seine Botschaft an die Jugend, die, wie er sagte, "in den letzten Monaten viel verloren hatte". Er ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, als er die Kopf an Kopf stehenden dichtgedrängten Jugendlichen zuerst - ohne auszuweichen - um Verständnis für die bischöfliche März-Erklärung bat, sie dann aber zu Festigkeit und Standhaftigkeit ermunterte. Seine Ansprache gipfelte in den Worten: "Einer ist euer Führer, euer Führer ist Christus, wenn ihr Ihm die Treue haltet, werdet ihr niemals verloren gehen."
So wurde in dieser abendlichen Stunde im Dom vieles geklärt. Ein Auseinanderdividieren war nicht mehr möglich. Als der Kardinal schließlich auch die Eltern der Jugendlichen grüßen ließ, war er sich wohl bewusst, dass er damit die Chance nützte, einen weitaus größeren Kreis, über die im Dom Versammelten hinaus, anzusprechen und zu erreichen.
Die "unbeschreibliche Stimmung" des Dom-Inneren setzte sich, nach den Worten des Kardinals, nach den Orgelklängen mit vollen Registern am Ende der Feier, draußen am Stephansplatz fort. Eine Stimmung, die ihren Ausdruck fand in Rufen: "Wir wollen unseren Bischof sehen!" Lieder klangen auf, - "Auf zum Schwure, Volk und Land...", die Begeisterung wuchs, als sich der Kardinal kurz an einem Fenster des Erzbischöflichen Palais zeigte. Böses ahnend, versuchte er allerdings, die Jugendlichen zu beruhigen und nach Hause zu schicken, was erst nach einiger Zeit gelang. Das alles beobachteten Spitzel der NS, die schon im Inneren des Domes versucht hatten, einzelne Teilnehmer aufzuschreiben.
Am Abend des 8. Oktober 1938, gegen 20.00 Uhr, ertönten Sprechchöre und Pfuirufe am Stephansplatz, bald darauf sausten von allen Seiten Steine gegen die Fenster des Palais von Kardinal Innitzer. Nach etwa einer Viertelstunde gab das schwere Eichentor am Eingang Stephansplatz 7 dem Ansturm der Eindringlinge nach, schreiend stürmten HJ-Demonstranten, etwa 40 bis 50 an der Zahl, in den Hof und über die Hauptstiege hinauf in die Räume des Kardinals. Mit schweren Messingstangen, die den Teppich auf der Feststiege hielten, begannen sie in vandalischer Weise die gesamte Einrichtung zu zertrümmern. Sekretär Dr. Jakob Weinbacher und Zeremoniär Dr. Franz Jachym brachten buchstäblich in letzter Minute Kardinal Innitzer vor der anstürmenden HJ über eine Wendeltreppe im Matrikenarchiv in Sicherheit. Dann stellten sie sich vor der Kapelle des Kardinals auf, um das Heiligtum vor Verunehrung zu bewahren, wobei sie in ein fortwährendes Handgemenge verwickelt wurden. Sekretär Weinbacher wurde im letzten Augenblick davor bewahrt, aus dem Fenster auf die Rotenturmstraße geworfen zu werden. Domkurat Johannes Krawarik (später Pfarrer von Altottakring) wurde dagegen von einem anderen HJ-Trupp, der das Curhaus (Stephansplatz 3) gestürmt hatte, dort tatsächlich aus dem Fenster geworfen und schwer verletzt. Erst nach 40 Minuten bereitete die Polizei der Verwüstung ein Ende. Die zerstörten Räume im Palais wurden von der GESTAPO versiegelt, auch dem Nuntius wurde der Zutritt verweigert.
Noch heute erinnern zerstochene und beschädigte Bilder im erzbischöflichen Palais an die Geschehnisse des 8. Oktobers 1938, nicht als Beweis dafür, erlittenes Unrecht nicht vergessen zu können, sondern als bleibende Mahnung daran, wozu Menschen fähig sind, wenn sie, von Ideologen verführt und irregeleitet, politische Ziele höher stellen als Menschlichkeit und Achtung des anderen.
Christenverfolgung – gestern und heute: 75 Jahre Rosenkranzfest im Dom zu St. Stephan
mit Kardinal Christoph Schönborn
Montag, 7. Oktober 2013, 18.00 Uhr
Radio Stephansdom überträgt live ab 18.00 Uhr
Eine Broschüre der St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung ruft "jene Zeit ins Gedächtnis, in der Menschen aus ideologischen, politischen, gesundheitlichen oder Gründen ihrer Herkunft verfolgt wurden. Die Broschüre konzentriert sich auf die Kindergärten Wiens von 1938-1945 - auch darin ist der Wahnsinn des NS-Regimes erkennbar.
Bestellung:
Geschäftsstelle der St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung
Stephansplatz 6/2/3, 1010 Wien
Tel.: +43 1 51552-3837
Die Broschüre ist kostenlos!