In einem bemerkenswerten Gottesdienst in Moskau zählt der Moskauer Patriarch Kyrill I. Russland zu den wenigen freien Ländern der Welt. Seine undurchsichtigen Äußerungen über die Freiheit und die anschließenden Gebetsaufrufe werfen jedoch Fragen über die Verbindung von Religion und Politik auf.
In einer bemerkenswerten Äußerung während eines Gottesdienstes in Moskau hat der orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. Russland zu den wenigen freien Ländern weltweit gezählt. Seine Feststellung, dass man Gott dafür danken müsse, in einem "wirklich freien Land" zu leben, wirft jedoch einige Fragen auf.
Die Unklarheit darüber, welche Länder neben Russland zu dieser erlesenen Gruppe zählen, hinterlässt Raum für Spekulation. Offensichtlich hält es der Patriarch für angebracht, die Liste der Freien im Vagen zu belassen. Ein diplomatisches Geschick, das offenbar dazu dient, Raum für Interpretationen zu lassen.
Es folgt ein Appell des Patriarchen zu Gebeten für das Vaterland, Wladimir Putin und die Soldaten. Putin wird als "orthodoxer Mann" gerühmt, der sich seiner "enormen Verantwortung" bewusst sei. Eine Interpretation, die in erster Linie das religiöse Profil des Präsidenten hervorhebt.
Der Gottesdienst fand in der neu restaurierten Kirche des russischen Innenministeriums statt, wo der Patriarch dem Innenminister eine kirchliche Auszeichnung und eine Ikone überreichte. Die Aufforderung an die Mitarbeiter des Innenministeriums, vor der Ikone zu beten und das Land "würdig zu verteidigen", wirft Fragen hinsichtlich der Trennung von Kirche und Staat auf.
Die Betonung der Bedeutung der Religion und des Gebets in der öffentlichen Lebensgestaltung, wie vom Kirchenoberhaupt betont, zeigt eine deutliche Ausrichtung auf eine konservative Wertebasis. Die Vorstellung, dass "inbrünstiges Gebet und aufrichtiger Glaube" sowohl auf dem Schlachtfeld als auch in der Innenpolitik Siege erringen können, mag für einige Gläubige inspirierend klingen, wirft jedoch gleichzeitig Fragen über die rationale Ausrichtung politischer Entscheidungen auf.
Die Äußerungen zum Schutz der "inneren Grenze" und der impliziten Billigung des Kampfes gegen die Opposition in Russland sind bedenklich. Der Aufruf zur "Verteidigung des Vaterlandes" wird hier als unmissverständliche Unterstützung für politische Maßnahmen gegen Dissens interpretiert.
In einer Zeit, in der die Trennung von Kirche und Staat eine wesentliche Säule demokratischer Gesellschaften darstellt, wirft die Verquickung von religiösen Überzeugungen und politischen Aussagen durch das Kirchenoberhaupt wichtige Fragen auf. Dies erfordert eine kritische Reflexion über die Rolle der Kirche im öffentlichen Diskurs und ihre Auswirkungen auf die politische Landschaft Russlands.