Unter dem Titel „Wortgewandt, kunstsinnig und standhaft – 800 Jahre Dominikaner in Wien“ beleuchtete das 5. Isnard-Wilhelm-Frank-Kolloquium interdisziplinär die Geschichte des Wiener Konvents.
Vom 16. bis 18. Mai 2024 fand im Thomassaal des Dominikanerklosters in Wien das fünfte Isnard-Wilhelm-Frank-Kolloquium statt. Unter dem Motto „Wortgewandt, kunstsinnig und standhaft – 800 Jahre Dominikaner in Wien“ beleuchteten Wissenschaftler aus aller Welt die Geschichte des Wiener Dominikanerklosters S. Maria Rotunda, das bald sein 800-jähriges Bestehen feiert. Die Veranstaltung bot eine Plattform, um materielle, ikonographische und schriftliche Quellen zu diskutieren und neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Das Kolloquium zeigte, dass das Dominikanerkloster in Wien mehr als ein Ort des Gebetes und Studiums ist. Es ist ein Zentrum für lokale und internationale Beziehungen. Ein Beispiel ist die im 15. Jahrhundert gegründete Rosenkranzbruderschaft, dokumentiert durch eine illuminierte Handschrift. Die Teilnehmer konnten bei einer Führung durch Kirche und Konvent diese und andere wertvolle Dokumente und Kunstwerke bestaunen, wie die renovierte Dominikanerkirche und die Deckenmalerei.
Univ.-Prof. Dr. Thomas Prügl betonte in seinem Vortrag die Bedeutung des Dominikanerordens als eine Innovation in der Kirchengeschichte. Der Orden zeichnete sich durch eine demokratische Verfassung, eine Verpflichtung zum Studium und eine hohe Anzahl von Intellektuellen aus, was ihn zu einem wichtigen Einflussfaktor in der Kirche machte. Prof. Prügl hob den Konflikt der Dominikaner mit dem Wiener Weltklerus um die Mendikantenprivilegien hervor.
Die Tagung präsentierte die neuesten Ergebnisse der Inventarisierung und Digitalisierung von Kunstgütern des Konvents, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Über 1055 Inventarnummern und mehr als 12.000 Fotos wurden erstellt, darunter der Fund eines Altargemäldes aus dem 19. Jahrhundert. Diese Arbeiten bilden eine Grundlage für weitere historische und kunsthistorische Forschungen.
Die Organisatoren, darunter Dr. Viliam Štefan Dóci und Dr. Armand Tif, betonten die Bedeutung der Tagung für zukünftige Forschungsarbeiten. Die Ergebnisse der Digitalisierungs- und Restaurierungsprojekte sowie die Präsentationen des Kolloquiums sollen in einer Publikation zum Jubiläumsjahr 2026 erscheinen. Damit wird die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte und den kulturellen Schätzen des Dominikanerordens in Wien weiter gefördert.