"Morgen sind es hundert Jahre seit den Schüssen von Sarajewo. Einen Monat später, am 28. Juli 1914, brach der Krieg aus, als Folge von einer Kette von unversöhnlichen Schritten", so Kardinal Schönborn.
"Morgen sind es hundert Jahre seit den Schüssen von Sarajewo. Einen Monat später, am 28. Juli 1914, brach der Krieg aus, als Folge von einer Kette von unversöhnlichen Schritten", so Kardinal Schönborn.
"Antworten" von Kardinal Christoph Schönborn, in der Zeitung Heute, am Freitag, 27. Juni 2014.
"Schöner Sommertag" – notierte Arthur Schnitzler, der Arzt und bekannte Schriftsteller, am 28. Juni 1914 in sein Tagebuch. Fast nebenbei erwähnt er auch die Nachricht, dass der Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gemahlin in Sarajewo ermordet worden sind.
In Wien herrschte schon Ferienstimmung. Die Zeit der "Sommerfrische" hatte begonnen (das Wort "Urlaub" war damals noch nicht üblich). Und manchem war die Nachricht wichtiger, dass Rapid im letzten Moment ausgerechnet gegen Simmering die Fußballmeisterschaft 1913/14 verlor.
Morgen sind es hundert Jahre seit den Schüssen von Sarajewo. Einen Monat später, am 28. Juli 1914, brach der Krieg aus, als Folge von einer Kette von unversöhnlichen Schritten. Was ein kurzer lokaler Konflikt bleiben sollte, wurde zur "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts". Aus diesem sinnlosen Völkermorden erwuchsen die beiden schrecklichsten und menschenmörderischen Ideologien des 20. Jahrhunderts: der Sowjetkommunismus und der Nationalsozialismus.
Der Zweite Weltkrieg war die giftige Frucht des Ersten. Doch seither, seit fast 70 Jahren, hat Europa Frieden (schmerzliche Ausnahme: die Balkankriege 1991-1995). Hat Europa gelernt, dass es nur miteinander geht? Jetzt, da viele in die wohlverdiente "Sommerfrische" gehen, lohnt es sich, für den Frieden bei uns zu danken und um den Frieden in der Welt zu beten.
Reden, Predigten, Texte und Zeitungsbeitrage von Kardinal Schönborn