Die renommierte österreichische Wochenzeitung "Die Furche" feiert ihr 70-jähriges Bestehen.
Die renommierte österreichische Wochenzeitung "Die Furche" feiert ihr 70-jähriges Bestehen.
Chefredakteur Mitlöhner: "Furche" verstand ihr "Katholisch-Sein nie als Widerspruch zum Dialog, sondern als dessen Ausgangspunkt".
Die renommierte österreichische Wochenzeitung "Die Furche" feiert ihr 70-jähriges Bestehen. In einer 48 Seiten umfassenden Jubiläumsausgabe blicken Chefredakteur, Herausgeber und Eigentümervertreter auf die wechselvolle Geschichte des als katholisch-weltoffenes Blatt gegründeten Mediums zurück und benennen aktuelle Herausforderungen; in Beiträgen zu menschlichen Grundkategorien wie "Lieben", "Verstehen", "Glauben" und "Arbeiten" veranschaulicht die Redaktion die große inhaltliche Bandbreite der Zeitung.
Offiziell gefeiert wird "Die Furche" am Freitagabend, 4. Dezember 2015 mit einem Festakt in der Kuppelhalle des Kunsthistorischen Museums. Grußworte spricht dabei Bundespräsident Heinz Fischer, die Laudatio hält der Wiener Theologe Paul Zulehner.
Der katholische Publizist Friedrich Funder (1887-1959) setzte den Anfang mit der Gründung der "Kulturpolitischen Wochenschrift" am 1. Dezember 1945. Von 1946 bis 1955 trug das Blatt die Bezeichnung "Die österreichische Furche". Laut Chefredakteur Rudolf Mitlöhner hat sich "Die Furche" von Anfang an als "Lebens-Zeichen" verstanden: "in den Jahren nach dem Krieg als Beitrag zum moralischen und geistigen Wiederaufbau, dann als Forum des 'Gesprächs der Feinde' aller Art, stets als Gegenprogramm zu Engführungen in politischen, gesellschaftlichen und religiösen Dingen". Das Katholisch-Sein als "genetische Grundausstattung" habe "Die Furche" nie als Widerspruch zur Fähigkeit und Bereitschaft zum Dialog verstanden, sondern als dessen Ausgangspunkt. Für Mitlöhner bringt es der Völkerapostel Paulus im Neuen Testament auf den Punkt, worum es der Zeitung geht: "Prüft alles und behaltet das Gute!"
Herausgeber Heinz Nußbaumer wies in einem von Mitlöhner moderierten Gespräch auf die enormen Änderungen in der Medienlandschaft hin; auch angesichts der hohen Medienkonzentration in Österreich habe es ein Qualitätsmedium wie "Die Furche" nicht leicht. Doch es gehe ihr "besser, als es gemäß den Kassandrarufen aus der Medienwelt zu erwarten wäre". Die Informationsflut aus der digitalen Welt führt laut Nußbaumer zu einer zunehmenden Sehnsucht nach Orientierung, Relevanz und Glaubwürdigkeit. "Und dieser Sehnsucht können wir in einem hohen Ausmaß Rechnung tragen."
Als Pluspunkt wertet Nußbaumer dabei, dass das Thema Religion in der "Furche" nicht wie in anderen Medien "unterbelichtet bleibt". Die Zeitung habe sich im Bewusstsein ihres katholischen Fundaments "dem weiteren Horizont der unterschiedlichen Konfessionen und Religionen geöffnet". Dies stehe für "eine Form von Zeitgemäßheit, mit der wir den anderen überlegen sind".
Co-Herausgeber Wilfried Stadler betrachtet "Die Furche" als Zeitung für "Kantholiken"; sie stelle ein Angebot auch für jene dar, die "der Sphäre des Religiösen fernstehen, aber dennoch überzeugt sind, dass die Wertorientierung nicht alleine aus uns selbst heraus gefunden werden kann".
Auch für Geschäftsführerin Gerda Schaffelhofer bietet "Die Furche" etwas Eigenständiges und Einmaliges: "Sie transportiert Wissen, das auch die Herzen der Menschen erreicht." Genau dies brauche die heutige Gesellschaft.
Ins selbe Horn stieß Markus Mair, Vorstandsvorsitzender der "Styria Media Group AG", der "Die Furche" seit 20 Jahren angehört: Medien hätten gerade jetzt eine hohe Verantwortung bei der Beschreibung von Situationen sowie beim Geben möglicher Antworten und seien gefordert, "Polarisierungen entgegenzuhalten". Mair äußerte den Wunsch, "dass wir mit der 'Furche' weiterhin abseits des üblichen Meinungs-Mainstreams einen Ort der besonderen gedanklichen Auseinandersetzung finden werden".
Styria-"Head of Communication" Matthias Opis skizzierte die wechselvolle Geschichte des Wochenblattes. Laut dem gängigen Gründungsmythos gehe es in seinem Ursprung - wie die Zweite Republik insgesamt - auf den "Geist der Lagerstraße" von Dachau zurück und diente als journalistisches Projekt der Versöhnung und Befriedung der politischen Verhältnisse. "Gefühlt hat 'Die Furche' sieben Leben, von denen sie in den nunmehr sieben Jahrzehnten ihres Bestands wohl schon einige verbraucht hat", spielte Opis auf immer wieder aufgekommene Einstellungsansätze und engagiertes Gegensteuern an. "Das meiste, was gleichzeitig mit der 'Furche' in der Aufbruchsstimmung des Nachkriegs aus der Taufe gehoben wurde, existiert nicht mehr."
Seit ihrer Gründung existiere "Die Furche" mit dem "Widerspruch, dass öffentliche Wertschätzung und tatsächliche Nachfrage mehr oder minder deutlich auseinanderklaffen". Dass die Zeitung immer noch existiert, verdanke sich dem Einsatz von Persönlichkeiten wie Friedrich Funder, Kurt Skalnik, Wolfgang Schmitz, Hans Sassmann oder Horst Pirker. Werteorientierung, Weltoffenheit und Wandlungsfähigkeit bilden nach den Worten Opis' einen "Markenkern" und "Stärken, auf die sich 'Die Furche' verlassen kann". Diese seien angesichts von Herausforderungen wie Digitalisierung oder Gewinnung jüngerer Leserschichten gefragter denn je.
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