Wien ist seit langem Heimat für Menschen aus dem christlichen Osten. Eine eigene deutschsprachige Gemeinde ist im Entstehen.
Wien ist seit langem Heimat für Menschen aus dem christlichen Osten. Eine eigene deutschsprachige Gemeinde ist im Entstehen.
Wiener Priester Nikolaus Rappert feiert wöchentlich in griechisch-orthodoxer Dreifaltigkeitskathedrale und St. Georgskirche.
In Wien ist derzeit eine deutschsprachige orthodoxe Gemeinde im Entstehen. Metropolit Arsenios (Kardamakis) hat den Wiener Priester Nikolaus Rappert mit dem Aufbau und der seelsorglichen Begleitung beauftragt. Seit einigen Wochen findet jeden Samstagabend entweder in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (Fleischmarkt 13) oder der St. Georgskirche (Griechengasse 5) ein deutschsprachiger Gottesdienst (Göttliche Liturgie) statt.
Rappert begründete die Notwendigkeit der neuen deutschsprachigen Gemeinde damit, dass es zum einen immer wieder auch Übertritte von Österreichern zur orthodoxen Kirche gibt. Diese Gläubigen könnten einem Gottesdienst in beispielsweise griechischer Sprache nicht folgen.
Zum anderen geben es auch immer mehr Mischehen zwischen orthodoxen Christen unterschiedlicher Nationalität. Und in diesem Fall gebe es für die Ehepartner oft keine Möglichkeit, gemeinsam einen Gottesdienst zu besuchen, in dem beide die liturgische Sprache verstehen. Schließlich finden die orthodoxen Gottesdienste hierzulande etwa auf Griechisch, Serbisch, Russisch, Rumänisch oder Bulgarisch statt. Die gemeinsame Sprache aller orthodoxen Christen in Österreich sei aber Deutsch.
Die neue deutschsprachige orthodoxe Gemeinde gehört kirchenrechtlich zur griechisch-orthodoxen Metropolis von Austria und zugleich übergeordnet dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel an.
Nikolaus Rappert weist eine ökumenisch bemerkenswerte und zumindest für Österreich auch einzigartige Biografie auf. Der gebürtige Wiener (Jahrgang 1974) trat erst vor kurzem von der katholischen Kirche zur orthodoxen Kirche über, im vergangenen Mai wurde er von Metropolit Arsenios zum Diakon und im September zum Priester geweiht.
Rappert studierte u.a. katholische Theologie, wobei sein Interesse immer auch schon der Orthodoxie gegolten habe, wie er gegenüber "Kathpress" erläuterte. Zudem war er in einigen ökumenischen Gremien der Erzdiözese Wien engagiert. Vor rund zwei Jahren habe ihn schließlich Metropolit Arsenios gefragt, ob er nicht Priester in der orthodoxen Kirche werden wolle. Der verheiratete Familienvater (zwei Kinder) und promovierte katholische Theologe entschied sich schließlich zum Übertritt in die orthodoxe Kirche. Freilich nicht, weil er sich in der katholischen Kirche nicht mehr zu Hause gefühlt hätte, "aber ich habe gespürt, dass es der Ruf Gottes war", so Rappert wörtlich.
Die Unterschiede zwischen orthodoxer und katholischer Kirche wolle er auf jeden Fall nicht überbewerten, von großen trennenden Punkten wolle er schon gar nicht sprechen. Er entdecke nun beispielsweise den großen spirituellen Reichtum der orthodoxen Gebete, "aber im Wesentlichen gibt es keinen Unterschied zur katholischen Tradition". Die Liturgie feiere er nun im orthodoxen Ritus, "inhaltlich ist es aber dasselbe, nur die Verpackung ist anders". Und natürlich spiele auch weiterhin Papst Franziskus und dessen Botschaft für ihn eine wichtige Rolle.
Rappert führt seinen priesterlichen Dienst ehrenamtlich aus und ist weiterhin in seinem Brotberuf Bibliothekar an der Wiener Universitätsbibliothek. Er ist zudem auch Beauftragter der Metropolis von Austria für die Krankenhausseelsorge. Diesen Dienst übe er derzeit vor allem im Wiener AKH aus, wie Rappert berichtete. Wenn notwendig, werde er künftig zudem als Gefängnisseelsorger zur Verfügung stehen.
Deutschsprachige orthodoxe Gemeinde in Wien:
www.orthodoxie.at/gemeinde/