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12.02.2018 · Glaube · Kunst&Kultur

Günther Lainer: „Die Sakristei war unser Facebook“

„So wie Jesus gelebt hat und was er gemacht hat, daran glaube ich“, unterstreicht der Komiker Günther Lainer.

Günther Lainer ist gelernter Tischler, ausgebildeter Pastoralassistent und Religionslehrer. Nun ist er Komiker. „GausL“ (Günther aus Linz) gehört zum ORF-Fernsehrateteam von „Was gibt es Neues“. Der Glaube ist bis heute für ihn wesentlicher Lebensbestandteil.

 

Menschen zum Lachen zu bringen und das nicht nur im Fasching, das ist Günther Lainers Berufung.

 

Obwohl er in Linz lebt, ist Günther oft in Wien. Einerseits durch seine Auftritte im Kabarett, oder im Theater „Globe“, wo er in Romeo und Julia mitspielt, besonders aber durch die ORF-Fernsehcomedy-Rateshow „Was gibt es Neues?“. Dabei werden jeden Freitagabend Gäste aus der österreichischen Kabarettszene mit seltsamen Begriffen, kuriosen Geschichten und unerklärlichen Gebrauchsdingen konfrontiert, die sie erraten müssen.

 

Ich treffe Günther Lainer vor dem Stephansdom. Lainer ist unübersehbar. „Früher wollte ich immer Koch werden, aber man sieht es mir an, ich bin auf der anderen Seite gelandet“, scherzt der zweifache Familienvater.

 

Wie haben Sie Ihre Prägung im Glauben erfahren?

Meine Mutter war sehr gläubig. Sie war auch der Grund, warum ich mit acht Jahren zum ministrieren angefangen habe, was ich bis zum 18. Lebensjahr machte.

 

Da habe ich auch meine Freunde gehabt. Nach dem Hochamt im Linzer Dom sind wir zum Frühschoppen gegangen und am Nachmittag haben wir dann etwas unternommen. Die Sakristei war unser Facebook. Wenn wir uns getroffen haben, dann haben wir uns wirklich getroffen. Damals gab es noch kein Handy oder Internet.

 

Sie haben eine Tischlerlehre gemacht?

Ich wollte immer Koch werden, das war immer mein Traum seit der Volksschule. Ich bin, glaube ich, im Fasching immer nur als Koch gegangen. Irgendwann ist mein Cousin gekommen, der Tischler war, und hat mir von dem Beruf erzählt, wie super das ist, mit dem Holz zu arbeiten, dass es so gut riecht und dass man eigene Möbel für sich machen kann. Ich habe mir gedacht, das taugt mir auch. Aber mein Problem war, ich war eigentlich sehr ungeschickt.


Sie sind den Weg trotzdem gegangen?
Die Zeit als Tischler war für mich sehr intensiv. Ich habe sehr viel gelernt, nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Das war oft nicht sehr einfach, zwischen Gesellen und Lehrlingen gab es sehr viele Konflikte. Das war eine eigene Welt.

 

Warum folgte dann das Seminar für kirchliche Berufe?
Ein Praktikant von dort bei uns in der Linzer Dompfarre hat mich auf die Idee gebracht. Ich habe die Ausbildung zum Pastoralassistenten gemacht und gleichzeitig zum außerordentlichen Religionslehrer.

 

Nach dem Seminar bin ich in die Betriebsseelsorge der Linzer VOEST gekommen. Parallel dazu gab es eine Lehrverpflichtung in der Werksberufsschule.

 

In St. Pölten haben ich die Ausbildung zum ordentlichen Religionslehrer nachgemacht, zwei Jahre nebenberuflich. Ich bin Tischler, Pastoralassistent und Religionslehrer, das habe ich wirklich gelernt.


Heute sind Sie aber Komiker?
Kabarett kann man eigentlich nicht lernen. Da muss man irgendwie hineinwachsen. In der Zeit im kirchlichen Seminar habe ich ein Praktikum in Frankenburg im Innviertel gemacht. Dort habe ich den stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates kennengelernt, der Kabarett gemacht und jongliert hat. Er hat mir das gezeigt. Und das hat mich so fasziniert, das wollte ich auch machen.

 

Wie ging es weiter?
Mein Kollege Manfred Linhart, der auch im Seminar war, machte Clownerien. Irgendwann sind wir auf die Idee gekommen, gemeinsam ein Kabarett-Programm zu schreiben. Damit sind wir durch viele Pfarrsäle in Österreich gefahren. Das war praktisch eine kleine Tournee von Dienstag bis Samstag.

 

Dann wollten wir auf eine richtige Kulturbühne. In Graz haben wir uns beim „Grazer Kleinkunstvogel“ angemeldet. Wir haben gesagt, das machen wir noch und dann ist Schluss, dann gehen wir wieder einem ordentlichen Beruf nach, Pastoralassistent und Religionslehrer. Wir sind aber ins Finale gekommen und haben den Jurypreis gewonnen.

 

Ab dann haben Sie nur mehr Kabarett gemacht?
Nicht unmittelbar danach. Ich bin in Karenz gegangen, da unser Sohn auf die Welt kam. Danach war die Frage, gehe ich zurück in die Schule oder konzentriere ich mich ganz aufs Kabarett. Ich habe es einfach ausprobiert, und das hat dann gepasst.

 

Haben Sie Ihre Kinder im Glauben erzogen?
Wir haben schon versucht, dass wir ihnen den Glauben näher bringen. Aber heute ist bei ihnen der Bezug zum Glauben und der Kirche etwas verloren gegangen. Unser Sohn hat begonnen, Tennis zu spielen, und hat da seinen Freundeskreis, die Tochter ist im Maturastress. Wir diskutieren aber sehr viel darüber, was in der Kirche passiert.


Sind Sie gläubig geblieben?
Ich habe schon noch einen Glauben. Ich kann nicht sagen, was Gott für mich ist. Ich glaube an das Gute in den Menschen. Das Bibelverständnis ist ja, dass der Mensch ursprünglich gut ist und wir uns gegenseitig wertschätzen.

 

So wie Jesus gelebt hat und was er gemacht hat, daran glaube ich.

 

Sprechen Sie mit Kabarettkollegen über Glaubensfragen?
Ich bin bei den Kabarettisten einer der wenigen, die nicht aus Kirche ausgetreten sind. Ich diskutiere darüber sehr viel mit den Kollegen. Zum Beispiel mit Michael Niavarani, mit dem ich viel gespielt habe.

 

Er sagt, seitdem Franziskus Papst ist, überlegt er wieder in die Kirche einzutreten. Franziskus vermittelt den Leuten Aufbruchsstimmung. Das braucht die Kirche. Vielleicht wäre auch ein Drittes Vatikanisches Konzil nicht schlecht, wo man sich die liturgischen Texte ansieht und sich der Frage zeitgemäßer Liturgie widmet.

 

Was ist Ihnen mit Ihrem Kabarettprogramm wichtig?
Man muss viel lachen können. Ein ernstes Kabarett wäre ein Theaterstück, aber kein Kabarett.

 

Mir geht es darum, Themen, die den Zeitgeist betreffen, anzusprechen. Zum Beispiel das Einkaufsverhalten der Menschen bei IKEA. Die kaufen Sachen, obwohl sie sie nicht brauchen, nur um des Kaufens willen, wie Servietten oder Teelichter.

 

Ich finde, Kabarett muss ohne moralischen Zeigefinger auskommen. Ich habe es zum Beispiel nicht ausgehalten, wenn ein Priester gepredigt und mir gesagt hat, was ich tun soll.

 

Eine gute Predigt ist für mich eine, in der man Impulse erhält. So sollte auch gutes Kabarett sein, mit Lachen. Eine Predigt mit Lachen kann man sagen.

erstellt von: Der SONNTAG / Stefan Hauser
12.02.2018
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Weitere Informationen:

„Drum san man Landsleut, linzerische Buama“. Komiker Günther Lainer und Redakteur Stefan Hauser stammen aus der Stahlstadt.

 

Zur Person

Der 1969 geborene Günther Lainer ist gelernter Tischler, ausgebildeter Pastoralassistent und war auch als Religionslehrer tätig. Lainer ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.

 

Seit 2006 tritt er gemeinsam mit Ernst Aigner auf. Sie entwickelten das Kirchenkabarett: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Flaschen.“  

 

Bisher gab es dreizehn gemeinsame Kabarettprogramme. Als Jongleur GausL tourt er durchs Land. Günther Lainer ist Gast in der ORF-Comedy-Sendung „Was gibt es Neues“ und in der Puls 4-Serie „Bist Du deppert?“

 

Internet: www.guentherlainer.at


Radiotipp

Wie lernt man für ein Kabarett und erarbeitet sich einen Sketch?

Darauf gibt Günther Lainer in den Perspektiven Antwort am 12. Februar um 17.30 Uhr auf radio klassik Stephansdom.

 


weitere Informationen zu

Der SONNTAG

die Zeitung der Erzdiözese Wien

Stephansplatz 4/VI/DG

1010 Wien
T +43 (1) 512 60 63
F +43 (1) 512 60 63-3970

E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at

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