„Gegenseitiger Respekt ist bei diesem Thema – wie auch in allen anderen Momenten des Familienlebens – das Zauberwort. Wenn man gemeinsam den richtigen Weg findet, dann ist das gewiss ein Gewinn und eine Chance für alle Familienmitglieder.“
„Gegenseitiger Respekt ist bei diesem Thema – wie auch in allen anderen Momenten des Familienlebens – das Zauberwort. Wenn man gemeinsam den richtigen Weg findet, dann ist das gewiss ein Gewinn und eine Chance für alle Familienmitglieder.“
Erziehung ist Elternsache – keine Frage. Aber gerade wenn es zu religiöser Erziehung kommt, spielen die Großeltern oft eine große Rolle, werden zu
Seelenbegleitern und Weggefährten in Sachen Glaube.
Unaufdringlich und unaufgeregt war die Art und Weise, in der meine Großeltern ihren Glauben lebten. Und wie sie ihn mir vermittelten: Sie gingen gerne und oft – vor allem in den gemeinsamen Urlauben – mit mir in eine Kirche, um eine Kerze anzuzünden.
„Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf“, war der Spruch, den mir meine Oma ins Stammbuch geschrieben hat. Als ich mir mit 16 das Kreuzband riss, versicherte mir mein Großvater, dass „der liebe Gott“ alles wieder richten werde.
An der Schönheit der Natur – vor allem an den Tiroler Gebirgszügen – konnten sich beide so freuen, wie es mir selten davor und selten danach wieder begegnet ist. Ihren 50. Hochzeitstag feierten sie mit einer Messe und im Kreis ihrer Lieben.
Geklagt haben sie so gut wie nie. Nicht über die schwere Zeit im Krieg, als meine Oma quer durch Österreich fliehen musste, um ihre Tochter – meine Mutter – und sich zu retten oder als mein Opa in Kriegsgefangenschaft in Russland war.
„Mit Gottes Hilfe“: Diesen Satz hörte ich oft von ihnen im Zusammenhang mit Dingen, die gut gegangen waren. Oder auch „so Gott will“, wenn sie auf den guten Ausgang einer Sache hofften, aber nicht sicher waren, was passieren würde.
Selbst als sie immer älter wurden und das Leben für sie wirklich beschwerlich wurde, blieben sie für mich wunderbare, herzliche, liebenswürdige und optimistische Begleiter in meinem Leben.
Und so unaufdringlich und unaufgeregt sie ihren Glauben auch lebten, so nachhaltig beeindruckend war für mich, wie sie es taten. Zwei Menschen, im Vertrauen auf Gott. Egal, was kommt.
„Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder bei ihren Großeltern sehen, wie der Glaube Lebensgrundlage sein kann“, sagt Beatrix Auer, Leiterin der Seniorenpastoral in der Erzdiözese Wien und selbst leidenschaftliche Oma: „Gerade auch heutzutage, wenn Kinder von ihren Eltern oft nicht mehr religiös erzogen werden. Wenn Religion und Glaube in vielen Familien im Familienleben kein Platz mehr eingeräumt wird.“
Omas und Opas seien dann oft die ersten, vielleicht sogar die einzigen, die den Glauben für ihre Enkelkind sichtbar und erlebbar machen.
Und das auf alle erdenklichen Weisen. Sie machen den Kindern beim Verabschieden ein Kreuzzeichen auf die Stirn. Sie beten ein Tischgebet oder ein Abendgebet, wenn die Enkelkinder mal bei ihnen übernachten.
Sie staunen mit ihren Enkeln über Käfer, Schmetterlinge oder Blumen, über Gottes Schöpfung. Sie erzählen aus ihrem Leben, erzählen, was ihnen Kraft gibt und warum, reden unverkrampft und authentisch über Gott. Für die älteren Enkelkinder können Großeltern oft zu verlässlichen Gesprächspartnern werden – auch wenn es um schwierige Fragen gehe, um Fragen etwa nach dem Sinn des Lebens.Religiöse Begleitung
„Ich kenne viele junge Eltern, die das Engagement der Großeltern sehr schätzen“, sagt dazu Beatrix Auer: „Großeltern sind wichtig für Kinder, sie sind ihre Wurzeln, ihre Familie. Sie sind diejenigen, die Mama und Papa geprägt haben. Und es ist unendlich schön, wenn sie sich am Leben ihrer Enkelkinder beteiligen wollen.“ Und religiöse Erziehung durch die Großeltern passiere da oft fast „automatisch“, sagt Beatrix Auer.
Obwohl: Von „religiöser Erziehung“ spreche sie in diesem Zusammenhang eigentlich nicht so gern, „religiöse Begleitung“, das treffe es viel besser. „Viele junge Eltern verbinden mit Kirche heute schon noch ein Heimatgefühl, wissen aber nicht, wie sie das ihren Kindern vermitteln können. Und sie sind dann vielleicht sogar froh, wenn Oma und Opa das übernehmen, wenn sie in diesem Bereich Begleiter ihrer Enkelkinder sein können.“
Natürlich gebe es aber auch jene Familien, wo man im Bezug auf die religiöse Begleitung sensibel agieren müsse. „Wenn Eltern ihre Kinder bewusst nicht religiös erziehen, kann es ihnen schon mal sauer aufstoßen, wenn bei Oma und Opa am Tisch gebetet wird oder mit den Kindern bei jedem Spaziergang auch in eine Kirche gegangen wird, um dort eine Kerze anzuzünden.
Und nicht gläubige Eltern freuen sich zwar vielleicht, wenn Oma und Opa mit den Kleinen draußen spielen – „als Freude an der Schöpfung wollen sie die Abenteuer im Grünen aber vielleicht nicht verstanden wissen“, sagt Beatrix Auer und rät deshalb: „Gerade wenn ich weiß, mein Kind, mein Schwiegerkind, hat mit Religion und Glaube ein Problem, kann ich das ja ganz direkt ansprechen.
Ich denke, Großeltern stellen viel zu selten Fragen wie: Was wünschst du dir von mir als Oma, als Opa, wenn es um den Glauben geht? Sollen wir vielleicht die Kinder in die Kirche mitnehmen?“
Miteinander über die eigenen Erwartungen nachzudenken, sie zu diskutieren – das sei gerade auch hier wichtig, damit es nicht zu Missverständnissen oder Misstönen kommt.
„Gegenseitiger Respekt ist bei diesem Thema – wie auch in allen anderen Momenten des Familienlebens – das Zauberwort. Und wenn man gemeinsam den richtigen Weg findet, dann ist das gewiss ein Gewinn und eine Chance für alle Familienmitglieder.“
Seit über 40 Jahren bietet der Katholische Familienverband den Oma-Dienst an. Jetzt werden dringend „neue“ Omas gesucht.
Die Frauen, die bei uns als Leih-Oma vermittelt werden, füllen diese Tätigkeit mit Leib und Seele aus“, sagt Andrea Beer. Seit 2003 ist sie beim Oma-Dienst des Katholischen Familienverbandes beschäftigt und hat in dieser Zeit bereits hunderte Omas vermittelt.
„Zwischen den meisten Omas und ihren Familien entstehen jahrelange Beziehungen. Die Omas sind in den allermeisten Fällen Teil der Familie, berichten davon, wie bereichernd die Tätigkeit ist, wie viel sie von den Familien zurückbekommen und wie wohl sie sich fühlen.“
Aber was macht eine Leih-Oma eigentlich genau?
„Jede Leih-Oma macht mit ,ihrer‘ Familie aus, in welchem Ausmaß sie für die Kinder zuständig ist“, erklärt Andrea Beer. Meist wird viel gespielt und vorgelesen.
In manchen Familien begleiten Leih-Omas die Kinder in die Schule und den Kindergarten oder holen sie von dort ab. Manche Leih-Omas helfen bei den Hausaufgaben oder kochen für die Kinder. „Eine Haushaltshilfe ist eine Leih-Oma jedoch nicht“, stellt Andrea Beer klar.
Jede Oma bekommt von „ihrer“ Familie eine Aufwandsentschädigung. „Die Familien machen sich den Betrag aus – wir empfehlen derzeit 12 Euro pro Stunde.“
Leider, so Andrea Beer, herrsche derzeit ein Mangel an Leih-Omas. „Ich habe dutzende Anfragen von Familien, leider aber nicht genügend Omas“, sagt Andrea Beer.
Gesucht werden Frauen ab etwa 60 Jahren, die fit und belastbar sind.
Wenn Sie sich für ein Engagement als Leih-Oma interessieren, melden Sie sich bitte bei Andrea Beer: 01/ 515 52-3337 oder per Mail omadienst@edw.or.at
Im Herbst wird es in der Erzdiözese Wien wieder eine Oma-Opa-Enkelwallfahrt geben.
Die Termine:
Sa., 12. Oktober, 14.00 Uhr,
Treffpunkt Wallfahrtskirche Hl. Berg in Hautzendorf
und
So., 13. Oktober,
9.30 Uhr beim Feuerwehrhaus Kienegg bzw. 10.00 Uhr am Dorfplatz in Lichtenegg.
Nähere Informationen dazu im
Referat für Seniorenpastoral unter
Tel: 01/ 51552-3335 oder
per E-Mail unter seniorenpastoral@edw.or.at
weitere Informationen zu
E-Mail-Adresse: redaktion@dersonntag.at