Wallfahren bleibt aktuell: Eine herzliche Begegnung in Maria Saal, dem traditionsreichen Wallfahrtsort, dort wartete eine Gesangsrunde mit Kärntnerliedern auf und eine Musikgruppe erfreute die Zuhörenden.
Wallfahren bleibt aktuell: Eine herzliche Begegnung in Maria Saal, dem traditionsreichen Wallfahrtsort, dort wartete eine Gesangsrunde mit Kärntnerliedern auf und eine Musikgruppe erfreute die Zuhörenden.
Vom 14. bis 17. August wallfahrteten 230 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder aus dem Nord-Vikariat mit dem Zug nach Enns, Klagenfurt, Maria Saal und Admont. Der SONNTAG pilgerte mit.
Wallfahren ist für mich ein Symbol für das Leben überhaupt, nämlich unterwegs zu sein auf ein Ziel hin, und das gemeinsam mit anderen Menschen“, sagt Weihbischof und Bischofsvikar Stephan Turnovszky zum SONNTAG.
Warum das Nord-Vikariat seiner Meinung nach so gerne pilgert? „Das geht zurück auf meinen Vorgänger als Bischofsvikar, Prälat Matthias Roch, der mit dem Weinviertler Pilger-, Glaubens- und zuletzt Bibelweg, den ich weiterführen durfte, eine gute Tradition ins Leben gerufen hat“, sagt Turnovszky: „Das Weinviertel eignet sich auch gut für das Unterwegs-Sein, weil zwischen den Orten keine großen Bergkämme und keine eingefurchten Täler sind.“
Die Besonderheiten der heurigen Vikariatswallfahrt? „Da ist zum einen die Art der Fortbewegung, mit einem Sonderzug von Ernstbrunn nach Klagenfurt. Wir konnten auch gemeinsam beten durch die Beschallung im Zug, wir hatten auch einen Kapellenwagen mit“, betont der Bischofsvikar: „Zum anderen ist da das Ziel: die nächtliche Marien-Schiffsprozession auf dem Wörthersee, einzigartig in Österreich.“
Einzelsegen |
Am Ende des festlichen Gottesdienstes in der Stiftskirche Admont am 17. August spendeten die Priester den Einzelsegen. Viele waren sichtlich berührt, manche hatten Tränen in den Augen. |
Gruppenbild |
Admont war die letzte Station der großen Vikariatswallfahrt. Das Benediktinerstift geht zurück auf die hl. Hemma von Gurk, die zu ihrer Zeit das kirchliche Leben in Kärnten geprägt hat. |
Kapellenwagen |
Der liebevoll eingerichtete „Kapellenwagen“ im Sonderzug wurde von vielen Wallfahrerinnen und Wallfahrern während der langen Zugfahrten gerne aufgesucht. Das Liturgie-Team gestaltete von hier aus die Gebete und Gesänge. |
Prozession Maria Saal, |
„Ist das, was wir in diesen Tagen tun, sinnvoll? Gott braucht keine Wallfahrten, der Mensch braucht Wallfahrten, weil sie ihn aus dem gewohnten Trott herausführen“, sagte Dechant Thomas Brunner in seiner Predigt bei der Festmes |
im Schiffsbauch |
Auch bei der Schiffsprozession auf dem Wörtersee suchte Weihbischof Stefan Turnovsky das Gespräch mit den 230 Wallfahrerinnen und Wallfahrern. |
Salzl, Freistetter, Turnovszky, |
Militärbischof Werner Freistetter, Apostolischer Administrator der Diözese Gurk-Klagenfurt, leitete die 65. Schiffsprozession am Abend des 15. August. Weihbischof Stephan Turnovszky predigte (siehe Seite 3), Pfarrer P. Herbert Salzl SDB freute sich, „dass das Wetter bis auf ein paar Regentropfen“ gehalten hat. |
Worship-Schiff, |
Für die mitreisenden Ministranten und die Jugendlichen gab es auf dem eigenen „Worship-Schiff“ bei der Schiffsprozession viel zu erleben. Als die Lobpreis-Band zu spielen begann, zückten alle ihre Handys, suchten den Liedtext und sangen mit. Es wurde viel gebetet und auch getanzt, bis das Schiff knapp nach Mitternacht wieder in Klagenfurt anlegte. |
vor dem Zug, |
„Der Sinn einer Wallfahrt ist es auch, verändert nach Hause zu kommen“, sagte Weihbischof und Bischofsvikar Stephan Turnovszky bei der Auftalt-Messe in Enns in Oberösterreich. Zu einer Wallfahrt gehören ein Weg, ein Ziel und die Gruppe bzw. Gemeinschaft. „Sucht das Gespräch“, lud der Weihbischof ein: „Redet nicht übereinander, sondern miteinander.“ Dies wurde an den vier Tagen der Wallfahrt von allen beherzigt. Besonders vorbildlich: die Ministranten aus Zlabern, Neudorf und Laa, die bei den vier Messen am Altar dienten und die großen Ministrantinnen und Ministranten aus Obersdorf, die auch in den beiden Buffetwagen des Sonderzuges servierten. |
Abstieg, |
Ungeplant etwas steil bergab ging es für einen Teil der Wallfahrergruppe auf dem Weg nach Maria Saal. Nachdem der Weg plötzlich zu Ende war, wagte ein Teil der Gruppe den Abstieg über Stock und Stein. Dabei halfen die Kinder und Jugendlichen den älteren Wallfahrern den steilen Hang durch den Wald hinunter zum richtigen Weg. |
Für Josef Schwaiger (Pfarre Maissau) ist das Pilgern „ein Herausgerissenwerden aus dem normalen Trott des Lebens“. Das Nordvikariat beherberge „ein Volk, das gerne unterwegs ist auf ein Ziel hin und das die Gemeinschaft liebt“.
Eva Eigner (Pfarre Gaweinstal) pilgert gerne, weil sie „die Gemeinschaft und das gemeinsame Beten in der Natur “ liebt. Das Nord-Vikariat pilgere deshalb gerne, „weil es schöne Pilgerwege und schöne Landschaften gibt“, sagt Eigner.
Cäcilia Kaltenböck, Obfrau des „Vereins der Freunde und Förderer des Bildungshauses Großrußbach“ wallfahrtet oft, „weil wir als Kirche immer unterwegs sind“. Den Wert des Gemeinschaftserlebnisses bei den Wallfahrten hat sie „im Lauf der Zeit immer mehr schätzen gelernt“. Das Nord-Vikariat pilgere ihrer Meinung nach deswegen so gern, „weil durch das Zusammenwachsen der Pfarren erlebt worden ist, dass Kirche mehr ist als der eigene Kirchturm“.
Johann Schachenhuber, Vorsitzender der Katholischen Männerbewegung im Nord-Vikariat, hat das Wallfahren „schon von Jugend an begeistert“. Oft würden sich bei diesen Wallfahrten „sehr intensive Gespräche ergeben“. Durch die Weinviertler „Glaubens“- und „Pilgerwege“ sei „eine sehr große Wallfahrts-Begeisterung im Vikariat entstanden“, meint Schachenhuber:
„Beim Pilgern bekommt man einfach den Kopf frei“, unterstreicht Helga Zawrel, langjährige stv. Vikaratsratsvorsitzende: „Man kann dabei Kraft tanken durch das Gebet in der Natur, ob allein oder gemeinsam“. Das Nordvikariat pilgere gern, „weil wir nah bei den Menschen in den Dörfern sein wollten, so haben wir alle Pfarre des Vikariats besucht“.
Auch Franz Amon (Pfarre Sonnberg) ist „schon als Kind wallfahren gegangen, damals besonders oft nach Maria Gugging“. Bei seinen Mariazell-Wallfahrten habe man damals „sehr einfach in Scheunen und auf Heuböden genächtigt“. Das Nord-Vikariat habe beispielsweise mit dem „Weinviertler Pilgerweg“ eine „besondere Nähe zu den dabei besuchten Pfarren geschaffen“.
Messe im Dom: Pfarrer Philipp Seher lud in seiner Predigt am 15. August im Klagenfurter Dom die Mitfeiernden ein, die „geniale Bibliothek Bibel“ zu nutzen, den Himmel offenzuhalten und so wie Elisabeth auch einen „persönlichen Ruhetag“ einzuführen, wenn es „zach“ werden sollte im Leben.
Ein spirituelles Erlebnis!
Weihbischof und Bischofsvikar Stephan Turnovszky hielt heuer am 15. August die fünf Kurz-Predigten bei der Marien-Schiffsprozession auf dem Wörthersee, an der auch die 230 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem Nord-Vikariat teilnahmen.
Bei der Eröffnung der Schiffsprozesssion in Klagenfurt erinnerte Turnovszky an die Wohlstandskluft in Europa. „Es gibt in der Europäischen Union wohlhabende und arme Menschen und Staaten, es gibt liberale und nationalkonservative, es gibt das Vereinigte Königreich, das aus der Union ausscheiden will (Brexit) und Überlegungen zur Erweiterung der Union“, sagte der Weihbischof: „Lassen wir uns nicht täuschen:
Es gibt keine Alternative zum gemeinsamen Weg, wenn wir dauerhaften Frieden wollen. Frieden gibt es nur, wenn man die Last und Mühe auf sich nimmt, andere Menschen verstehen zu wollen, wenn man akzeptiert, dass der andere eben anders ist. Und genau das bietet ja große Chancen!
Gerade hier in Kärnten am Dreiländereck germanischer, slawischer und romanischer Sprache und Kultur liegt es nahe, für Verständigung und legitime Vielfalt, für europäische Brückenschläge zu werben. Nicht die erstarkenden Nationalismen werden uns Verständigung und Frieden bescheren, sondern nur die Akzeptanz des anderen als anderen.“
In Krumpendorf verwies der Weihbischof auf die Hilfe Mariens: „Ich möchte Ihnen Mut machen, sich in schwierigen und aussichtslos erscheinenden Situationen an Maria zu wenden und ihre Hilfe zu erbitten. Probieren Sie es doch einfach aus. Maria hat großes Verständnis für Menschen, die sich fühlen, als ob sie von einem Engel verlassen worden sind.“
Bei der Station in Pörtschach unterstrich Turnovszky, der auch Österreichs Jugendbischof ist, die Themen „Jüngerschaft“ und „Jugend“. „Die Jugend hat das Recht, neue Formen und Wege zu finden. Es geht in der Jugendpastoral nicht darum, junge Menschen für die Fortführung des Gewohnten zu rekrutieren.
Die Jugend darf ihre eigenen Wege zum Glauben finden, wie sie das zum Beispiel hier auf dem Lobpreisschiff, dem Worship tut.“ Und Turnovszky weiter: „Für andere beten, der Jugend ihre Ausdrucksformen lassen und unbeirrt aus dem Glauben leben, das macht nicht nur einen selbst, sondern auch andere Menschen glücklich.“
In Velden stand das Thema „Schöpfungsverantwortung“ im Mittelpunkt. „Ich halte es für töricht, wenn der Klimawandel mit noch mehr Technik bekämpft werden soll, indem man sich nur darüber Gedanken macht, wie man mehr Energie umweltfreundlich produzieren kann, ohne die Notwendigkeit des Sparens, der Einschränkung und des Verzichtes zu thematisieren“, sagte Turnovszky: „Aus diesem Grund bin ich froh über die wachsende Sensibilität der Jugend für die Anliegen der Schöpfungsverantwortung und der Klimagerechtigkeit und unterstütze sie auch als österreichischer Jugendbischof.“
In Maria Wörth sprach Turnovszky über die Situation der Kirche in Kärnten: „Es wurde eine große Zahl an seelischen Verletzungen sichtbar, und das verloren gegangene Vertrauen belastet wohl alle involvierten Menschen.“
Turnovszky: „Echte Heilung wird nur stattfinden, wo die Wahrheit ans Licht darf UND es Vergebung statt Vergeltung gibt. Beides ist nötig: Wahrheit und Vergebung. Wo Menschen sich auf diesen Weg einlassen, ist für Gott tatsächlich nichts unmöglich.“