"Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag"
"Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag"
Eines der bekanntesten religiösen Lieder des 20. Jahrhunderts mit Versen voll Zuversicht und Vertrauen entstand in einem Berliner Gestapo-Gefängnis
Am Anfang des Briefes beschrieb Bonhoeffer, wie er die Haft erlebt: "Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe ich mich noch keinen Augenblick allein und verlassen gefühlt." Und zu der Rolle seiner Familie heißt es: "Du und die Eltern, Ihr alle, die Freunde und Schüler im Feld, Ihr seid mir immer ganz gegenwärtig. Eure Gebete und guten Gedanken, Bibelworte, längst vergangene Gespräche, Musikstücke, Bücher bekommen Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor."
Von Anfang an gegen Hitler
Von Anfang an hatte Bonhoeffer in der kirchlichen Opposition gegen Hitler gestanden. Schon früh warnte der Pazifist - Berlins jüngster theologischer Privatdozent - vor einem drohenden Krieg. Zwei Tage nach der Machtergreifung, am 1. Februar 1933, sagte Bonhoeffer in einem Radiobeitrag, dass ein Führer, der sich zum Idol seiner Anhänger mache, zum Verführer werde. Im April 1933 erklärte er bei einem Vortrag vor Berliner Pfarrern: "Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde angehören." Es sei sogar denkbar "nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen".
Am 5. April 1943 wurde der Theologe wegen "Wehrkraftzersetzung" verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Tegel überstellt. Hintergrund waren seine Verbindungen zur Widerstandsgruppe um Admiral Canaris. Sein Beitrag zum Widerstand und seine Kontakte ins Ausland waren aber noch gar nicht voll entdeckt worden. "Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig, ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle", so beschrieb er am 8. Juli 1944 im Gedicht "Wer bin ich?" seinen Zustand.
Am 8. Oktober 1944 wurde Bonhoeffer im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 ins Kellergefängnis des Reichssicherheitshauptamts (RSHA) in der Prinz-Albrecht-Straße verlegt. Am 7. Februar 1945 überstellte ihn das Regime in das bayerische KZ Flossenbürg. In der Morgendämmerung des 9. April 1945 wurde Bonhoeffer im Alter von 39 Jahren erhängt.
"Von guten Mächten" wurde erstmals 1951 in dem von Eberhard Bethge herausgegebenen Buch "Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft" veröffentlicht. Der Text wurde von inzwischen mehr als 70 Komponisten vertont, als die gelungenste gilt die Version von Siegfried Fietz - sie findet sich in etlichen kirchlichen Liederbüchern.